Denkmäler oder Erinnerungen? (Fritz Klumpp)

23.01.2023

Ich wuchs in New Orleans, Louisiana, USA auf, einer historischen Stadt, in der Denkmäler wichtig waren. Richtungsangaben bezogen sich häufig auf bekannte Denkmäler. Allein schon deshalb wurden sie für die Stadt und ihre Einwohner wertvoll. Doch vor allem erinnerten sie die Bürger beständig an ihr reiches Erbe.

Nachdem ich zum ersten Mal die US-Hauptstadt Washington D.C. und ihre berühmtesten Denkmäler besichtigt hatte, meldete ich mich bei der „U.S. Naval Academy“, wo unzählige Denkmäler an einige der berühmtesten Schlachten und mutigsten Anführer der Navy und des Marine Corps erinnern. Es macht mich wirklich traurig, dass so viele der Denkmäler, die die reiche Geschichte unserer Nation repräsentieren, entfernt und abgerissen werden.

Manche Menschen scheinen zu glauben, sie könnten durch die Entfernung von Denkmälern, die zum Teil an dunkle, schwere Zeiten erinnern, die Geschichte irgendwie rückgängig machen. Dies passiert auch in anderen Ländern, in dem vergeblichen Versuch, die Geschichte umzuschreiben, anstatt von ihr zu lernen.

Während einerseits nationale Denkmäler zerstört werden, scheinen manche Menschen ihre eigenen, persönlichen Denkmäler bauen zu wollen. Diese sind nicht notwendigerweise aus Granit, Metall oder anderen Materialien, aber dennoch Denkmäler ihres Erfolges. Einige „Denkmäler“ bestehen aus großen Anwesen, andere aus Unternehmen, Bankkonten oder anderen Zeichen von materiellem Wohlstand oder von Macht.

Die „Erfolge“ der Männer und Frauen, die ihre Zeit, Begabungen und Ressourcen auf diese Verlockungen aufwenden, geschehen jedoch häufig auf Kosten von Beziehungen. Anstatt Erinnerungen zu schaffen, errichten sie Denkmäler. Doch diese können eben zerstört und abgerissen werden.

Wenn wir auf unser Leben zurückschauen, wird meiner Frau und mir bewusst, dass die Zeiten, die wir mit unseren drei Kindern verbracht haben, die schönsten waren. Da sie geographisch weit verstreut sind, können wir sie nur über „ZOOM“ regelmäßig jeden Sonntag sehen. Das ist der Höhepunkt unserer Woche. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es einmal nicht um Erinnerungen ging. Denkmäler sind bedeutungslos, Erinnerungen  unbezahlbar.

Laut Bibel gibt es nur zwei Dinge mit Ewigkeitswert: Menschen und das Wort Gottes. Wenn wir nur zeitlich denken, verschwenden wir Zeit, Begabungen und Ressourcen für den Bau von Denkmälern. Wenn wir an die Ewigkeit denken, ist unsere Zeit besser eingesetzt, wenn wir Erinnerungen schaffen, die nicht abgerissen werden können.

Wenn ich über mein Leben nachdenke, stelle ich fest, dass meine angenehmen Erinnerungen alle mit Beziehungen zu tun haben. Die Bibel kann auch als Gottes Buch über Beziehungen beschrieben werden: Seine Beziehung zu Seinem erwählten Volk und wie wir nach Seinem Willen unsere Beziehungen gestalten sollen. Jesus stellte klar:

Ein Gesetzeslehrer fragte ihn: Lehrer, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz Gottes? Jesus antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit ganzem Verstand. Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber ein zweites: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Alle anderen Gebote und alle Forderungen der Propheten sind in diesen beiden Geboten enthalten.“ (Matthäus 22,35-40). Hier fasste er die beiden wichtigsten Beziehungsarten zusammen: Unsere Beziehung zu Gott und unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen.

Denken Sie also zeitlich oder mit Blick auf die Ewigkeit? Bauen Sie Denkmäler oder schaffen Sie Erinnerungen?

 

© 2023 William „Fritz“ Klumpp diente während des Vietnamkrieges in der U.S. Navy;
ehemaliger Delta Airlines Pilot, Immobilienmakler und ehemaliger Geschäftsführer von CBMC.
Übersetzung: Susanne Nebeling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.