Zusammen ist man weniger allein

faktor-c-Jahrestagung: Christliche Experten machen Zeitansage

Endlich wieder eine Präsenzkonferenz! Die Jahrestagung von faktor c in Altenkirchen stand unter dem Motto: Zusammenkommen, Zusammenhalten, Zusammenbleiben. Erfahrene Führungskräfte beleuchteten die Frage, wie Gesellschaft und Christen auf aktuelle Trends reagieren sollten. Und ein renommierter Astrophysiker las die Schöpfungsgeschichte neu.

 

Manche sind schon digitalisierungsmüde, obwohl die digitale Revolution momentan erst richtig durchstartet. Daniela Eberspächer-Roth gehört nicht dazu. Die Geschäftsführerin der profilmetall-Gruppe (110 Mitarbeiter) warb beim faktor-c-Jahrestreffen in Altenkirchen Anfang November mit großer Nachdenklichkeit für einen differenzierten Umgang mit den neuen Möglichkeiten. Man dürfe „nicht um der Digitalisierung willen digitalisieren“, sondern müsse den Prozess sinnvoll gestalten. Auch der Schwarzmalerei erteilte sie eine Absage. „Angstmachen ist ein Geschäftsmodell – ich möchte das nicht“, sagte sie.

Als vier Megatrends unserer Zeit identifiziert Eberspächer-Roth die Automatisierung, Assistenzsysteme, intelligente Maschinen und „Cyborgs“ (eine Verbindung von biologischen Organismen und technischen Systemen). Dabei solle man allerdings nicht auf jeden digitalen Zug aufzuspringen. „Der Mensch schafft sich ab, wenn er alles ans Digitale abgibt“, sagte die Referentin, die zum Thema Führung und Digitalisierung promoviert wurde. In der momentanen Umbruchsituation brauche es Menschen, die mutig leiten. Dabei helfe der christliche Glaube. „Wenn wir uns als Abbild Gottes akzeptieren, dürfen wir über uns selbst hinauswachsen“, betonte Eberspächer-Roth.

„Roboter feiern nicht!“

Anhand eines Fünf-Finger-Modells erläuterte sie, wie sich die Führungskultur in der Praxis verbessern lässt. Das beginne beim Beschreiben von Situationen anstelle vom Bewerten, gehe über ein tieferes Verstehen von Hintergründen hin zur Analyse, welche Folgen die gegenwärtige Situation für eine Organisation haben werden. Zu einem wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern gehörten Anerkennung, Loben und Danken. „Sage mir, wie Du lobst, und ich sage Dir, wie Du führst“, fasste Eberspächer-Roth diesen Abschnitt zusammen. Und ergänzte: „Roboter feiern nicht!“

Aus der Praxis berichtete auch Andreas Adenauer, der per Video aus Mallorca zugeschaltet wurde. Der Enkel des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland ist Inhaber eines Modelabels und betreibt eine Kette von Textilgeschäften, die er „Strandhäuser“ nennt. Adenauer hatte nach einer sehr schwierigen Lebensphase und einer Scheidung schließlich in einer Baptistengemeinde in den USA ein Erweckungserlebnis. „Seitdem ist Jesus für mich totale Realität – da hat mein Glaube angefangen“, erzählte er.

Auf seine T- und Sweatshirts druckt er gerne positive Botschaften, macht aus seinen Läden aber kein Missionswerk. „Ich möchte keine religiösen Diskussionen rund um meine Marke“, räumte er ein. In seiner Führungspraxis ist der Glaube aber deutlich spürbar. So gebe er jede Woche im Gebet sein Unternehmen an Gott zurück. „Wenn Gott diese Firma will, kann keiner sie verhindern. Wenn Gott sie nicht will, kann keiner sie bauen“, erläuterte er sein Verständnis. Das Unternehmen habe zwischen den Corona-Lockdowns unglaubliche Umsätze gemacht und in dieser Zeit auch zwölf neue Häuser eröffnet. Das sei für ihn eine Bestätigung gewesen, was er am ersten Tag des Lockdowns erlebt habe, nämlich dass seinem Eindruck nach der Heilige Geist zu ihm gesagt habe: „Sei stark. Dir wird nichts passieren.“

Vom Bankkonto entwöhnt

Adenauer rät christlichen Unternehmern, sich in Businessgruppen zusammenzuschließen. Dort tausche man sich persönlich aus und bete füreinander. Er selbst nehme an zwei solcher Gruppen teil. Während es in den USA mancherorts „mehr sexy“ sei, sich zu Jesus Christus zu bekennen, sei das in Deutschland eher schwierig. „Viele Deutsche wissen nicht, wie attraktiv Jesus Christus ist“, sagte der Mode-Unternehmer.

Der Glaube prägt auch seinen Umgang mit Geld. Die ersten zehn Jahre der Firma „Adenauer & Co“ habe ein steuerliches Damoklesschwert über seinem Kopf gehangen, wodurch ihm permanent die Insolvenz drohte. In seinen 40-ern habe er sehr viel Geld verdient, das ihm Gott dann aber wieder genommen habe. „Gott hat mich von meinem Bankkonto entwöhnt“.  Als christlicher Unternehmer habe er von Gott die Botschaft erhalten: „Ich bin Deine Freiheit.“

Einen ganz anderen Akzent setzte der Astrophysiker Heino Falcke, Professor an der niederländischen Universität Nijmegen und einer der Weltraumforscher, der maßgeblich an der ersten Fotografie eines Schwarzen Lochs beteiligt war. Er interpretierte die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Geschichte des Kosmos vor dem Hintergrund der biblischen Schöpfungsberichte. Falcke erinnerte an den belgischen Priester und Physiker Georges Lemaître, der die Urknalltheorie 1928 begründet hatte. Der Belgier betrachtete es als „Erlösung“, dass es einen Anfang der Zeit gegeben haben müsse, Gott aber schon vor dieser Zeit existierte.

