Neustart oder The Great Reset
15.01.2021
Wir lieben Kontinuität, das Gefühl der Sicherheit, eine weniger erschreckende Zukunft, Berechenbarkeit. Aber von Zeit zu Zeit passiert im Kleinen genauso wie im Großen genau das Gegenteil. Der „Reset-Knopf“ wird gedrückt.
Bekanntes verschwindet, Maschinen und Beziehungen werden auf null gestellt, Bekanntes wie unser Wirtschaften, unsere Essgewohnheiten oder unser Umgang mit der Schöpfung wird fundamental in Frage gestellt und soll anders werden. Es geht um Zurücksetzen, Neustart und Umbruch.
- Am 31.12. jeden Jahres wird alles auf null gestellt. Ein neues Jahr, eine neue Jahreszahl, das Bewusstsein einer neuen unberechenbaren Zukunft.
- Jeder kennt irgendjemanden, der seine Abschlussarbeit schreibt – und kurz vor der Beendigung stürzt der Rechner ab. Manchmal hilft der Druck auf Reset und der Neustart, manchmal muss die Technik zurück- oder neu aufgesetzt werden. Mit mehr oder weniger großem Aufwand kann der bisherige Fleiß, Schweiß und die Mühe wieder verfügbar gemacht werden.
- Eine Freundschaft, eine Beziehung oder eine Ehe zerbrechen, die Welt bricht zusammen, alles wird wieder auf Anfang gestellt.
- Gerade hat das deutsche Fernsehen eine Sendung ausgestrahlt zum Thema „Reset – anders essen“.
- Menschen und Gesellschaften auf der ganzen Welt erleben derzeit, dass mit einem kleinen unsichtbaren Virus sich so viel verändert. Unsere Kontinuität im Wirtschaften, unser Gefühl der Sicherheit im Blick auf unsere menschlichen Beziehungen, unsere Gegenwart und unsere Zukunft wird unberechenbarer, unsicherer und tendenziell erschreckender.
Wir suchen in der Wirtschaft, verstärkt durch Corona, schon seit geraumer Zeit nach einem neuen, veränderten Führungsstil, der in der aktuellen VUKA-Welt belastbar, zielführend und nachhaltig ist. „Führen mit Herz“, so der gleichnamige Buchtitel von Peter Becker, ist z. B. ein „neuer alter“ Ansatz, ein neues Modell von Führung: sich selbst, die Mitarbeitenden und das Team als Ganzes nicht als Zahlen, Platzhalter oder „Verfügungsmasse“ zu verstehen, sondern als – Menschen. Das Wesen des Menschen und seine inneren Antriebe in den Mittelpunkt zu stellen. Und zu fragen: Wer bin ich – und wer sind wir als Team? So schlicht, so kompliziert.
Wenn bewährte Lieferketten nicht mehr funktionieren, wenn z. B. 500 Millionen unverkaufte Kleidungsstücke allein in Deutschland vorhanden sind, wenn Lernen neue, herausfordernde Formen braucht, wenn – dann ist die Kontinuität, das Gefühl der Sicherheit und Berechenbarkeit dahin.
„The Great Reset“ – so lautete der programmatische Vorschlag, der von Klaus Schwab und Prinz Charles beim Weltwirtschaftsforum 2020 vorgestellt und Hauptthema bei der gleichen Veranstaltung in diesem Jahr sein wird: Die Pandemie solle als günstige Gelegenheit verstanden und wahrgenommen werden, die „zukünftige Richtung der weltweiten Beziehungen, Volkswirtschaften und Prioritäten“ zu gestalten. Es geht um Nachhaltigkeit, Neugestaltung sozialer und ökonomischer Systeme, um Innovation, Wissenschaft und Technologie. Für eine faire Wirtschaft solle der Start einer vierten industriellen Revolution ausgerufen werden. Dieser „great reset“ (deutsch „Der große Umbruch“) werde das bestehende Wirtschaftssystem nicht wesentlich verändern, sondern zur Entstehung eines „verantwortungsvollen Kapitalismus“ beitragen.
Der Vollständigkeit halber: Dieser Begriff taugt auch gleichzeitig für die nach der Präsentation des Vorschlags entstandene Verschwörungstheorie, dass die Pandemie geplant, der Virus gezielt eingesetzt und ein marxistisch-totalitäres System und eine neue Weltordnung etabliert werden solle (Zitate und Zusammenfassung von Wikipedia).
Wenn alles auf null gestellt, die Zukunft noch viel ungewisser, erschreckender und angsteinflößender wird, gilt es, die richtigen Fragen zu stellen – und die richtigen Antworten zu finden. Wer Antworten gibt, ist jemand ver-antwort-lich. Das erscheint mir die dringendste Aufgabe derzeit: Die richtigen Fragen zu stellen, die richtigen Antworten zu finden – und zu wissen, wem wir dabei zuerst und zuletzt verantwortlich sind. Unseren Kindern? Der Umwelt? der Gesellschaft? Gott? Wem sind wir verantwortlich? Die Antwort auf diese Frage stellt die Weichen für unser Handeln.
Zur Inspiration: Einmal ist eine Frau, in der kritischsten Situation ihres Lebens, mit Jesus Christus im Gespräch, nachzulesen im Johannesevangelium, Kapitel 8, die Verse 2 – 11. Ihre Zukunftsperspektive ist gleich Null, ihre Todesurteil schon gefällt. Dann geschieht der Neustart, der „great reset“. Das Gespräch mit Jesus, seine Fragen und ihre Antwort machen den Weg frei wieder eine Zukunft zu haben – und diese nach neuen Maßstäben, mit neu geschenktem Leben, mit neuer Schaffenskraft zu gestalten. Die Geschichte erhält das Prädikat „Lesenswert“. Lesen Sie hier!
Michael vom Ende