Ich liebe Kurzfassungen mit leicht zu verstehenden Punkten oder Prinzipien bewährter Führungskräfte. Auch deshalb hat mich die Bergpredigt Jesu Christi immer wieder fasziniert. In Matthäus 5-7 zog Jesus Sein „Führungsteam“ (eine Gruppe, die unter anderem aus ehemaligen Fischern, einem Politiker und einem Steuereintreiber bestand) zu einem Strategietreffen in den Bergen zusammen, wo Er ihnen sozusagen Auftrag, Vision und Werte ihres neuen Unternehmens präsentierte.
Ich habe einen Großteil meines Erwachsenenlebens damit zugebracht, über diese drei Kapitel im Matthäus-Evangelium nachzudenken und stimme mit dem Autor Philip Yancey überein, der hinsichtlich der Bergpredigte meinte: „Wenn ich diese Lehre nicht verstehe, verstehe ich Ihn nicht.“ Hier sind 10 Kernpunkte der Bergpredigt für die Geschäfts- und Arbeitswelt:
1. Kein einziger Vers enthält alle Gedanken Gottes zu einem bestimmten Thema. Anders gesagt muss ich mich mit allem beschäftigen, was die Bibel zu einem bestimmten Thema sagt,
um Gottes Gedanken dazu akkurat zu erfassen.
2. Um eine starke, nachhaltige Wirkung für Gottes Königreich zu erzielen, müssen Sie Ihren Ansatz an Ihre Zielgruppe anpassen und individuell gestalten. Jesus hatte im Laufe Seines
Dienstes mindestens vier Zielgruppen, für die Er jeweils einen anderen Ansatz hatte: der uninteressierte Außenseiter, der interessierte Beobachter, der hingebungsvolle Lernende und
das bedürftige Herz.
3. Das Evangelium geht den Weg der Fürsorge und der authentischen Beziehungen. Die stärkste Wirkung für Gottes Königreich erzielen wir mit einem Leben, das Erlösung und Gnade
widerspiegelt, mit authentischen, individuell gestalteten Beziehungen. Niemand will ein Projekt für jemand anderes sein.
4. Bei nachhaltigem Einfluss geht es mehr darum, wer Sie sind als darum, was Sie tun. Vielleicht begann Jesus deshalb Seine Predigt damit, wer ich sein soll und was ich sein soll.
5. Die Art und Weise, wie ich die Kultur annehme, bestimmt, wie ich das Evangelium verstehe.
Wie ich das Evangelium wahrnehme, bestimmt die Art und Weise, wie ich mich als Nachfolger Jesu kulturell engagiere. Richard Niebuhr unterschied in seinem Klassiker „Christ and Culture“
vier Arten und Weisen, wie Christen im Spannungsverhältnis von Kultur und Evangelium leben: „Christus gegen Kultur“, „Christus (in) der Kultur“, „Christus über der Kultur“ und „Christus als
Erneuerer der Kultur“.
6. Jesus hat den Maßstab für Gerechtigkeit von äußeren Handlungen auf das Herz verlagert. Wirkliche Gerechtigkeit zeigt sich niemals nur äußerlich. Jesus wollte immer, dass unser Glaube
eine Reise ist, die ihre Grundlage in unserem Herzen hat und unser Herz verändert.
7. Jesus will, dass die Wahrheit des Evangeliums (unsere Gerechtigkeit von innen nach außen) alles um uns herum berührt und verändert. Sein Erlösungswerk soll sich auf alles in unserem
Leben und unserer Arbeit auswirken.
8. Wenn Jesus sogar Blumen und Vögel versorgt, warum mache ich mir dann Sorgen, ob Er mich wohl auch versorgt?
9. Authentizität ist wesentlich, aber schwer zu erreichen. Unser äußeres Erscheinungsbild spiegelt nicht immer unsere innere Motivation und unsere Wünsche wider.
10. Ich muss so entschieden wie möglich an mir selbst arbeiten. Dann kann ich darauf vertrauen, dass Gott sich auch um die Probleme und Unzulänglichkeiten meiner Mitmenschen kümmert.
Copyright 2024. Dr. Stephen R. Graves ist Unternehmensstratege, pragmatischer Theologe und sozialer Kapitalist. Er berät
Manager und Unternehmer.
Übersetzung: Susanne Nebeling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.