Bürgen – eine schwierige Sache (Jim Mathis)
20.06.2022
In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten haben viele von uns Freunde oder Verwandte, die in Nöte geraten sind. Am einfachsten ist es, ihnen etwas Geld zu geben. Auch ein Gutschein für ein bestimmtes Geschäft oder das Bezahlen einer Rechnung kann eine große Erleichterung für jemanden sein, der knapp bei Kasse ist. Jesus sagte jedoch: „Geben macht glücklicher als Nehmen.“ (Apostelgeschichte 20,35). So kann es sein, dass der Empfänger nicht ganz so beglückt ist von Ihrem Geschenk wie Sie als der Geber. Deshalb sollte man sensibel vorgehen.
Apostelgeschichte 4,32-35 handelt von der frühen Kirche, als die ersten Christen sehr einander zugewandt waren. Wenn ein einzelner Mensch oder eine Familie ein Bedürfnis hatte, verkaufte vielleicht jemand anderes etwas, um ihnen auszuhelfen. In der Bibel heißt es, dass das Geld „den Aposteln zu Füßen gelegt“ wurde, was auf eine Art freiwilligen Wohltätigkeitsfonds hindeutet, der von allen Bedürftigen genutzt werden konnte. In vielen heutigen Kirchen gibt es ein ähnliches System.
Wir mögen das Ausleihen von Geld als eine gute Idee betrachten, aber das ist die Aufgabe von Banken – und vielleicht haben unsere Freunde diese Möglichkeit bereits ausgeschöpft. Wenn wir einem Freund oder Verwandten Geld leihen, handeln wir wie eine kleine Bank. Wir müssen die Dinge tun, die eine Bank tun würde, z. B. ein Darlehensdokument schreiben, in dem der Betrag, die Zinsen und der Rückzahlungsplan sowie die Folgen eines Zahlungsausfalls aufgeführt sind.
Es handelt sich hierbei um eine Finanztransaktion, und wir sollten uns gut damit auskennen, auch wenn wir es mit einem Freund oder Familienmitglied zu tun haben. Wir können auch eine Schuldenerlassklausel einfügen und es als ein Geschenk ansehen. Man könnte beispielsweise schreiben, dass die Schulden erlassen werden, wenn bestimmte Dinge auftreten wie der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Erreichen eines Bildungsabschlusses.
Die schlechteste Form von „Hilfe“ ist eine Bürgschaft. Das biblische Buch der Sprüche warnt vor dem Bürgen und vergleicht es mit einer Tierfalle: „Mein Sohn, hast du dich mit Handschlag dazu verpflichtet, für die Schulden eines Fremden aufzukommen?… Sind deine eigenen Worte dir zur Schlinge geworden?… Versuch so schnell wie möglich, davon freizukommen! Der Gläubiger hat dich in seiner Gewalt – also geh zu ihm und bestürme ihn so lange, bis er dich freigibt… Versuch mit allen Mitteln, dich herauszuwinden wie ein Tier aus der Falle des Jägers!“ (Sprüche 6,1-5).
Wenn wir also unvorsichtigerweise für jemanden gebürgt haben, sollten wir uns so schnell wieder möglich daraus zurückziehen. Vierzig Prozent der Menschen, die für einen Freund bürgen, erleiden finanziellen Verlust; dreißig Prozent sagen sogar, dass die Beziehung dadurch zerstört worden ist. Vor Jahren bürgte mein Vater beim Autokauf für einen Verwandten. Der Verwandte wurde zahlungsunfähig und mein Vater musste einspringen. Dies machte es einige Jahre später schwierig für ihn, ein Darlehen für eine Immobilie aufzunehmen. Wenn er statt zu Bürgen selber den Kaufvertrag unterschrieben hätte, hätte er das Auto verkaufen können und seine Kreditwürdigkeit bewahrt.
Wir sollten unserem Wunsch, in Not geratenen Freunden oder Verwandten zu helfen, so nachkommen, dass wir sie nicht in Verlegenheit bringen. Wir können ihnen etwas leihen, aber nur, wenn wir das Geld nicht selber benötigen. Niemals sollten wir bürgen. Wir können großzügig sein und kreative und nachhaltige Wege finden, unsere Freunde oder Familienmitglieder zu ermutigen, zu unterstützen und aufzumuntern und gleichzeitig unsere Beziehungen und unsere finanzielle Zukunft schützen.
© 2022. Jim Mathis ist Autor, Fotograf und Kleinunternehmer in Overland Park, Kansas.
Übersetzung: Susanne Nebeling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.
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