Der D-Faktor im Unternehmen: Ein altes Erfolgsrezept in der Corona-Krise neu entdeckt
Unternehmer wünschen sich den wirtschaftlichen Erfolg wie Fußballer das Siegestor. Erfolg ist zwar nicht alles, aber ohne Erfolg ist alles nichts. Worauf kommt’s an bei unternehmerischem Handeln gerade in Corona- Zeiten? Ein entscheidender Baustein dürfte der D-Faktor sein.
Viele Fußballspieler träumen davon, einmal Karriere auf dem Spielfeld zu machen. Sie wünschen sich, in den Spitzenfußball aufzusteigen, träumen vom Applaus auf dem Spielfeld und davon, einmal Millionen zu verdienen. Auch ein Unternehmer wünscht sich, nicht nur in Corona-Zeiten, erfolgreich zu sein und natürlich auch viel Geld zu verdienen. Bei einem Fußballspiel sind die Regeln überschaubar und klar festgelegt: die Spieldauer, wie man sich zu verhalten hat und vor allem das Ziel, nämlich möglichst oft den Ball in das Tor der anderen Mannschaft zu schießen.
Zum christlichen Glauben gehört das feste Vertrauen, dass Gottes Segen das Leben begleitet und natürlich auch im Unternehmen Gelingen und neue Aufbrüche schenkt. Im Business nach christlichen Maßstäben sind die Spielregeln jedoch nicht ganz so klar wie beim Fußball. Die Bibel ist hier die Grundlage. Darin finden sich eindeutige, über die Jahrhunderte gültige Aussagen, die neben Erfahrungsberichten stehen, die im spezifisch zeitgeschichtlichen Kontext zu verstehen sind. Wenn man sie in die heutige Situation und in aktuelle geschäftliche Problemfelder übertragen möchte, so ist dies oft nur in einem weiter gesteckten Interpretationsrahmen möglich.
Die Bibel berichtet von Menschen, die ihr Leben mit Höhen und Tiefen im Hören auf Gott gestaltet haben. Sie geben bis heute Orientierung – auch für das christliche Geschäftsleben. Sie zeigen aber auch, dass Erfolg und Scheitern nahe beieinanderliegen können. Doch wie kommt man auf die Erfolgsspur?
Was ist Erfolg?
Zu jedem Bundesligaspiel finden sich in „normalen“ Zeiten Zehntausende Fans im Stadion und vor den Fernsehern ein. Sie bescheren den Veranstaltern damit millionenschwere Umsätze. Die Fans hoffen darauf, dass ihre Lieblingsmannschaft Erfolg hat und dass der Gegner am Ende als Verlierer vom Platz geht. Erfolg beim Fußball bedeutet, dass es einen Verlierer geben muss.
Als Jesus auf der Erde war, hat er seine Version von Erfolg vorgelebt und die Reich-Gottes-Kultur begründet. Matthäus 6, 33 erscheint wie eine Zusammenfassung: „Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen.“
Die Definition von geschäftlichem Erfolg muss im Kontext Jesu neu gedacht werden. Gott will, dass ALLEN geholfen wird. Es geht also nicht darum, dass ein scharfer Wettbewerb um die größte Wirtschaftsleistung oder um Unternehmenskennzahlen stattfindet. Im Reich Gottes soll es möglichst wenig Verlierer geben.
Ziel ist, das Leben der Menschen durch die Wirtschaft zu verbessern. Es geht darum, dass nützliche Dienstleistungen und Produkte entwickelt und fair verkauft werden. In der Praxis spitzt sich das häufig auf die Prioritätenfrage zu: Was hat Vorrang?
Gewinn oder Kundennutzen? Diese beiden Maximen stehen in der täglichen Entscheidungspraxis im Wettbewerb. Jesus gibt in dieser weitreichenden Frage eine klare Entscheidungshilfe. Er verspricht denen Versorgung, die nach den Prinzipien des Reiches Gottes handeln und sich am Wohl des Menschen orientieren.
Vertrauen vereinfacht das Business
Wo das Reich-Gottes-Prinzip favorisiert wird und der Kundennutzen im Mittelpunkt steht, entsteht Beziehung zwischen den Geschäftspartnern, und es wächst Vertrauen. Vertrauensvolle Beziehungen vereinfachen das Geschäftsleben. In Geschäftsbeziehungen, in denen man einander misstraut, sind meist umfangreiche Vertragsvereinbarungen notwendig. Hingegen kommen Vertrauensbeziehungen mit wenigen, klaren Abmachungen aus.
Selbst die eigene Unternehmenskultur profitiert vom Beziehungsprinzip, denn gute Beziehungen sind nicht selbstverständlich. In der Praxis begegnet man häufig Situationen, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder ganze Abteilungen im Wettbewerb miteinander stehen. Oft gibt es gibt auch Anlässe, wo man nicht miteinander redet, oder es herrscht gar ein Kommunikationsverbot. Dort, wo das Reich-Gottes-Prinzip umgesetzt wird, gedeiht Vertrauen, man hilft sich gegenseitig und arbeitet effektiv.
„Elf Freunde müsst ihr sein“
Das Motto „Elf Freunde müsst ihr sein“ ist im Fußball schon lange bekannt. Mit diesem Leitspruch führte Sepp Herberger als Trainer die deutsche Nationalmannschaft zum Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft 1954, der als „Wunder von Bern“ in die Geschichte eingegangen ist. Gleichzeitig war dieser Erfolg in der Schweiz der Beginn davon, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein neues Selbstbewusstsein entwickelt hat.
Es war ein sehr heißer Sommertag. Ein erschöpfter Paketfahrer brachte eine Warenlieferung und signalisierte mir mit Schweißperlen auf der Stirn, dass er sofort weiter müsse. Ich kam trotzdem kurz mit ihm ins Gespräch. 140 Pakete in einem großen ländlichen Gebiet zu verteilen, war sein vorgegebenes Tagesziel. Eine schier unlösbare Aufgabe. Der Ertrag, den er mir nannte, bewegte sich am Existenzminimum.
Billiglöhne sind ein Beispiel dafür, wie in manchen Bereichen der Wirtschaft die Würde des Menschen auf Kosten der Rentabilität ignoriert wird. Der Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft drückt die Preise nach unten. Der Arbeiter, der darauf angewiesen ist, sich und seine Familie durch seine Arbeit zu versorgen, steht in dieser Hierarchie auf der Seite der Verlierer.
Wirtschaftlichkeit und Menschenwürde sollten jedoch nicht im spielerischen Zweikampf sein. Robert Bosch hat dies früh erkannt. Bereits 1906 führte er für seine Arbeiter einen Acht-Stunden-Tag ein und legte Wert auf gerechte Bezahlung. Er wird mit dem Satz zitiert: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ Menschenwürde hatte bei Robert Bosch höchste Priorität. Durch eine kluge Unternehmensstruktur schuf er die Voraussetzung dafür, dass der Kampf ums Geld diese Priorität nicht aushebeln kann. Die Firma ist bis heute weltweit sehr erfolgreich.
Der D-Faktor
Selbstverständlich braucht geschäftlicher Erfolg klare Führung mit Vision, Ziel und Durchsetzungsvermögen. Hier findet sich eine Führungskraft jedoch im Spannungsfeld zwischen Dominanz und Demut wieder. Demut ist der ultimative Erfolgsfaktor im Business. Es gibt zwei Arten von Demut. Manche denken bei Demut an eine Haltung, die einem allmächtigen Herrscher in selbstverachtender, unterwürfiger Weise huldigt.
Es gibt jedoch eine Demut, die akzeptiert, dass der Mensch von Gott nach seinem Bild geschaffen ist. Würde und Selbstachtung ist jedem einzelnen Menschen seit seiner Geburt von Gott zugedacht. Wir Menschen tragen einen Teil dieses göttlichen Bildes in uns. Das gibt uns eine Würde, die unantastbar ist und von niemandem in Frage gestellt werden kann.
Demut erkennt aber auch an, dass die Mitmenschen, die Kunden und die Wettbewerber dieselbe Würde besitzen. Diese Demut verzichtet auf Neid dem gegenüber, der mehr hat. Sie verzichtet auf Hochmut dem gegenüber, der weniger hat. Sie leitet an zur Dankbarkeit für das, was dem Menschen bei seiner Geburt an Begabung mitgegeben wurde, und spornt an, diese Begabung zur Blüte zu bringen. Es ist eine Demut, die in die Berufung führt.
