Ich bin immer noch tief beeindruckt vom vielleicht besten Museumsbesuch meines Lebens –
in Le Brassus im Vallée de Joux, direkt an der französischen Grenze im Schweizer Jura. Es handelt sich um das angegliederte Museum einer der teuersten Uhrenfirmen der Welt. Der Name sei auch verraten: Audemars Piguet, ein Familienunternehmen seit 1875. Warum ist der Sitz dieses Unternehmens mit einem aktuellen Jahresumsatz von ca. 2,4 Mrd. Euro von Anfang an dort, im holzreichen dünnbesiedelten Drei-Seen-Tal?
Es waren die hugenottischen Uhrmacher, die aus Frankreich wegen ihres Glaubens vertrieben worden waren und als Fachleute wegen Platzmangels von Genf aus in die umliegenden Städte wie z. B. Neuchâtel weiterzogen. Dort suchten sie günstige Arbeitskräfte – und fanden sie in den Bauern des abgelegenen Vallée de Joux, die im Winter nicht in Feld und Wald aktiv sein konnten. So „invisible“ („ungesehen“ oder „unsichtbar“) wie die geduldeten hugenottischen Flüchtlinge und die Bauern des abgelegenen Landstrichs ist auch heute dieses Museum in diesem kleinen Ort; versteckt hinter der historischen Firmenzentrale dieses weltweit agierenden und gesehenen Unternehmens. Die Technik in Uhren solcher Qualität sieht man ja i.d.R. nicht, aber sie ist mehr als beeindruckend.
In einer dieser Uhren, mit z. B. 1.140 Teilen, 40 Funktionen und 42 mm Höhe, verarbeiten die Fachleute so kleine Schrauben, dass man sie nur mit einem sehr starken Vergrößerungsglas als solche erkennt. Und die meisten technischen Teile dieser Uhren tun ja für den Betrachter unsichtbar ihren Dienst.
Unsere Beispieluhr hat einen „Ewigen Kalender“, eine faszinierende Funktion, die großes Wissen auch z. B. der Astronomie und der Gesetze der Zeit voraussetzt. Der ewige Kalender, der in die Zukunft weist, ist vom Konstruktionsteam auf „nur“ 400 Jahre begrenzt worden. Allein das ist höchst beeindruckend, nach eigenen Aussagen hätten sie ihn auf „unendlich“ stellen können. Ein überzeugendes Beispiel für Exzellenz!
Jegliches in dieser Welt hat seine Zeit, so der Prediger im Alten Testament – und die Uhrenkonstrukteurinnen und -konstrukteure dieser Welt teilen sie in Einheiten ein. Das ist schon lange so und wird vielleicht so bleiben. Größer als die Zeit aber ist die Ewigkeit. Im Blick auf den Anfang und das Ende des Universums, der Welt, unseres Lebens gelten noch ganz andere Gesetze: Eins davon formuliert der erwähnte Prediger so: „Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ (Prediger 3, 11). Vom Ende her gesehen werden beeindruckende technische Meisterleistungen, auch von Uhrmachern, nicht unwichtig und nicht des Erwähnens wert, aber sie werden relativ. Vom Ende her gesehen sind die Fragen der Zeit nicht so entscheidend wie die Fragen der Ewigkeit. Besuchen Sie trotzdem dieses einmalige Museum in Le Brassus!
Michael vom Ende
Geschäftsführer von faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft