Wachsam bleiben: vielleicht schaut heute der Chef vorbei (Robert J. Tamasy)

08.05.2023

Ich hatte meistens das Glück, Vorgesetzte zu haben, die ich gerne um mich herumhatte, doch es gibt auch Chefs, bei denen man aufatmet, wenn sie nicht da sind. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Manche Chefs sind zwar keine schlechten Menschen, schaffen um sich herum aber eine gedrückte Stimmung. Jeder ist verunsichert, was sie oder er als nächstes tun wird oder wie er oder sie die gewohnten Abläufe unterbrechen wird. Wenn sie also nicht im Büro sind, nimmt die Anspannung sofort ab und es herrscht eine angenehmere Arbeitsatmosphäre.

Doch auch die Abwesenheit der besten Chefs wirkt entspannend auf die Mitarbeiter; niemand wird plötzlich zum Chef zitiert, man hat Zeit, zu arbeiten und Projekte  abzuschließen, bis der Vorgesetze wiederkommt. Vielleicht sind wir sogar versucht, die Füße hochzulegen und es mal etwas ruhiger angehen zu lassen.

Manche Menschen nutzen diese Situation gerne aus, nach dem Motto, „Wenn die Katze fort ist, tanzen die Mäuse.“ Doch was, wenn der Vorgesetzte seine Pläne ändert und unerwartet zurückkommt?

Für diejenigen von uns, die sich als „Botschafter von Christus“ verstehen (2. Korinther 5,20), ist es sogar noch bedeutsamer, Gott und denjenigen, für die wir arbeiten, beständig und gewissenhaft zu dienen. Jesus Christus erzählte Seinen Nachfolgern das „Gleichnis vom treuen Verwalter“. Ein Geschäftsmann ging auf Reisen und gab drei Verwaltern unterschiedlich viel Geld. Er vertraute ihnen, dass sie es in seiner Abwesenheit weise einsetzen würden.

Als der „Chef“ zurückkam, bat er jeden der Verwalter, zu erzählen, wie er das Geld eingesetzt habe. Zwei hatten das Geld gut investiert und wurden vom Geschäftsmann für ihre gute Arbeit gelobt. Der dritte hatte seinen Zentner Silberstücke einfach vergraben mit der Ausrede: „Ich kenne dich als strengen Herrn und dachte: Du erntest, was andere gesät haben; du nimmst dir, wofür du nichts getan hast. Aus Angst habe ich dein Geld sicher aufbewahrt.“ (Matthäus 25,24-25).

Diese Antwort war nicht akzeptabel. Der Mann nahm das Geld des faulen Verwalters, entließ ihn und gab es dem tüchtigsten Verwalter. Dann erklärte er: „Denn wer viel hat, der bekommt noch mehr dazu, ja, er wird mehr als genug haben! Wer aber nichts hat, dem wird selbst noch das Wenige, das er hat, genommen.“ (Matthäus 25,29). Zwei Verwalter hörten die Worte „Gut gemacht, du bist ein tüchtiger und zuverlässiger Verwalter.“ Der dritte wurde hinausgeworfen.

In einem Schreiben an Jesusnachfolger im antiken Korinth äußerte der Apostel Paulus: „Seht in uns also Diener von Christus und Boten, denen Gott die Verkündigung seiner Geheimnisse anvertraut hat. Von solchen Boten verlangt man vor allem Zuverlässigkeit.“ (1. Korinther 4,1-2). Für uns Berufstätige bedeutet das auch, dass wir den Gott, dem wir dienen, angemessen an unserem Arbeitsplatz repräsentieren.

Eines Tages werden wir alle gefragt werden, wie wir die Fähigkeiten, Chancen, Erfahrungen und Ressourcen, die der Herr uns anvertraut hat, eingesetzt haben. Deshalb ist  uns gesagt: „Meine Kinder, lasst euch durch nichts von Christus trennen. Dann werden wir ihm voller Zuversicht entgegengehen und brauchen nicht beschämt zurückzuweichen.“ (1. Johannes 2,28).

 

© 2023 Robert J. Tamasy ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher. Er bloggt alle 14 Tage unter
www.bobtamasy.blogspot.com.
Übersetzung: Susanne Nebling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.