Der November ist ein dunkler Monat. Er wird, anders als der dunkle Dezember, nicht von so viel Licht erhellt. Der November ist kein Hotspot-Monat: Die meisten Unfälle geschehen nicht im November, sondern in den Sommermonaten, die meisten Sterbefälle im Februar, die meisten Suizide im letzten Jahr im Mai. Trotzdem empfinden wir ihn als „dunklen Monat“, gerade wenn der Oktober sehr sonnig war.  

Wirtschaftliche Zukunft im Dunkel 

Auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist der November in diesem Jahr ein dunkler Monat. Die Wachstumsprognose für das nächste Jahr wird herabgesetzt, die Hiobsbotschaften über Firmen- oder Standortschließungen, über Kurzarbeit und explodierende Insolvenzzahlen machen den Blick und den Ausblick trübe. Da macht in einer Firma der Letzte das Licht aus, dort zieht einer den Stecker und alles steht still, hört auf. Und bei den Verbesserungen der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bremst nicht nur die Situation in unserem Land, sondern in der Welt – alles ist (mittlerweile) ja mit allem vernetzt. 

Es wird dunkel um und in uns 

Wirtschaftliche Unsicherheit, die konkrete Bedrohung des Arbeitsplatzes oder die auf dem Spiel stehende Existenz des Unternehmens hinterlassen ihre Spuren bei uns als Menschen. Angst entsteht, die uns lähmt, uns bedroht und andere ansteckt. 

Nach dem Dunkel… 

In den biblischen Psalmen gibt es ein Gebet des israelischen Königs David, das sich um die „Rettung vor dem Tod“ dreht. In diesem Gebet freut sich der Dichter, dass der Herr, sein Gott, in den Höhen und Tiefen seines Lebens bei ihm ist und so seine lebenslange Güte erweist. Mittendrin steht dieser bemerkenswerte Satz: „Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.“ (Psalm 30, 6). Das ist nicht ein billiger Trost, sondern eine starke Gewissheit. Weil Gott uns lebenslang gut ist, kommt nach dem Dunkel ein neuer Morgen, nach dem Weinen wieder der Jubel. 

… kommt ein neuer Morgen 

1978 hat der evangelische Pfarrer Johannes Hansen eine Meditation zu diesem Psalm geschrieben, der Musiker und Künstler Siegfried Fietz sie vertont. Darin heißt es: 

Wer in der Tiefe war / ganz unten / entsetzt / verzweifelt / verloren / am Ende / und wieder leben darf / kann nicht schweigen / muss reden, singen, danken, / beten, erzählen / und loben 
 
Nach dem Dunkel kommt ein neuer Morgen / verstummen Feinde / freuen sich Freunde / trocknen die Tränen / beginnt der Tanz, / denn nun bleibt lebenslang seine Gnade 

Wer Gott verlor / sich selbst / Freunde / Glück / Hoffnung / das Leben / und von Gott gefunden wurde / kann aufatmen, / hell lachen, / wieder denken, / darum danken, / neu beginnen und lieben  

Im dunklen November erleben Menschen dunkle Momente, die nicht enden wollen, aber auch helle Momente, die sie aufatmen, hell lachen, wieder denken, danken, neu beginnen und lieben lassen – Gott sei Dank! 

Michael vom Ende 

Geschäftsführer von faktor c 

www.faktor-c.org