„Mer Licht…“

14.02.2020

An diese Worte musste ich unwillkürlich denken, als ich letzte Tage in Frankfurt landete.

Eben dort hatten mir Gemeindemitglieder in meiner Zeit als Pastor in den 80er Jahren augenzwinkernd erklärt, dass bei diesen beiden Worten kein Schreibfehler vorläge, sondern dies die letzten Worte des großen Sohnes der Stadt, des Dichters und Naturforschers Johann Wolfgang von Goethe gewesen seien. Er habe sich eigentlich – im Frankfurter Dialekt – beschweren wollen über seine unbequeme Liegeposition mit den Worten „Mer licht so schlescht inne Sesseln“ („Man liegt so schlecht auf diesem Bett/dieser Couch“). Aber er sei eben nach den beiden ersten Worten verstorben. Mer Licht…

Diese Anekdote greift die Erkenntnisse der Geschichtsforschung auf. „Am 22. März 1832 starb Goethe, vermutlich an einem Herzinfarkt. Ob seine überlieferten letzten Worte „Mehr Licht!“ authentisch sind, ist umstritten. Sie wurden von seinem Arzt Carl Vogel mitgeteilt, der sich jedoch im betreffenden Moment nicht im Sterbezimmer aufhielt.“ (Wikipedia). Mehr Licht…

Ich war aus Israel in Frankfurt gelandet. Wir hatten uns in Jerusalem der diesjährigen Konferenz unserer europäischen Schwesterorganisation Europartners getroffen. Mittendrin, am Freitagabend, wurden wir mit hineingenommen in den feierlichen Beginn des „jüdischen Sonntags“, des Shabbat mit seinen Riten und Gebräuchen. Dazu gehört das Anzünden mehrerer Kerzen. Mehr Licht…

Und wir besuchten das Israel Museum, die größte Kultureinrichtung des Staates Israel, mit dem berühmten „Schrein des Buches“. Darin wird u. a. die Geschichte des Sensationsfundes der Qumran-Rollen, sehr gut erhaltene Bibelabschriften, optisch ansprechend dargestellt. Wenn man an diesem von außen weißen Schrein vorbeiläuft, steht auf der anderen Seite des Weges eine schwarze Steinwand (s. Foto). Hinter dieser symbolischen Architektur steht die Geschichte der „Qumraner“: Als es Konflikte um das Amt des Hohepriesters in Jerusalem gab, soll sich eine Gruppe von unzufriedenen Priestern auf den Weg gemacht haben, um »den ersten Kibbuz der Welt« zu gründen. Die „Qumraner“ waren extrem religiös, beteten zu Engeln und bestanden auf absoluter Reinheit. Sie nannten sich selbst „Söhne des Lichts“ (weiß). Die, die nicht zu ihnen gehörten, waren die „Söhne der Finsternis“ (schwarz). Wer bei ihnen aufgenommen werden wollte, musste strenge Regeln einhalten. Wahrscheinlich waren es etwa 150 Menschen. Sie glaubten, dass es »kurz vor zwölf war und das Weltende bevorstand«. Mehr Licht…

„Licht und Salz“ – so heißt zukünftig unser Hauskreis- und Kleingruppenmaterial für Christen, das bisher unter dem Namen „Wibi classic“ bekannt ist. Denn es will Christen helfen, den Satz aus Matthäus 5,14 im wirtschaftlichen Handeln zu leben: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Mehr Licht…

„Es stellt kein Mensch die Kerze untern Eimer. Nein, keiner würgt ein wunderschönes Licht ab, denn der Flamme wird die Luft knapp. Helles Licht – das versteckt man nicht.“ So singt es 1986 Jan Vering. Dieses Lied ist getextet von Andreas Malessa, der auch als Redner bei MUT2020 (www.mut2020.de) dabei ist. Und komponiert von Per-Erik Hallin, der u. a. Pianist bei Elvis Presley war. Das Lied lädt zum mutigen Bezeugen des eigenen Glaubens ein. Mehr Licht…

In der Vergangenheit haben wir mehr unser Sein beschrieben und uns damit beschäftigt, was wir sind: Licht. Impliziert war, was wir tun.

In der Zukunft wollen wir mehr unser Handeln beschreiben und uns damit beschäftigen, was wir tun: Den echten Bedürfnissen der Menschen begegnen. Impliziert muss sein, was wir sind: Licht. Mer Licht – oder richtiger: Mehr Licht…

Michael vom Ende, Geschäftsführer von faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft