Christsein im Alltag – das heißt auch, für die Firma zu beten, in der man arbeitet. Noch schöner und verheißungsvoller ist es, das gemeinsam mit anderen Christen zu tun. Gebetskreise können für eine Organisation ein Segen sein. Doch wie gründet man einen Firmengebetskreis?
Von Eberhard Schneider
Schon vor fast 18 Jahren berichtete „Bild“ über Firmengebetskreise. Damals zitierte das Medium den Geschäftsführer von „Christen in der Wirtschaft“ (heute: faktor c), Andreas Schnabel, der von bundesweit 1.000 Gebetskreisen in Unternehmen berichtete. Ob es heute mehr sind als damals, wissen wir nicht. Das ist aber auch nicht entscheidend.
Gebetskreise sind für Christen ein „himmlischer Auftrag“, die Herausforderung im Berufsalltag zu leben und die Freude, den daraus fließenden Segen zu empfangen. Deshalb ermutige ich dazu, einen Firmengebetskreis zu gründen oder bestehende Gebetszellen neu zu mobilisieren. Doch dabei gibt es ein paar Dinge zu beachten.
Der himmlische Auftrag
Gott hat seinem Bodenpersonal wertvolle Aufgaben übertragen. Eine der wichtigsten wurde vom Apostel Paulus übermittelt. In 1.Timotheus 2,1 heißt es: „Das Erste und Wichtigste, wozu ich die Gemeinde auffordere, ist das Gebet. Es ist unsere Aufgabe, mit Bitten, Flehen und Danken für alle Menschen einzutreten.“
Das Gebet, speziell die Fürbitte für unsere Mitmenschen, hat höchste Priorität und ist der wichtigste, ja vielleicht wertvollste Dienst für andere. Im übertragenen Sinn gibt Gott uns das Mandat, vor ihm für unsere Mitmenschen einzutreten. Wir danken, bitten und flehen stellvertretend für sie. In der Tat eine sehr wertvolle und verantwortungsvolle Aufgabe.
Interessanter Weise werden dann zwei Personengruppen genannt, die noch mehr in unserem Focus stehen sollten: Politiker und Menschen, die große Verantwortung tragen. Paulus schreibt in Vers 2: „… insbesondere für die Regierenden und alle, die eine hohe Stellung einnehmen, …“
Verantwortung braucht Beter
Diese Personen bedürfen wegen ihrer Position und Verantwortung einer besonderen Aufmerksamkeit und Unterstützung der Beterinnen und Beter. Gott in seiner Gnade weiß, dass sie mehr Weisheit, mehr Klarheit und Entscheidungsvermögen für ihre Ämter benötigen, deshalb lenkt er unseren Blick auf sie. Allerdings fällt es uns oft schwer, gerade für den unbeliebten Politiker, für den schwierigen Chef, für die Manager, deren Handeln wir nicht begreifen, zu beten. Auch das ist ein Grund, warum Gott uns diese Menschen besonders ans Herz legt.
Einen weiteren Grund offenbart uns Paulus in Vers 2b. Er ermutigt, für diese Menschen zu beten, „…damit wir ungestört und in Frieden ein Leben führen können, durch das Gott in jeder Hinsicht geehrt wird und das in allen Belangen glaubwürdig ist.“
Was für eine grandiose Verheißung! Wenn wir für Politiker und Entscheidungsträger, die die Geschicke unserer Nation und Wirtschaft lenken, beten, wird der innere, äußere und soziale Friede möglich. Dann wird Gott die Ehre bekommen, die ihm zusteht.
Zweifel sind einkalkuliert
Klingt zu schön um wahr zu sein? Paulus hat solche Zweifel einkalkuliert! Deshalb betont er, dass Beten in dieser Art gut ist und Gott gefällt, denn dadurch erkennen die Menschen die Wahrheit (Jesus Christus) und werden gerettet (1.Tim2, 4+5).
Nachdem der Apostel über die Dringlichkeit des Gebets und den daraus resultierenden Segen gesprochen hat, gibt er noch Hilfestellung, wo und in welcher Haltung wir beten dürfen. In Vers 8 lesen wir: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“
Diese wertvolle Mandat des Gebets, fasste der frühere württembergische Landesbischof Hans von Keler mit seinen bekannten Worten treffend zusammen: „Das Gebet ersetzt keine Tat, aber das Gebet ist eine Tat, die durch nichts ersetzt werden kann.“ Und der südkoreanische Pastor Yonggi Cho sagte: „Es ist nie zu spät, ein Leben im Gebet zu beginnen!“ Das gilt auch für das Gebet an Ihrem Arbeitsplatz!
Dazu ein paar Tipps aus der Praxis, wie man einen Gebetskreis starten kann und was dabei zu beachten ist.
- Team bilden
- Jesus sagt in Mt.18,20 die sehr bekannten und oft zitierten Worte:
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.
Jesus wusste: Im Team geht es besser. Die Gemeinschaft motiviert, und das Gebet hat eine größere Kraft. Bitten Sie Gott für einen oder zwei Gebetspartner, mit denen Sie sich treffen können. Zwei Tipps, Gleichgesinnte zu finden: Sprechen Sie Personen an, die im Betriebsrestaurant zum Essen beten, oder finden Sie auf dem Firmenparkplatz Autos mit christlichen Aufklebern und hängen eine freundliche Notiz unter den Scheibenwischer.