Gott versorgt
Diese Haltung erkennt auch an, dass der Mensch nicht perfekt oder unfehlbar ist und Erlösung braucht, die durch den Tod Jesu am Kreuz freigesetzt wurde. Wenn man an den Sohn Gottes glaubt, führt dies zur Gerechtigkeit vor Gott. Die Auswirkung dieser Gerechtigkeit auf verschiedenen Ebenen hat König David im Alten Testament schon beobachtet und sagt im fortgeschrittenen Alter: „Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen und seine Kinder um Brot betteln. (Psalm 37,25)
David wusste also um die Versorgung durch Gott. Dies gilt auch für den Unternehmer, gerade in der aktuellen Corona-Krise. Zum Beispiel musste eine Musikschule aufgrund der Kontaktbeschränkungen den Unterricht einstellen. Durch die Umstellung auf Online-Unterricht konnten jedoch Schüler in einem größeren Radius hinzugewonnen werden. Dadurch entstand ein Umsatzausgleich.
Auch wer in Beziehung zu Gott Business betreibt, durchlebt Krisen. Viele Unternehmen sind durch den Shutdown während Corona in ihrer Existenz bedroht oder sogar zum Neuanfang gezwungen. Krisen können zu Scheidepunkten werden, die dazu verleiten, das Vertrauen auf Gott wegzuwerfen. Sie können aber auch Chancen sein zur charakterlichen Reifung und zur Horizonterweiterung, um gestärkt aus dem Tal herauszukommen. Tiefen erzeugen Softskills wie Geduld und Ausdauer.
Das übernatürliche Reden
Gottes Große sportliche Begabung und hartes Training zeichnen einen guten Fußballspieler aus. Wenn der Spieler es außerdem beherrscht, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz zu sein, um den fliegenden Ball ins Tor zu bringen, wird er zum Fußballstar. Das ist nicht dem Zufall geschuldet, es ist eine Fähigkeit, intuitiv am richtigen Platz zu sein.
Gott ist sehr daran interessiert, dass seine Freunde intuitiv am richtigen Platz sind. In der Wirtschaft heißt das, Bedürfnisse für neue Produkte und Dienstleistungen rechtzeitig zu erkennen, innovative Lösungen zu schaffen und rechtzeitig umzusetzen. Robert Bosch erkannte beispielsweise früh, dass es beim Betrieb des Benzinmotors ein Problem gab: Es fehlte eine zuverlässige, schnelldrehende Zündeinheit zur Zündung des Benzin-Luftgemisches. Zusammen mit seinem begabten Werkstattmeister entwickelte er den sogenannten Bosch-Magnetzünder. Dieser Bosch-Zünder war so gut, dass er von vielen Motorenherstellern eingebaut wurde und dem damals jungen Unternehmen zum Durchbruch verhalf.
Intuitiv handeln und Gottes Stimme hören sind kein Widerspruch, im Gegenteil. Gott hat den Menschen als kreatives Wesen geschaffen, das mit ihm in Verbindung ist und seine Stimme hören kann. Wenn ein Kind seinen Vater um etwas bittet, ist es doch selbstverständlich, dass der Vater ihm hilft – genauso ist es bei Gott. Der Heilige Geist hilft dem Menschen, mit Gott zu kommunizieren. Er hilft dabei, diese Ideen und Überraschungen, die Gott seinen Kindern bescheren möchte, zu erkennen und in Existenz zu bringen.
Menschen, die mit ehrlichem Herzen das Reich-Gottes-Prinzip in ihrem Leben und in ihrem Unternehmen umsetzen, können erleben, wie sich plötzlich mit göttlicher Unterstützung Chancen und Konstellationen ergeben, die nicht vorhersehbar waren. Es entstehen mehr Situationen wie beim Fußball, wo plötzlich jeder Spieler an der richtigen Stelle ist und der Ball wie durch ein Wunder ins Tor rollt.
Klaus Daubmann
faktor c Ausgabe 2/2020