Bei „Google“ gibt es deutschlandweit pro Monat über 130.000 Suchanfragen nach Jesus Christus – doch unter den ersten Treffern finden sich oft keine Antworten von Christen. Das will die neue Internet-Plattform „creedle“ ändern.
Von Judith Kubitscheck (epd)
Wer in einem bereinigten Browser auf Google nach „Jesus Christus“ sucht, landet mit dem ersten Treffer auf Wikipedia, dann folgt eine Seite von „Planet Wissen“, und „National Geographic“, bis mit „Jesus.de“ auf Platz vier eine christliche Seite gezeigt wird. Bei detaillierteren Fragen kann es sogar vorkommen, dass unter den Top 10-Treffern oft keine christliche Organisationen und Kirchen zu finden sind. Stattdessen geben Nachrichtenmagazine, die Zeugen Jehovas oder die Mormonen durch ihr gutes Ranking die Antworten.
Der Grund: Viele christliche Internetseiten sind häufig zu wenig suchmaschinenoptimiert und deshalb bei Google sehr schwer zu finden. Tobias Kley von der Kontaktmission aus Wüstenrot (Landkreis Heilbronn) will das ändern: „Wir Christinnen und Christen bemühen uns, mit schön gestalteten Gottesdiensten und anderen Angeboten Menschen zu erreichen, die am christlichen Glauben interessiert sind. Aber dort, wo Menschen suchen – im Internet – sind wir nicht auffindbar!“
Ex-Boxer trifft Spezialisten
Für den ehemaligen Boxer und heutigen Theologen und Erlebnispädagogen war es ein Geschenk des Himmels, dass er, der sich nur wenig mit den technischen Möglichkeiten des Internets auskannte, auf Stefan Walliser (Rottweil) traf. Er ist mit seiner Firma „arven.io“ unter anderem auf Internetmarketing und Suchmaschinenoptimierung spezialisiert und hat bereits internationale Projekte für Kunden wie Microsoft und Dell umgesetzt. Auch für Walliser, der nicht nur zwei Firmen leitet, sondern zusätzlich Leiter einer christlichen Gemeinde in Rottweil ist, war es ein Herzensanliegen, dass christliche Inhalte im Internet mit gefunden werden. Deshalb gründeten die beiden die Online-Plattform „creedle“.
Auf ihr geben über 160 Theologinnen und Theologen aus den unterschiedlichsten Kirchen und Gemeinden Antworten auf die meistgestellten Fragen bei Google wie: „Kann man Jesus Christus erleben?“ oder: „Wie konnte Jesus auferstehen?“ Diese Texte gehen durch einen mehrstufigen Prüfungsprozess, werden auf theologische Korrektheit überprüft, auf Lesefreundlichkeit und auf Suchmaschinenoptimierung. Auch der ehemalige Stuttgarter Regionalbischof Ulrich Mack gehört zum Team der theologischen Redakteure und zum Host Team von creedle. „In der Vielfalt der Meinungen bietet creedle theologisch reflektierte und biblisch fundierte Meinungen“, begründet er seine Mitarbeit.
Google und die Religion
„Wenn man einen Text rein auf die Sichtbarkeit im Internet optimieren möchte, ist das eine Wissenschaft für sich“, erklärt Walliser. Religiöse Texte hätten bereits von Anbeginn ein „Handicap“: Google habe Algorithmen, die wissenschaftlich aufgebaute Inhalte immer höher einstufen als rein religiöse Quellen. Außerdem gebe es im christlichen Bereich wenige Plattformen, die verschiedene Bereiche bündeln, dafür aber viele „Insellösungen“: Der eine bietet eine Predigtplattform an, der andere eine Plattform mit christlichen Nachrichten – eine Tatsache, die ebenfalls für eine schlechte Auffindbarkeit bei Google sorgt.
Auch Zitate, zum Beispiel aus der Bibel, haben eine negative Auswirkung auf die Gesamtbewertung einer Internetseite, da sie von Google als „doppelter Inhalt“ gewertet werden, wenn sie nicht als Referenzen markiert werden. Außerdem hänge die Sichtbarkeit von Seiten auch mit sogenannten „Backlinks“ zusammen, die von Suchmaschinen verwendet werden, um die Bedeutung, Relevanz und Glaubwürdigkeit einer Internetseite zu ermitteln. „Hier sind kommerzielle Seiten, die Backlinks kaufen können, klar im Vorteil.“
Erfolgreicher Start
Seit Juni 2023 sind die ersten Antworten auf die häufigsten Google-Suchanfragen nach Jesus online – und obwohl es meist ein bis eineinhalb Jahre braucht, bis es in Google zu einem vernünftigen Ranking kommt, sind nach fünf Monaten bereits 54 Antworten von creedle gerankt, manche Fragen wie: „Wann hat Jesus gelebt?“ sind sogar schon unter den Top 3-Rankings angekommen – für die Macher von creedle ein „absolutes Wunder“ und eine große Motivation für ihre Arbeit.
Langfristig planen die beiden creedle-Pioniere noch viel mehr: „Unser Anliegen ist, dass wir bis 2028 das führende christliche Ökosystem im Internet sind und wir die sogenannte ‚Topical authority‘ in Suchen rund um Jesus Christus haben“, sagt Stefan Walliser.
Digitale Rundumversorgung
Creedle soll außerdem zum „christlichen Rundumversorger“ werden: Es soll dann auf „creedle mapc“ möglich sein, Christen vor Ort online zu finden und zu kontaktieren. Auch christliche Events sollen leicht auffindbar sein, und die Download- und Suchplattform „creedle mediac“ für multimedialen christlichen Inhalt entstehen. Und auch diakonische Hilfsangebote sollen dann auf creedle leichter zugänglich sein. Nicht weniger als eine „digitale Reformation“ sei das Anliegen, erklärt Kley. Doch um eine solche möglich zu machen, brauche es vor allem eines: Menschen, die diese Vision teilen und finanziell unterstützen.
Internet: www.creedle.de