In meinem Berufsleben habe ich schon zahlreiche Menschen als „Chef“ bezeichnet. Diesen Menschen gegenüber war ich verantwortlich, sie hatten mich eingestellt und konnten mich, wenn ich meine Arbeit nicht zu ihrer Zufriedenheit verrichtet hätte, auch wieder entlassen. Dankenswerter Weise waren die meisten meiner Chefs auch gute Führungspersönlichkeiten. Aber dies ist nicht immer der Fall im Geschäfts- und Arbeitsleben.
Worin besteht der Unterschied? Redner, Autor und Berater Tim Kight beschrieb, wie die Perspektive eines „Chefs“ von der einer echten Führungspersönlichkeit abweicht. Seiner Ansicht nach denkt ein Chef: „Die Menschen, die ich führe, arbeiten für mich. Sie sind dafür verantwortlich, das zu tun, was ich will.“ Dagegen denkt Kights Auffassung nach eine wahre Führungspersönlichkeit: „Ich arbeite für die Menschen, die ich führe. Ich bin dafür verantwortlich, ihnen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie brauchen, um Großartiges bewirken zu können.“
Das erinnert mich an die klassische Management-Lektüre „Der Weg zu den Besten“ von Jim Collins. Das Buch basiert auf Studien, die er und sein Team unter den leistungsstärksten Unternehmen durchgeführt haben. Sie fanden heraus, dass die führenden Unternehmen in den meisten Fällen nicht von bekannten, charismatischen
Persönlichkeiten geführt wurden, sondern von demütigen Menschen, deren Leidenschaft für Exzellenz und Erfolg durch große Demut ausgeglichen wurde.
Angesichts der Studie äußerte Collins: „Die guten bis großartigen Führungskräfte wollten nie überlebensgroße Helden werden. Sie haben nie danach gestrebt, auf ein Podest gestellt zu werden oder unerreichbare Ikonen zu werden. Sie waren scheinbar gewöhnliche Menschen, die im Stillen außergewöhnliche Ergebnisse erzielten.“
Solche Menschen finden wir auch in der Bibel. Josef, Mose, David, Nehemia und andere im Alten Testament, im Neuen Testament die Apostel Paulus und Petrus und vor allem Jesus Christus, alles Führungskräfte, die nach Kights Worten es als ihre Verantwortung ansahen, den Menschen, die sie führten, die Unterstützung zuteilwerden zu lassen, die sie brauchten, um Großes zu erreichen. Hier nur einige von vielen Beispielen:
Eine einende Vision. Eine der besten Arten, zu führen, besteht in einer Vision, die alle Beteiligten inspiriert. Nehemia entwarf eine solche, nachdem er die Ruinen des antiken Jerusalem inspiziert hatte. „Jetzt aber sagte ich zu ihnen (den an der Arbeit Beteiligten; Anm. des Autors): Ihr seht selbst unser Elend: Jerusalem ist ein einziger Trümmerhaufen, die Stadttore liegen in Schutt und Asche. Kommt, lasst uns die Mauer wieder aufbauen, damit wir nicht länger dem Gespött der Leute preisgegeben sind! Ich erzählte ihnen, wie Gott mir geholfen und was der König von Persien mir versprochen hatte. Da erklärten sie: Gut, wir wollen beginnen!“ (Neh 2,17-18). Ihre Arbeit wurde in bemerkenswert kurzer Zeit fertiggestellt.
Die Bereitschaft, anderen zu dienen. Wenn jemand das Recht gehabt hätte, Unterwerfung einzufordern, dann Jesus Christus, der inkarnierte Gott. Doch Er blieb Seinem Auftrag treu, opferte sich für die Sünden der Menschheit und bietet jedem, der Ihm nachfolgt, ein neues Leben an. „Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen. Er kam, um zu dienen und sein Leben hinzugeben, damit viele Menschen aus der Gewalt des Bösen befreit werden.“ (Mk 10,45).
Fürsorge. Die besten Führungskräfte suchen nach Wegen, ihre Mitarbeiter zu ermutigen und herauszufordern, ihre von Gott gegebenen Talente, Begabungen und Fähigkeiten einzubringen. „Weder Eigennutz noch Streben nach Ehre sollen euer Handeln bestimmen. Im Gegenteil, seid bescheiden, und achtet den anderen mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern habt das Wohl der anderen im Auge.“ (Ph 2,3-4).
© 2024 Robert J. Tamasy ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher. Er bloggt alle 14 Tage unter
www.bobtamasy.blogspot.com.
Übersetzung: Susanne Nebling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.