„Zuversicht“ – groß prangte das Wort im letzten Bundestagswahlkampf auf ungezählten Werbeplakaten einer Partei. Als sich zeitgleich viele Artikel in Zeitungen und Zeitschriften mit der Zuversicht, der Hoffnung und der Zukunft beschäftigten, wurde ich doch hellhörig. Drei Triggerworte des noch jungen Jahres, vielleicht weil wir politisch und wirtschaftlich sowohl in Deutschland als auch weltweit an einer Zeitenwende sind?
Im vergangenen Monat jährte sich der Geburtstag unserer Initiative. An Weichenstellungen in der langen mittlerweile 123 Jahre dauernden Geschichte spielten diese Stichworte eine wichtige Rolle, kumuliert in einem markanten Bibelwort: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ (Jeremia 29,11). Hoffnung und Zuversicht haben beide in sich Kraft zum Handeln und Gestalten. Es sind wichtige Nuancen, die die Hoffnung von ihrer gleichsam zweieiigen Zwillingsschwester, der Zuversicht, unterscheidet: „Zuversicht geht grundsätzlich von einem positiven Ausgang aus, ‚das wird schon‘“, sagt der Wiener Philosoph und Historiker Philipp Blom. Dagegen gehe die Hoffnung „nicht unbedingt davon aus, dass alles gut wird … sondern eher davon, dass es Sinn macht, sich für etwas einzusetzen …“
Zuversicht – von einem positiven Ausgang ausgehen
Schon mit der Einstellung „das wird schon“ zu leben, hilft zur Resilienz in wirtschaftlich schwierigen, politisch unübersichtlichen, persönlich unsicheren Zeiten. Wenn Autoriesen wanken, das Lebensrecht eines ganzen Volkes wie die Ukraine oder Israel infrage gestellt wird oder die Insolvenz der eigenen Firma uns an die Grenzen führt, ist solch eine Resilienz schon viel wert. Aber nur mit der zweieiigen Schwester „Hoffnung“ entsteht Freiraum für zupackendes Handeln.
„Hoffen – leben, als ob es eine gute Zukunft geben könnte“
„Hoffnung zu haben, das heißt zu leben, als ob es eine gute Zukunft geben könne, eine Zukunft, in der es möglich ist, Sinn zu schaffen.“ Dieser Satz, geprägt von Philipp Blom, passt zu dem markanten Zitat des ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal, wie es ausgeht.“
Hoffnung – ursprünglich eine jüdisch-christliche Idee
Schon Ernst Bloch machte ab 1938 in seinem dreibändigen Werk „Das Prinzip Hoffnung“ deutlich, dass die Spuren von „Hoffnung“ in das Alte Testament führen. Dafür ist das o. g. Bibelwort aus dem Buch Jeremia (Kap. 29,11) ein herausragendes Beispiel. Gott, der Schöpfer der Welt und der Menschen, nährt die Hoffnung, dass in der Zukunft etwas Gutes passiert. Er nennt Zielpunkte, auf die die Menschheit und die Einzelnen hinleben, „wie das Jüngste Gericht, die Wiederauferstehung, das Paradies …“ (Philipp Blom).
Zuversicht und Hoffnung – was treibt uns an?
Die Welt, auch die der Wirtschaft, ist „BANI“ – brüchig, angstmachend, nicht-linear und unverständlich. Wir wissen nicht, was als Nächstes geschehen wird. Gott aber macht uns ein großartiges Geschenk: Er schenkt uns Zukunft und Hoffnung – und damit einen Raum, in dem es möglich ist, Sinn zu schaffen.“ Sehen wir die Dinge von der Zukunft, vom Ende der Geschichte her – und bekommen so jetzt Kraft zum zuversichtlichen Durchhalten und zum hoffnungsvollen Handeln.
Michael vom Ende