Vor kurzem besuchten wir in Hessen eine Pizzeria, die an sechs Tagen geöffnet hat. Sie war so voll, dass wir trotz der Reservierung noch eine ganze Zeit mit knapp 10 anderen auf unseren Platz in einem der fünf Gasträume warten mussten. Parallel zu der überaus guten Auslastung bauen die Besitzer das Restaurant noch weiter aus – und gleich noch ein Hotel dazu. Sie haben nicht nur unglaublich viele Gäste, sondern auch mit 35 Mitarbeitenden auf der Gehaltsliste viel Personal für eine Pizzeria. Im Gespräch mit dem Junior-Chef über das „Geheimnis“, in seiner Branche genügend Personal zu finden und zu halten, antwortete er: „Wir gehen ‚pfleglich‘ mit den Mitarbeitern um – und bezahlen sie gut.“ Die Sache mit dem Lohn. Bei diesem vielschichtigen Thema greife ich zwei Gesichtspunkte heraus.  

Wie „gut“ ist die Bezahlung?  

  • Ist die Bezahlung „fair“, steht sie im Verhältnis zum geleisteten Einsatz? Beteiligt das Unternehmen seine Mitarbeitenden angemessen am Gewinn oder nicht? So wie im Hägar-Cartoon – da steht der Hägars Mitarbeiter mit seiner Frau und schaut zu, wie Hägar und seiner Frau vollbepackt aus dem Geschäft „Mode für stattliche Walküren“ kommen. Und er sinniert: „Da gehen sie dahin, mein Boss, seine Frau und meine Lohnerhöhung.“ Die Frage nach der fairen Bezahlung gilt für hohe Löhne genauso wie für den gerade wieder diskutierten Mindestlohn. 
  • Ist die Bezahlung „ausreichend“, können die Mitarbeitenden ihre Ausgaben decken und im Idealfall Vermögen aufbauen? Falls es bei einer Vollbeschäftigung nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten reicht, ist sie nicht ausreichend. Natürlich kann ein Unternehmen nicht mehr auszahlen, als es einnimmt, aber u. a. die Möglichkeit zum Aufbau von Vermögen kann für Mitarbeitende eine deutliche Motivation sein.  
  • Ist die Bezahlung „realistisch“, berücksichtigt sie sowohl den für den Gewinn des Unternehmens wichtigen Beitrag der Mitarbeitenden als auch ihre individuelle Leistungsfähigkeit? „Gleicher Lohn für alle“ funktioniert übrigens im biblischen Beispiel von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20, 1 – 14) nur im Blick auf das Himmelreich, den Herrschaftsbereich von Jesus Christus. Dort erhalten alle den gleichen Lohn, unabhängig von ihrer stundenmäßig geleisteten Arbeit. 


Wie bezahlt Gott uns?  

  • Bei Gott gilt zunächst: Gleicher Lohn für alle. Dieser Basislohn misst sich aber nicht unserer Leistung, sondern ist ein für alle gleiches Geschenk. Ein fundamentaler Unterschied. Gottes Motto: Geschenk statt Gegenwert. „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Römer 6, 23) 
  • Über diesen Basislohn hinaus kennt Gott aber auch ein Bonus-System. Er entlohnt zusätzlich in Einzelprüfung leistungsgerecht. Die jeweilige Höhe des Lohns bleibt aber im Dunkeln, sozusagen als „Lohn-Geheimnis“. Zwei biblische Beispiele dazu:  
  • Als in der Gemeindegründung in der griechischen Hafenstadt Korinth unklar ist, wer der beiden Hauptakteure, Apollo oder Paulus, der wertvollere ist, stellt Paulus selbst klar: „Der aber pflanzt und der begießt, sind eins; jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit. (1. Korinther, 3,8) 
  • Jesus Christus selbst stellt einmal klar, welche zwei unterschiedlichen Lohn-Systeme für das Almosengeben relevant sind, abhängig von der Einstellung der Spendenden. „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. (Matthäus 6, 1 – 4) 


Die Sache mit dem Lohn. Sie hat für Nachfolger von Christus immer das Wohl des Anderen, den Einsatz für eine lebenswerte Gesellschaft und ein gutes, zukunftsfähiges Miteinander im Blick. Und sie ist gespeist von der Zuversicht, dass Gott großzügig und gerecht mit ihnen selbst umgeht. 

Michael vom Ende
Geschäftsführer von faktor c