Es ist still in Fried-Land
09.03.2022
Idylle im „Wilden Westen“
Eine himmlische Stille liegt über dem Land, wenn der Siedler-Treck im Amerika der Vergangenheit westwärts ins Paradies fährt: Da macht die Kolonne der Pferdewagen Halt im befestigten Fort Peaceland, von dort aus geht es nach Saints City, wo man endlich wieder ein Bad nehmen und einen Barbier finden kann, damit man sich wieder als Mensch fühlt. Und von dort ist es nicht mehr weit zu den „Fields of Gold“, wo man hofft, einige der wertvollen Nuggets, Goldstücke, zu finden – und so eine wunderbare Zukunft in Frieden und Reichtum winkt.
Wirklichkeit im „Wilden Osten“
Ich nehme Sie mit auf die deutsche Autobahn A38, die in der Gegenwart bei Göttingen in Niedersachsen beginnt und bei Leipzig endet – und damit gen Osten in Richtung der europäischen Katastrophe in der Ukraine führt. Die folgenden deutschen Ortsbezeichnungen sind übrigens, anders als im Wilden Westen, echt. Da liegt morgens im Dunkeln das erleuchtete Wahrzeichen des Durchgangslagers „Friedland“ (Peaceland), wo Menschen aus meinem direkten Umfeld schon im letzten Jahrhundert ihre ersten Tage in Deutschland nach der Ausreise aus Russland verbracht haben. Weiter geht es zum Heilbad Heiligenstadt (Saints City), wo Sauberkeit und Gesundheit schon immer eine Rolle spielten, bevor am Rand der Autobahn der Parkplatz Goldene Aue (Fields of Gold) liegt. Es ist aktuell eine Fahrt „Richtung Krise“, in die grausame Wirklichkeit im „Wilden Osten“. Von dort ist es im März 2022 nicht mehr weit bis zum Kriegsschauplatz Ukraine.
„Es ist so herrlich still hier“
Und Menschen fliehen zu Hunderttausenden. Einer davon hat es nach Ungarn geschafft und schreibt: „Es ist hier so herrlich still.“ Was steckt in diesem Satz? Keine Geräusche mehr von Explosionen, keine Motoren von Militärfahrzeugen oder die ungewohnte Geräuschkulisse im U-Bahn-Schacht in Kiew, die Angst machen. Diese beschriebene Stille schafft Sicherheit, und sie beruhigt. In solch einer Stille kann wieder psychische, seelische und physische Kraft wachsen.
Es ist still in Fried-Land
Bei dem weitgehend unbekannten Propheten Habakuk, einem der sogenannten Kleinen Propheten des Alten Testaments, dem ersten Teil der Bibel, steht der bemerkenswerte Satz: „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel; es sei stille vor ihm alle Welt.“ (Habakuk 2, 20) Weil der Herr der Welt in seinem Regierungssitz ist, gilt die Forderung: Alle Welt, der Westen und der Osten, der Süden und der Norden – alle Menschen sollen innehalten, still sein und im Frieden leben. Denn wo Gott herrscht, ist Frieden. Weil Gott der Weltenherrscher ist, trauen sich Menschen Stille zu, in sich und um sich herum.
Wo ist das Fried-Land, die Heiligen-Stadt, wo ist die Goldene Aue? Wo Christus ist, leben Christen im „Fried-Land“. Die christliche Community ist „Heiligen-Stadt“. In Gebet, Gemeinschaft, Gottesdienst und Abendmahl sind sie bei Jesus Christus in der „Goldenen Aue“ – auch mitten in Krieg und Katastrophe. In Momenten der Stille wachsen die Zuversicht und die Kraft zur Jagd nach dem Frieden im Kleinen und Großen. Es ist still in Fried-Land.
Michael vom Ende, Geschäftsführer von
faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft