Stärke durch Rechenschaft (Robert J. Tamasy)
10.07.2023
Öfter als uns guttut, hören wir skandalöse Geschichten prominenter Führungskräfte, die moralisch oder ethisch Schuld auf sich geladen haben. Jemand hat sich einen starken Ruf aufgebaut und wird innerhalb seiner Profession respektiert und bewundert, und dann kommen Missstände ans Licht und alles ist auf einen Schlag zerstört.
Wie konnte das passieren? So fragen wir uns und schütteln den Kopf und denken vielleicht an die klagenden Worte des zukünftigen König Israels, David, als er erfuhr, dass König Samuel und dessen Sohn Jonathan auf dem Schlachtfeld gestorben waren: „Deine Helden sind tot, im Kampf gefallen.“ (2. Samuel 1,19). Beim vollständigen Versagen einer Führungskraft fragen wir uns: Hätte das vermieden werden können? Gab es Vorwarnungen, dass die Karriere der betreffenden Person eine unheilvolle Wendung genommen hatte?
In der Bibel wird immer wieder gewarnt, dass solche Dinge vorkommen können. Zum Beispiel heißt es in 1. Korinther 10,12: „Gerade wer meint, er stehe besonders sicher, muss aufpassen, dass er nicht fällt.“ Sprüche 4,23 warnt: „Achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben!“
Die Seiten der Bibel sind gefüllt mit Persönlichkeiten, die gut mit Gott unterwegs waren und dann irgendwo auf dem Weg inSünde fielen, mit schrecklichen Konsequenzen. Ironischer Weise war eine dieser Persönlichkeiten König David, von dem es in 2. Samuel 11 heißt, dass er nicht nur Ehebruch beging, sondern auch anwies, dass ein loyaler Offizier, Uria, getötet wurde, um sein Fehlverhalten zu vertuschen. Wir sind alle nicht perfekt, sind solche Dinge also unvermeidbar?
Eine präventive Maßnahme wäre eine Beziehung mit ein oder mehr vertrauenswürdigen Menschen, die uns gegenüber ehrlich sind und denen gegenüber wir Rechenschaft ablegen, zu denen wir sagen: „Du kannst mich alles fragen – über jeden Bereich meines Lebens.“ Es geht dabei nicht darum, dass sie Sie eines Vergehens überführen, sondern dass sie Ihnen helfen, das zu tun, was Sie tun wollen, und Sie warnen, wenn sie das Gefühl haben, dass Sie sich verrennen. Hier sind einige hilfreiche Prinzipien der Bibel:
Wir können einander schärfen. Wir profitieren von „konstruktiver Reibung“, wenn wir einander achtsam Rechenschaft ablegen und das Beste füreinander im Sinn haben. „Wie man Eisen durch Eisen schleift, so schleift ein Mensch den Charakter eines anderen.“ (Sprüche 27,17).
Zusammen sind wir stark. Isoliert können wir uns selbst belügen und Dinge rechtfertigen, von denen wir eigentlich wissen, dass sie falsch sind. „Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine…“ (Prediger 4,9-12).
Wir alle brauchen Ermutigung. In Zeiten der Entmutigung werden wir besonders anfällig für Versuchungen. Menschen, die uns ermutigen, erinnern uns an die Hoffnung, die wir im Herrn haben. „Lasst uns aufeinander achten! Wir wollen uns zu gegenseitiger Liebe ermutigen und einander anspornen, Gutes zu tun. Versäumt nicht die Zusammenkünfte eurer Gemeinde, wie es sich einige angewöhnt haben. Ermahnt euch gegenseitig dabeizubleiben.“ (Hebräer 10,24-25).
Wenn wir versagen, können wir uns auf vertrauenswürdige Menschen verlassen. Vertrauenswürdige Menschen, denen wir Rechenschaft ablegen, verharmlosen weder unsere Sünde noch machen sie uns Schuldgefühle, sondern sie geben uns wertvollen Rat, wie wir wieder auf den richtigen Weg zurückkommen. „Bekennt einander also eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Denn das Gebet eines Menschen, der nach Gottes Willen lebt, hat große Kraft.“ (Jakobus 5,16).
© 2023 Robert J. Tamasy ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher. Er bloggt alle 14 Tage unter
www.bobtamasy.blogspot.com.
Übersetzung: Susanne Nebling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.
