Der Segen der Gebrochenheit (Robert J. Tamasy)
27.06.2022
Im Berufs- und Arbeitsleben bewundern wir starke und mutige Führungskräfte. Unternehmen suchen für Führungspositionen normalerweise stolze, selbstsichere Individuen, deren Mut, Selbstvertrauen und Entschlossenheit scheinbar unerschütterlich sind. In Seiner „Bergpredigt“ erklärte Jesus: „Glücklich sind, die auf Frieden bedacht sind, denn sie werden die ganze Erde besitzen.“ (Matthäus 5,5). Doch solche Menschen werden gewöhnlich nicht für Führungspositionen gesucht.
Ironischerweise trägt gerade Gebrochenheit häufig dazu bei, den Charakter starker Führungspersönlichkeiten zu formen, bringt Menschen hervor, die durch Versagen und Mutlosigkeit hindurch zu Resilienz und Demut gefunden haben. Warum ist dies so „vorteilhaft“? Weil es zu einem Führungsstil mit Mitgefühl, Sensibilität und Verständnis führt. Das Wissen um ihre eigenen Unzulänglichkeiten macht es diesen Menschen erst möglich, sich auf ihre Mitarbeitenden zu verlassen.
In meinen Anfangsjahren als Herausgeber einer kleinen lokalen Zeitung war ich ein Einzelkämpfer, der für jede Ausgabe vom Schreiben bis zum Layout allein verantwortlich war. Ich war zwar einem Verleger unterstellt, traf aber die meisten Entscheidungen selber. Es war ermüdend, und so machte ich viele Fehler.
Später hatte ich ein Team zur Verfügung und konnte mich auf die jeweiligen Fähigkeiten und Erfahrungen meiner Mitarbeitenden verlassen, Zuständigkeiten delegieren. Ich empfand es als große Erleichterung, mit anderen zusammenzuarbeiten und zusammen kreativ zu sein, um das bestmögliche Produkt hervorzubringen.
Auch König David von Israel war in seiner Regentschaft weitestgehend auf sich allein gestellt. Sein Volk schätzte ihn angesichts seiner militärischen Erfolge sehr. Er hatte zwar Berater, verließ sich aber vor allem auf sich selbst, was ihm manchmal zum Nachteil gereichte. Der Erfolg schien ihm über den Kopf gewachsen zu sein.
In 2. Samuel 11 lesen wir, wie David in Jerusalem blieb, während sein Heer in den Krieg zog. Er beobachtete eine attraktive Frau, Bathseba, die auf einem Hausdach badete, und beschloss, dass er als König das Recht habe, sein sexuelles Bedürfnis mit ihr zu befriedigen, was zu einer Reihe bitterer Konsequenzen führte.
Erst durch die spätere Konfrontation durch den Propheten Nathan bekannte König David seine Verfehlungen und bat Gott um Vergebung. Dieser Reue haben wir einen beeindruckenden Psalm zu verdanken, in dem er seine Schuld offen bekennt und den Herrn um Wiederherstellung bittet.
Nachdem er betete: „Lösche meine Vergehen aus, denn du bist voll Erbarmen! Wasche meine ganze Schuld von mir ab und reinige mich von meiner Sünde!“ (Psalm 51, 3-4), äußerte David eine bewegende Bitte: „Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott; erneuere mich und gib mir die Kraft, dir treu zu sein! Verstoße mich nicht aus deiner Nähe und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir! Schenk mir wieder Freude über deine Rettung und mach mich bereit, dir zu gehorchen!“ (Psalm 51,12-14).
David kam zu dem Schluss: „Ich bin zerknirscht und verzweifelt über meine schwere Schuld. Solch ein Opfer gefällt dir, o Gott, du wirst es nicht ablehnen.“ (Psalm 51,19). Auch unsere zerbrochenen und niedergeschlagenen Herzen können Gott gefallen, wenn wir Ihm dienen. Und sie können uns zu besseren, effektiveren Führungspersönlichkeiten machen.
© 2022 Robert J. Tamasy ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher. Er bloggt alle 14 Tage unter
www.bobtamasy.blogspot.com.
Übersetzung: Susanne Nebeling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.
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