- Laden Sie zu einem ersten Treffen ein, bei dem Sie sich persönlich kennenlernen und über Ihre Vision und Motivation reden. Dies ist wichtig für eine gemeinsames Verständnis, was so ein Gebetskreis soll.
- Vereinbaren Sie einen passenden Wochentag, Uhrzeit und Turnus für die Gebetstreffen und natürlich den Ort. Optimal ist, wenn Sie sich in Firmenräumen treffen können. Dazu müssen Sie das Einverständnis Ihres Vorgesetzten haben.
- Einige organisatorische Regeln
- Die Gebetstreffen finden außerhalb der Arbeitszeit statt.
- Benennen Sie einen Leiter und Stellvertreter (wenn der Kreis größer wird)
- Verabreden Sie die Art der Kommunikation (Messenger-App, Email, …)
- Teilen Sie den Kreis, wenn er zu groß wird (max. 10 – 12 Personen)
- Einheit trotz Unterschiedlichkeit
- Machen Sie sich bewusst, dass die Teilnehmer mit großer Wahrscheinlichkeit aus verschiedenen Denominationen kommen und unterschiedlich geprägt sind. Das ist ein großer Schatz, und es gilt sich in dieser Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und zu respektieren (siehe Phil.2,3). Das ist die Grundvoraussetzung für Einheit unter Christen. Das Gebet ist der gemeinsame Fokus, der uns eint. Alles andere sind untergeordnete Fragen, die ausgeklammert werden können.
- Vorschlag zum Ablauf des Treffens
- Kurzer Impuls am Anfang (z.B. Herrnhuter Tageslosung, Bibelabschnitt aus der fortlaufenden Tageslese)
- Kurzer (!) Austausch über Gebetserhörungen
- Neue Anliegen sammeln
- Freies Gebet
- Beginnen Sie mit Dank und Lob („danken und loben zieht nach oben“)
- Bitte und Fürbitte für aktuelle Anliegen und Personen
- Abschluss mit Segen und/oder Vaterunser
Bitte betrachten Sie diesen Vorschlag nicht als feste Liturgie! Lassen Sie sich vom Heiligen Geist leiten und bleiben Sie flexibel.
- Mögliche Gebetsanliegen
- Dank für Gebetserhörungen, Arbeitsplätze und Versorgung, Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen, Erfolge, Gottes Gunst, …
- Für die Geschäftsleitung, Vorstände und Führungskräfte: Weisheit, Mut, Schutz, kluge Entscheidungen, gute Berater, Integrität, Gesundheit, Kraft, Friede, Ehe und Familie, Zeit für Entspannung, …
- Für Mitarbeiter und Kollegen: Schutz und Bewahrung vor Unfällen bei der Arbeit, Bewahrung vor Überforderung, persönliche und familiäre Anliegen, Heilung für körperliche und seelische Nöte, …
- Für die Firma oder einzelne Geschäftsbereiche: konkrete aktuelle Situationen, gute Arbeitsatmosphäre und sozialer Friede, Hilfe in Krisenzeiten, richtige strategische Entscheidungen und neue Produkte, Schutz vor Schädigung des Unternehmens durch Hackerangriffe und Manipulation, fairer Umgang mit Kunden und Zulieferbetrieben, …
- Für den persönlichen Arbeitsbereich: laufende Projekte und Aufgaben, gutes Gelingen, Lösungsansätze bei Problemen, gute Zusammenarbeit mit anderen Bereichen, ….
Auch hier gilt: dies sind nur Vorschläge. Gott wird Ihnen die Punkte aufs Herz legen, die für die entsprechende Zeit wichtig sind.
- Frucht, die aus dem Gebet am Arbeitsplatz wächst
- Gott wird reichen Segen schenken und Sein Reich, Seine Herrschaft, Seine Gnade und Treue werden immer mehr sichtbar.
- Rechnen Sie mit Gebetserhörungen.
- Segen für die Beterinnen und Beter: Beziehungen untereinander wachsen und die Gemeinschaft der Gläubigen wird gestärkt, die Identifikation mit der Firma nimmt zu, der Beruf kann zunehmend als Berufung erlebt werden und der Glaube wird ganzheitlich gelebt.
Einer der bekanntesten Männer Gottes, der Evangelist Billy Graham, sagte:
„Ich glaube, dass die nächste Erweckung unter anderem am Arbeitsplatz stattfindet.“ Was für ein wunderbares Vorrecht, wenn Sie durch Ihr Gebet einen Teil dazu beitragen dürfen, dass diese Vision an Ihrem Arbeitsplatz real wird.
Eberhard Schneider,
Jahrgang 1956, lebt in Ditzingen bei Ludwigsburg und ist Mitglied in der Evangelischen Landeskirche sowie im CVJM Heimerdingen. Der Versuchsingenieur ist Familienvater von vier Kindern und bald sechs Enkelkindern. Er hat die Gruppe „Christen bei TRUMPF“ in dem Hochtechnologieunternehmen initiiert.