Systeme begegnen uns auf Schritt und Tritt. Sei es das Heizungssystem, das erneuert werden muss, der Systembau, den die Baubranche schon lange kennt oder das Dezimalsystem, das wir dem Dualsystem bevorzugen. Sei es das Baukastensystem, das uns z. B. bei der Webseitenerstellung hilft, das Computersystem, das uns an unsere Grenzen bringt oder das KI-System, das unser Leben einfacher machen soll. Bei all diesen Beispielen gilt: Immer schauen wir hier von außen auf das System.
Spannend wird es, wenn wir Teil eines Systems sind. Sei es das Sonnensystem, in dem wir leben, oder die „biologischen, psychischen und sozialen Systeme“, die der deutsche Soziologe Niklas Luhmann detailliert untersuchte. Hier ist die Rede von „soziologischer Systemtheorie“, in unserer Lebenswirklichkeit geht es dann um Gesellschafts-, Parteien-, Erziehungs- und Gesundheitssysteme. Und am Ende auch um das Wirtschaftssystem.
Systeme unter Druck
Das Wort „System“ tauchte zum ersten Mal im deutschen Sprachgebrauch im 16. Jahrhundert auf, entlehnt aus dem lateinischen systema. Das wiederum ging auf das griechische σύστημα (systēma) zurück und bedeutete „ein aus mehreren Teilen zusammengesetztes Ganzes“. Es entspricht – bis heute – dem Wunsch der Menschen, Zusammenhänge und das größere Ganze zu entdecken. Systeme entwickeln sich weiter, verändern sich, werden infrage gestellt. Sie geraten unter Druck, besonders im Moment. Im Persönlichen hilft eine „Systemische Beratung“, in der Pädagogik mühen wir uns um „Systemsprenger“ und die Gegner unseres demokratischen Systems sprechen diffamierend von, aber nicht mehr mit den „Systemmedien“.
Unter Druck zeigt sich das Bessere
Systeme entwickeln sich weiter, verändern sich, werden infrage gestellt. Alles ist mit Mühe verbunden, verursacht Schmerzen, kann gefährlich werden. Den Druck von innen und außen muss man ernst nehmen, wir dürfen aber keine Angst davor haben. Druck macht, dass sich auf Dauer das Bessere herauskristallisiert. Welches Gesundheitssystem, welches politische System, welches Wirtschaftssystem ist das Beste für eine Bevölkerung, für ein Land, für eine „bessere Welt“? Hier sind die besten Kräfte gefragt.
Im Buch Exodus wird einmal beschrieben, wie ein bestehendes System unter Druck gerät. Mose, der Führer des Volkes, spricht den ganzen Tag lang Recht für alle Angelegenheit eines wachsenden Volkes. Sein Schwiegervater sieht und analysiert es – und macht einen Vorschlag: Du aber suche dir aus dem ganzen Volk tüchtige, gottesfürchtige Männer aus, zuverlässige Männer, die unlauteren Gewinn hassen. Und setze diese über sie als Vorgesetzte von je tausend, hundert, fünfzig und zehn. Und sie sollen dem Volk jederzeit Recht sprechen; und jede große Sache sollen sie vor dich bringen, jede kleine aber selbst entscheiden. So verschaffe dir Entlastung, und sie sollen mit dir tragen. (Ex. 18, 21 – 22).
So macht Mose es, und er lernt, dass er nicht alles selber machen muss. Und siehe: Es funktioniert – das System hat sich weiterentwickelt, ist besser geworden. Welches System braucht aktuell Ihre Aufmerksamkeit und Ihren Einsatz?
Michael vom Ende
Geschäftsführer von faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft