Der Regen, der Riss und der Spalt

17.11.2022

Novemberwetter ist Regenwetter. Noch 2007 wurden in Deutschland aus eigener Produktion 25 Millionen Regenschirme verkauft, heute kommen 98 % aller Schirme aus China. Der erste Schirm wurde übrigens erstmalig im Jahr 800 als „Schutzdach“ erwähnt, als Geschenk für den Bischof von Salzburg. Der Schirm steht für das, was uns vor dem beschützt, was uns von oben bedroht – als Regenschauer oder Sonnenstrahlen, aber auch für alles das, was ohne unser Zutun auf uns und unser Leben einstürmt.

Novemberwerbung ist Sinnwerbung. Gerade hat ein großer Discounter einen vierminütigen Werbeclip veröffentlicht, fast vier Millionen Mal angeklickt in den ersten sechs Tagen. Er nimmt die Tradition der letzten Jahre auf, vor und in der Adventszeit in der Werbung nicht auf seine eigenen Produkte hinzuweisen, sondern auf das aktuelle Lebensgefühl und die gefühlte emotionale Krise im Miteinander der Bevölkerung. „Der Riss“ heißt der aktuelle Clip, er thematisiert die wachsende Unfähigkeit miteinander zu reden.

Novemberwirtschaft ist Gaswirtschaft. Gefühlt diskutieren wir derzeit nichts anderes als den Füllstand der Gasspeicher, die Gaspreisbremse, die Einsparmöglichkeiten beim Gas und die Versorgungssicherheit. Gestern erklärte mir ein Fachmann, dass das Gasfeld unter dem holländischen Groningen nicht weiter ausgebeutet werde, weil die entstehenden Freiräume Erdbeben hervorrufen. Da tut sich sprichwörtlich ein Spalt in der Erde auf.

Regen, Riss und Spalt – die Bedrohungen kommen von oben, von vorne und hinten und von unten. Was macht das mit uns, was machen wir damit?

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.  Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt. (Psalm 91, 1 – 6)

Gottes Antwort auf den Regen, den Riss und den Spalt – nicht nur im November – sind zuallererst und im Tiefsten sein „Schirm“ und „Schild“, sein „Schatten“, seine „Fittiche“ und seine „Flügel“. Wer sich bei Gott aufhält, verschließt nicht die Augen vor Regen, Riss und Spalt. Er wird nicht von diesen Bedrohungen verschont, aber in ihnen beschützt.

Im November ist auch der Buß- und Bettag. Wer beten kann, tue es! Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen. (Psalm 91,15).

 

Michael vom Ende
Geschäftsführer faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft

www.faktor-c.org