Die 20-Jährige gewann den erstmals vergebenen „Female Leader Award“.
Von Judith Kubitscheck (epd)
Die angehende Religions- und Gemeindepädagogin Kira Geiss aus Wilhelmsdorf im Landkreis Ravensburg ist die neue „Miss Germany 2023“. Geiss setzte sich im Finale gegen neun Mitbewerberinnen durch. Als Siegprämie erhielt die 20-Jährige 25.000 Euro, um ein Projekt ihrer Wahl zu verwirklichen. „Ich bin dankbar, eine Plattform zu bekommen für die Jugendarbeit“, sagte sie direkt nach ihrer Wahl. Die Studentin an der Evangelischen Missionsschule Unterweissach im Rems-Murr-Kreis hatte sich unter rund 15.000 Kandidatinnen behauptet.
Bei ihrem Abschlussplädoyer direkt vor der Miss-Wahl sagte die junge Frau in dem bunten, langen Kleid, dass sie aus eigener Erfahrung wisse, wie wichtig Jugendarbeit sei, und deshalb die Jugendarbeit in Deutschland groß machen wolle. Im Teenageralter sei sie in ein alkohol- und drogenverherrlichendes Umfeld geraten. „Als ich ganz unten war, hat Jugendarbeit mich aufgebaut.“ Unterstützung habe sie damals in einem christlichen Jugendkreis erhalten.
Vom „Schönheitswettbewerb“ verabschiedet
Vor der Wahl sollte sich jede der Kandidatinnen mit einem Gegenstand vorstellen. Kira Geiss entschied sich für eine Tube mit Acrylfarbe, weil sie mit jungen Menschen gemeinsam etwas gestalten wolle. Vor einem Jahr hatte sie gemeinsam mit zwei weiteren Frauen in Magdeburg die Jugendgemeinde „Eastside“ innerhalb der landeskirchlichen Gemeinschaft aufgebaut. In einem Projekt von „Eastside“ können junge Leute musikalisch und handwerklich kreativ werden und sich ausprobieren. „Wir müssen jungen Menschen Verantwortung geben, sie fördern, anleiten und Beziehung leben“, sagte Geiss.
Bewertungskriterien der Jury für die Wahl waren nach eigenen Angaben Professionalität, Inspirationsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit. Auf der Homepage von „Miss Germany“ heißt es, man habe sich vor drei Jahren von dem veralteten Konstrukt des „Schönheitswettbewerbs“ verabschiedet. Die Auszeichnung gelte nun Frauen, die Verantwortung übernehmen. Statt wie früher eine Krone erhielt die diesjährige „Miss Germany“ zum ersten Mal den „Female Leader Award“. Geiss sagte, ihre Vision sei es, mit der Prämie aus der Miss-Wahl ein Projekt gemeinsam mit jungen Menschen zu entwickeln und zu schauen, was sie mit ihnen an Ideen umsetzen kann.
„Denke nach, denke neu“
Sie ist die frisch gewählte Miss Germany. Im Interview mit „faktor c“ erläutert Kira Geiss, warum sie bei ihrem Einsatz für junge Menschen auch auf die Unterstützung von Unternehmern hofft.
Kira Geiss, „Miss Germany“ ist heute kein Schönheitswettbewerb mehr, sondern eine Auszeichnung für Frauen, die Verantwortung übernehmen. Was ist Deine Botschaft an junge Frauen?
Trenne dich von den utopischen Schönheitsidealen der Gesellschaft. Sie sind, ganz simpel gesagt, einfach falsch. Der Wert des Menschen und gerade auch der Wert der Frau sollte nicht durch Äußerlichkeiten definiert werden. Es ist wichtig, dass wir den Fokus darauf setzen, uns und anderen Gutes zu tun und nicht einer Norm oder einem Social-Media-Trend hinterherjagen. Die Welt und unsere Gesellschaft haben so viel mehr zu bieten, und du hast das Recht mitzugestalten und deine Stimme einzusetzen. Nutze das! Sei laut, denke nach, denke neu, interessiere dich und bring dich ein.
Wie könnten Unternehmen Dein Engagement für christliche Jugendarbeit unterstützen?
Jugendarbeit ist meiner Meinung nach eigentlich nur der Schlüssel für das Problem. Wir müssen ein paar Schritte früher anfangen um zu verstehen, was ich meine. Seit dem digitalen Wandel 2007 sind Social Media und irgendwann auch die Künstliche Intelligenz nicht mehr wegzudenken. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, sondern noch viel mehr Bestandteil werden. Das Problem ist nur – und hier kommen die Unternehmen ins Spiel: Die Generationen haben unterschiedliche Bezüge zu der digitalen Welt. Die GenZ und jetzt die GenA sind quasi von Kind auf mit diesen Medien aufgewachsen. Die Frage ist nur, haben wir je gelernt, diese richtig einzusetzen? Wir müssen dringend daran arbeiten, diese Medien als Werkzeug zu benutzen und nicht Sklaven von ihnen zu sein. Unternehmen sollten also intensiver mit der jungen Generation und den Sozialen Medien zusammenarbeiten, damit ein nachhaltiger Umgang vermittelt werden kann. Diesen brauchen wir nicht nur bei der GenZ, sondern bei unserer gesamten Gesellschaft. Des Weiteren kann von Unternehmen viel in Jugendarbeit investiert werden, indem Jugendprojekte, Förderkreise, Events oder Spendenaktionen ins Leben gerufen werden. Aus Erfahrung kann ich sagen, da wird kein einseitiger Profit entstehen, sondern ein ganz besonderer Austausch und ein Fördern stattfinden.
Siehst Du Dich selbst als Unternehmerin?
Nein, ich sehe mich nicht als Unternehmerin. Eher als Initiatorin. Ich habe selber schon mit zwei tollen Frauen eine Jugendgemeinde gegründet. Durch die Erfahrung aus meinem eigenen Leben, welches sich durch Jugendarbeit um 180 Grad gedreht hat, und aus meiner Erfahrung in der Gründung weiß ich, wie wichtig Jugendarbeit ist und welche Problematiken vor uns stehen. Aus diesem Grund möchte ich mit Hilfe von Jugendarbeit junge Menschen in der realen Welt fördern und begeistern, sozusagen Safespace außerhalb des digitalen Raums aufbauen und eine gesunde Beziehung zu Social Media fördern. Ich sehe mich also eher als Brücke zwischen den Generationen, die zum einen an der Jugend sowie an den Unternehmen dran ist und versucht, beide gemeinsam nach vorne zu bringen.