Fehlt der Gesellschaft „Schwerkraft“?

Falcke, mit hohen Auszeichnungen dekorierter Wissenschaftler, zeigte sich fasziniert davon, dass ausgerechnet die schwächste aller Kräfte, nämlich die Schwerkraft, die Materie im All ordne. Aus Rauch und Staub würden im Laufe von Millionen von Jahren Sterne. Die Schwerkraft halte auch die Galaxien zusammen, die sich um ein gemeinsames Zentrum bewegten. Hier sieht er eine Parallele zu gesellschaftlichen Entwicklungen. Es brauche eine „Schwerkraft“ in einer Gesellschaft, die auseinanderfliegen wolle. Deshalb solle man auch Gemeinschaft mit denen haben, die in wichtigen Fragen anderer Ansicht seien als man selbst.

Der Astrophysiker, der auch ehrenamtlicher Prediger in der Evangelischen Kirche im Rheinland ist, warb für eine geistliche Sicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse. „Gott spricht auch durch seine Schöpfung. Wir müssen gut auf sie aufpassen und gut auf sie hören“, sagte er. Der biblische Auftrag, für die Erde zu sorgen, gelte immer noch, auch wenn die Menschheit nicht mehr im Paradies lebe. Es sei „gelebte Hoffnung“, wenn man sich bis zu seinem letzten Atemzug für diese Welt und die Menschen in ihr einsetze.

Auch wenn die Vorträge den Hauptteil im Tagungsprogramm ausmachten, kamen zusätzliche Angebote für Leib und Seele nicht zu kurz. So gab es ein faszinierendes Abendessen mit Weinprobe und erhellenden Informationen. Obst und Gemüse hatten die Unternehmer und faktor-c-Mitglieder Stefan Lindner und Doris Schlereth zur Verfügung gestellt, woraus der Koch des Sporthotels „Glockenspitze“ ein Menü zauberte, das wohl einen Michelin-Stern verdient hätte. Den Wein hatte David Klenert herbeigeschafft. Der junge Winzer aus dem Badischen kredenzte insgesamt sechs Sorten – jeweils passend zu Vor-, Haupt- und Nachspeise.

Gott führt nicht mit der Peitsche

Eine kleine Wanderung rund um Altenkirchen bekam eine geistliche Note durch Impulse an verschiedenen Stationen. Judith Schmidts gab Gedanken weiter etwa zum wöchentlichen Ruhetag oder zur Frage, wie Entscheidungen über den richtigen Weg getroffen werden können. Zur Vertiefung bekamen die Wanderer an jeder Station ein Foto mit einkopiertem Spruch zum Nachdenken. Als weiteres Angebot machte Keren Pickard in einem Workshop Frauen Mut, ihr Leben als Unternehmerinnen, Ehefrauen und Mütter auszuleben und sich dabei auch von falschen Erwartungen abzugrenzen. Frauen sollten nicht immer Ja sagen, wenn eine Aufgabe an sie herangetragen werde. Und sie sollten sich von Gott leiten lassen. „Gott führt uns mit einem Hirtenstab, nicht mit der Peitsche“, sagte Pickard.

Beim Abschlussgottesdienst nahm Roland Werner, Afrikanist und Theologe, noch einmal das Konferenzthema „Zusammen“ in den Blick. In seiner Predigt sagte er, das Geheimnis der Christen in den ersten drei Jahrhunderten sei ihre Gemeinschaft gewesen. In den Gemeinden hätten Menschen aus den verschiedensten Hintergründen zusammengefunden – sogar Sklaven und Sklavenbesitzer. Christen hätten sich umeinander gekümmert, aber auch um andere Menschen. So habe es im Römischen Reich große Pandemien gegeben, in denen Christen leidende Kranke gepflegt und die Toten begraben hätten.

Worum die Kirche beneidet wird

Von diesem Lebensmodell sei eine missionarische Kraft ausgegangen. Der römische Kaiser Julian, der die Christen verfolgte, habe eingestanden, dass man den Kampf gegen die Christen verliere, wenn man nicht vergleichbare soziale Leistungen erbringe. Und erst vor kurzem habe ein australischer Klimaaktivist sich darüber beschwert, dass die politische Linke die Lektionen von der Kirche nicht gelernt habe. Christen träfen sich regelmäßig jede Woche, läsen in einem gemeinsamen Buch (Bibel) und betrieben durch die Sonntagskollekte eine regelmäßige Umverteilung der Güter.

Werner mahnte seine Zuhörer, Gemeinschaft und Zusammenhalt zu suchen. Der andere Mensch dürfe uns nicht egal sein. Es sei geradezu eine Verpflichtung, Gemeinschaft zu suchen und um Versöhnung zu ringen. Dazu gehöre eine „verschwenderische“ Liebe, die freigiebig mit anderen teile. Christliche Gemeinschaften – auch die Mitglieder und Freunde von faktor c – stünden nach Corona vor einem Scheideweg. Die Frage sei, ob man sich nach der erzwungenen Distanz neu miteinander verbinden und etwas bewegen wolle. Aus biblischer Sicht sei ein Christsein ohne Gemeinschaft nicht möglich, sagte Werner.

 

Von Marcus Mockler

 

 

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