Exodos ist Griechisch. Ich war kürzlich auf Zypern. Dort und in Griechenland ist das Wort millionenfach zu lesen. Exodos heißt Ausgang/Ausfahrt, das Gegenstück zu Eisodos, Eingang/Einfahrt. Exodos steht an Autobahnen und in Flughäfen, in Gebäuden und in Parks. Wer dem Schild Exodos folgt, kommt weg und raus. Weg von der Autobahn, raus aus dem Flughafen, raus aus dem Gebäude oder dem Park.

 

Exodos – am Anfang war Griechisch. Die Lateiner haben es übernommen. Und dann die Europäer. Und haben es in die ganze Welt getragen, nicht nur die Buchstabenreihenfolge, sondern auch die Idee hinter Exodos. Die Gebildeten kennen und benutzen den Ausdruck nicht zuletzt vom Roman und Film „Exodus“, die Medizinerinnen und Mediziner kennen den Exitus, alle Englisch Sprechenden den „exit“.

Exodos – in neues Land

Darf ich übertragen? Wir folgen alle von Zeit zu Zeit im Leben dem Schild „Exodos“, oder Exit/Ausgang. Von etwas weg oder raus zu etwas Neuem. Wir kommen in eine andere Umgebung, in „neues Land“, in eine neue Welt, in eine unbekannte Zukunft. Das kann Neugier und Vorfreude auslösen, aber auch Wehmut, Unsicherheit oder Angst.

Exodos – „Steht noch dahin“

Eine der großen Literatinnen des letzten Jahrhunderts, Marie-Luise Kaschnitz, hat es nach dem 2. Weltkrieg schmerzhaft klar so formuliert:

„Ob wir davonkommen ohne gefoltert zu werden,
ob wir eines natürlichen Todes sterben,
ob wir nicht wieder hungern,
Abfalleimer nach Kartoffelschalen durchsuchen,
ob wir getrieben werden in Rudeln,
wir haben’s gesehen.
Ob wir nicht noch die Zellenklopfsprache lernen,
den Nächsten belauern,
vom Nächsten belauert werden,
und bei dem Wort Freiheit
weinen müssen.
Ob wir uns fortstehlen rechtzeitig auf ein weißes Bett
oder zugrunde gehen am hundertfachen Atomblitz,
ob wir es fertigbringen mit
einer Hoffnung zu sterben,
steht noch dahin,
steht alles noch dahin.“

(„Steht noch dahin“ – Marie-Luise Kaschnitz, 1901 – 1974)

Exodos – der Herr behütet den Ausgang!

Gott, der Herr, ist der Meister des Eingangs und des Ausgangs, des Beginns und des Endes. Sei es der Beginn und das Ende eines Lebensabschnitts, einer Phase, eines festen Zeitraums oder des gesamten Lebens – Gott, der Herr wacht und behält alles im Blick. Der Herr „behalte deinen Ausgang“, so heißt es wörtlich in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. So kennen wir den gesamten Satz im 121. Psalm, in Vers 8: Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Das ist unser Leben – zwischen Zuversicht und Hoffen, zwischen Gewissheit und Zweifel. Halten wir uns an den Herrn, der uns „behält“. Er ist der Herr des Exodos. Mit ihm ist unser Ausgang sicher!

Michael vom Ende
Geschäftsführer von faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft
www.faktor-c.org