Die meisten Menschen können mit Versagen besser umgehen als mit Erfolg. Versagen kann einen Menschen aufbauen, Erfolg kann ihn ruinieren. Dies habe ich an Geschäftsleuten, Politikern, Athleten, Schauspielern und anderen berühmten Menschen gesehen. Vielleicht hat Albert Einstein deshalb gesagt: “Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller.”
Erfolg ist an sich nicht schlecht, muss aber verdaut werden. Wenn wir etwas verdauen, wird es zu einem Bestandteil des Körpers, es liegt uns nicht im Magen und verursacht keine Schmerzen. Erfolg ist etwas, das wir voll und ganz einnehmen, oder es nimmt uns ein. Vier Gefahren kommen mir da in den Sinn:
Erfolg führt häufig dazu, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Denken Sie an das, was der Erfolg mit sich bringt: Applaus für den Sportler, ein größeres Büro, einen beeindruckenden Titel, mehr Geld und viel Ehre. Alles scheint zu schreien: “Ich habe es geschafft!”
Erfolg schadet häufig den Beziehungen. Wir werden anders behandelt, wenn wir erfolgreich sind. Menschen hinterfragen unsere Entscheidungen weniger. Wir werden nach unserer Meinung gefragt, auch wenn wir auf dem betreffenden Gebiet ahnungslos sind.
Erfolg kann süchtig machen. König Salomo, der weiseste Mensch aller Zeiten, wollte einen Mann töten lassen, als er seine Herrschaft bedroht wähnte. Wenn Salomo dazu in der Lage war, sind auch wir nicht immun gegenüber Versuchungen. Wir nehmen Abkürzungen, vernachlässigen Freundschaften, arbeiten mehr als wir sollten, halten Versprechen nicht ein. Erfolg wird zum Götzenbild.
Erfolg kann uns selbstgefällig machen. Erfolgreiche CEOs hören vielleicht auf, nach Führung zu suchen und zu führen. Langsam geben sie ihre Überzeugungen preis und kümmern sich nicht mehr um die Menschen, die zu ihrem Erfolg beigetragen haben. Jesus sagte: “Was hat ein Mensch denn davon, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst dabei aber seine Seele verliert? Er kann sie ja nicht wieder zurückkaufen!” (Mt. 16,26).
Ich bin nicht gegen Erfolg, es geht mir aber darum, wie wir richtig mit dem Erfolg umgehen und unsere Autorität, unsere Finanzen und unseren Ruhm einsetzen, um anderen zu helfen und Gott zu dienen, was auch für uns zu mehr Erfüllung und Zufriedenheit führt. In Spr. 27,21 heißt es: “Gold und Silber prüft man durch Schmelzen, der Prüfstein eines Menschen ist sein Ruf.” Ruhm stellt uns auf den Prüfstein und offenbart, wer wir wirklich sind und was uns wirklich wichtig ist.
Wie gehen wir nun richtig mit dem Erfolg um? Es beginnt damit, dass wir an alle diejenigen denken, die uns zum Erfolg verholfen haben, an den tieferen Sinn unseres Erfolgs und vor allem an die tiefste Quelle unseres Erfolgs: an Gott. Daraus werden dann drei gute Dinge resultieren:
1. Der Erfolg lässt uns in Demut wachsen und hält unsere Arroganz in Schach.
2. Wir werden denken: “Schaut her, was Gott für mich getan hat!”, und nicht: “Schaut her, was ich geschafft habe!”.
3. In uns wird der Wunsch geweckt, anderen zu helfen und uns für andere Menschen und Gottes Königreich einzusetzen.
Gott warnte die Israeliten (und uns) vor zukünftigem Erfolg: “Wenn dieses Gute nun kommt, sagt nicht: Das haben wir aus eigener Kraft geschafft, es ist unsere Leistung! Denkt vielmehr an den Herrn, euren Gott, von dem ihr die Kraft bekommen habt, all diesen Reichtum zu erwerben! Denn er hält sich an den Bund, den er mit euren Vorfahren geschlossen hat und der heute noch für euch gilt. Wenn ihr aber jemals den Herrn, euren Gott, vergessen solltet und anderen Göttern nachlauft, ihnen dient und sie anbetet, werdet ihr zugrunde gehen, das versichere ich euch!” (5. Mose 8,17-19).
Copyright 2024. Dr. Stephen R. Graves ist Unternehmensstratege, pragmatischer Theologe und sozialer Kapitalist. Er berät
Manager und Unternehmer.
Übersetzung: Susanne Nebeling-Ludwar, Tübingen: S.Ludwar@gmx.de
Bibelzitate sind der Übersetzung Hoffnung für Alle entnommen, wenn nicht anders angegeben.