Der Nachwuchs fehlt, Firmen und Geschäfte schließen wegen fehlender Nachfolge. Ist es nur ein demographisches Problem – oder doch noch mehr? In der altertümlichen Geschichtsschreibung findet sich eine hilfreiche Blaupause für diese aktuell allgegenwärtige Diskussion um den fehlenden Nachwuchs, nachzulesen im Matthäus-Evangelium im zweiten Teil der Heiligen Schrift, dem Neuen Testament. Die Kapitel 5 – 10 berichten vom Finden, Fördern und Fordern des „Nachwuchses“, der Nachfolger (Jünger) von Jesus Christus.
Nachwuchs finden. Jesus sucht sich seinen Nachwuchs höchst strategisch, nimmt sich Zeit für diesen Prozess. 12 handverlesene Männer. Manche gewinnt er „im Vorbeigehen“, andere nach längerer Beobachtung, dritte nach einem Einstellungsgespräch. Auf lange Sicht gibt ihm der Erfolg recht, nur J. ist ein Totalausfall; auch wenn P. ihn zwischendurch mal nicht mehr kennen will oder T. einmal massiv an ihm zweifelt. Mit guter Menschenkenntnis sieht er das Potential in den Einzelnen. Wohl dem, der erkennt, dass hinter jedem Namen eine unverwechselbare Person mit einer Geschichte, einer Prägung, eines Katalogs von Stärken und Schwächen steht.
Nachwuchs fördern. Nun beginnt ein duales Studium mit Vorlesungen und Praxisteilen. Jesus selbst übernimmt die Aufgaben des Dozenten und des Praxisanleiters. Die Kapitel 5 – 7 berichten erst detailliert über die Inhalte des Grundstudiums. Es lohnt sich, diese „Bergpredigt“ nachzulesen. Dann folgt in den Kapiteln 8 – 9 der Praxisteil, in dem der Nachwuchs im Tagesgeschäft von Jesus mitläuft und sich Dinge abschaut. Er macht vor, reflektiert Geschehenes und ermutigt zum Ausprobieren. Fehler dürfen gemacht, Fragen gestellt werden. Eine rundum gelungene Ausbildung.
Nachwuchs fordern. Nun wird es ernst. Kapitel 10 fasst den Prozess kurz zusammen, nennt alle Absolventen namentlich, berichtet von der Beauftragung und der Rede, die Jesus selbst aus diesem Anlass hält. Darin wird wie in einem Pflichtenheft aufgelistet, was ihre konkreten Aufgaben sind – und was nicht. Nun muss sich zeigen, ob Jesus die richtigen Leute gewonnen und sie richtig ausgebildet hat. Nun muss sich zeigen, ob es den erhofften Return of Invest (ROI) gibt. Die Geschichte der letzten zwei Jahrtausende gibt Jesus recht! Aus den 12 Nachfolgern sind aktuell ca. 2,3 Milliarden geworden.
Noch eins: Bis heute gibt es, speziell für Nachfolger von Christus, für Christinnen und Christen, einen grundsätzlichen Hinweis in der oben genannten Rede in der Absolvierungsfeier: Wenn der Glaube sich bezahlen lässt, dann hat er verloren. „Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.“ (Matthäus 10, 8). Die gute Nachricht, das Evangelium, „kauft“ man nicht, man hört und glaubt es!
Michael vom Ende
Geschäftsführer faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft