Pandemie, Ukraine-Krieg, instabile Märkte, drohende Inflation, Insolvenzen – bleibt das jetzt so? Unser Autor schlägt vor, den Krisenmodus zu überwinden, und lädt zum „Crashkurs Hoffnung“ ein.
Von Günther Höhfeld
Die Welt ist im Wandel. Kritische Ereignisse kosten Kraft und Nerven, gehen an die Substanz. Sie führen Menschen ihre Vergänglichkeit vor Augen, können Angst und Sorge bereiten. Nicht wenige erleben diese Ausnahme- und Grenzsituationen als Hoffnungskiller. Ihr seelischer Energietank läuft schon lange auf Reserve. Kritische Erlebnisse lassen Menschen aber auch innere Kraft spüren. Eine Kraft, die sie bewegt, etwas zu unternehmen, Entscheidungen zu treffen, Träume und Ziele zu verwirklichen. Wir nennen diese Haltung Hoffnung. Hoffnung ist der Inbegriff des Lebens, eine der zentralsten und allgegenwärtigsten Erscheinungen. Hoffnung ist ein Lebenselixier.
Wer hofft, hat Zukunft
Davon ist auch Harald P. (alle Namen geändert) überzeugt, Inhaber eines internationalen Reisekonzerns. Trotz Krieg und Krise hält er an seiner inneren Kraft fest. Harald ist zutiefst davon überzeugt, dass sein nächster Schritt im Vergleich zur heutigen Situation besser werden wird. Sein Credo: „Ohne Hoffnung geht gar nichts. Wer hofft, bleibt lebendig und hat Zukunft.“ Genau das ist das Wesen der Hoffnung. Mit dem nächsten Schritt, dem nächsten Tag, der nächsten Unternehmung finden Veränderungen zum Besseren statt. Dabei ist Eigeninitiative wichtig. Hoffnung ist für Harald immer an Selbstbestimmung gekoppelt. Er kann etwas entscheiden, tun, in die Wege leiten, das einen Unterschied bewirkt. Selten ist Hoffnung für Harald nur etwas Passives. Hoffnung vergleicht er mit dem ersten staunenden Gefühl der Verliebtheit, die eine Erfüllung verspricht, welche es in seinem bisherigen Leben noch nicht gegeben hat.
Dennoch enthalte Hoffnung für ihn keineswegs den bisweilen negativ wahrgenommenen Beigeschmack von „Sich-etwas-schön-reden“ oder einer „rosarot gefärbten Brille“. Vielmehr gleiche Hoffnung für ihn dem vorgestellten ersten Lichtstrahl des Sonnenaufgangs, der jeder noch so dunklen Nacht garantiert folgen wird. Wenn Unternehmer wie Harald sich Hoffnung machen, dann bedeutet das, einen Grund zu haben, etwas zu verändern. Dabei ist die Hoffnung selbst sogar die Voraussetzung für Veränderung. Hoffnung ist der Glaube an die Zukunft. Hoffnung gibt Kraft. Sie hilft dabei, sich mit einem zunehmend guten Gefühl in der Gegenwart auf den Weg in eine noch bessere Zukunft zu machen.
Harald ist Christ. Sein Vorbild: Jesus Christus. Was dieser Jesus von Nazareth über Hoffnung sagt, hat für Harald Hand und Fuß. Als er sich vor 15 Jahren dazu entschließt, Christus nachzufolgen, da wird ihm bewusst: Hoffnung ist zutiefst mit Christus verbunden. Auf Golgatha ist alles geregelt. Dem Tod von Jesus Christus und seiner Auferstehung hat Harald es zu verdanken, dass er heute sagen kann: „Hoffnung ist die freudige Vorwegnahme des Guten.“ Das Gute, das ist für Harald das ewige Leben, das Christus ihm versprochen hat. Hier erfüllt sich die Hoffnung (Titusbrief 2,13). Aus dieser Gewissheit heraus lebt er als Unternehmer, tagtäglich, schöpft Kraft, überwindet Krisen, geht mutig voran. Biblische Hoffnung ist mehr als nur ein Prinzip oder Programm. Biblische Hoffnung zieht das an, was sie erwartet: Jesus Christus. Er ist der Anker der Hoffnung (Hebr. 6,18-20; 1.Petr. 1,3.21).
Hoffnung trotz Angst und Sorge
Krisen können ein Nährboden für Resignation, Angst und Sorge sein. Solche negativen Gefühle können die eigene Wahrnehmung trüben und die Annahmen über die Welt negativ färben. Das hat auch Petra H. so erlebt. Die aktuellen Entwicklungen empfindet die Unternehmerin als Besorgnis erregend. Ihrer Zukunft blickt sie mit großer Angst und Sorge entgegen. Sie hofft, dass es nicht so hart kommen wird wie vorhergesagt und sich eine drohende Insolvenz noch abwehren lässt. Zwar hat Petra den Eindruck, die Lage noch kontrollieren zu können. Doch entsteht in ihr zunehmend das Gefühl, alles hänge vom Zufall ab.
Menschen resignieren, wenn sie wie Petra keine Stellung zum und im Leben mehr beziehen können. Ihr Glaube an den Zufall wird letztendlich zum Glauben an die Sinnlosigkeit des Lebens. Wenn alles nur Zufall ist, dann entstehen Mutlosigkeit, Angst und Sorge. Jedes Hoffen ist vergebens. Petra glaubt nicht mehr daran, dass sich etwas zum Guten ändert. Sie fühlt sich machtlos und unfähig, irgendetwas zu verändern. Jeden Versuch, sich vom Negativen zu befreien, bewertet sie von vornherein als aussichtslos. Petra ist verzweifelt. Ihr Engagement stellt sie ein und weist die Verantwortung für ihr eigenes Leben zurück.
Wie kann Petra in dieser kritischen Situation wieder etwas finden, an dem sie sich festhalten, dem sie nacheifern kann? Was gibt ihr wieder Hoffnung? Wo kommt die Kraft her? Was Petra bräuchte, ist das Vertrauen in eine positive Entwicklung der Dinge. Ein Glaube an die Güte in der menschlichen Natur und der Welt. Diese Einstellung aber kommt nicht von alleine und kann in der akuten Krise von Petra nicht mehr geleistet werden. Es ist die Beziehung zu anderen Menschen, die besonders in kritischen Situationen Hilfe und Unterstützung bietet. Hoffnung für Petra besteht im Hoffen auf die Fähigkeiten, Güte und Fürsorge anderer Menschen, denen sie vertrauen kann. In kritischen Situationen spielen Partner, Familie, Freunde, nächste Angehörige und auch das weitere soziale Umfeld wie Ärzte, Therapeuten und Berater eine tragende Rolle. Sie werden zu Hoffnungsträgern, so dass neue Hoffnung aufleuchtet und Menschen so wie auch Petra wieder zurück zum Leben, zur Welt und zu sich selbst finden.
Die Hoffnungs-Matrix
Was tun, wenn Ihnen Hoffnung fehlt? Wie können Sie Ihre Hoffnung bewahren?
Mit der Hoffnungs-Matrix lade ich Sie zum gezielten Hoffnungs-Training ein. Aktivieren Sie Ihre persönlichen Hoffnungs-Potenziale. Bleiben Sie zuversichtlich, anstatt Ängsten und Sorgen das Steuer zu überlassen. Führen Sie sich selbst durch Krisen, wenn andere den Kopf verlieren. Stärken Sie Ihre persönliche Hoffnungs-Potenziale.
Die Hoffnungs-Matrix veranschaulicht den Möglichkeitsraum für das Entstehen bzw. Stärken von Hoffnung. Der obere Bereich beschreibt die Dimension des aktiven Tuns, der untere die des passiven Seins. Die horizontale Achse unterscheidet, ob der Faktor in seinen Auswirkungen auf die handelnde Person selbst (links) oder auf andere Menschen gerichtet ist (rechts). Daraus ergeben sich vier Quadranten, in die man sich oder andere auf einer gedanklichen Skala von 1 bis 10 verorten kann.
> Begeisterung (Selbst/Tun)
Wenn Sie etwas mit Begeisterung tun, dann tun Sie dies „vom Geist erfüllt“, mit einem positiven Gefühl der freudigen Erregung. Hoffnung speist sich hier aus der aktiven Handlung, die das Gefühl von Kontrolle vermittelt und die Opferrolle fernhält. Verwandte Begriffe sind Leidenschaft, mit der man seine Aufgaben erfüllt, die man als Teil eines größeren Ganzen sieht, sowie Tatendrang, womit die Art Arbeit auf ein klares Ziel innerhalb des eigenen Kompetenzkorridors gemeint ist, die man genießen kann.
> Altruismus (Tun/Andere)
Beim Altruismus oder der Selbstlosigkeit geht es um das empathische Anerkennen des anderen (lat. alter). Hoffnung entsteht hier durch den Nutzen, den man stiften kann, und durch die emotionale Belohnung, die sich daraus ergibt. Auf diese Weise können auch Menschen einen Grund zum Hoffen finden, die in ihrem bisherigen Tun keinen Sinn sehen. In diesen Quadranten sind auch Hilfsbereitschaft und Wertschätzung einzuordnen, mit denen man Respekt, Sympathie und guten Willen signalisiert – und sich selbst besser fühlt.
> Verbundenheit (Andere/Sein)
Hoffnung entsteht hier nicht durch eine bestimmte Handlung oder Wirkung, sondern durch das Miteinander, durch die Nähe zu geliebten Personen, die Vertrauen schafft. Wichtig ist auch das Gefühl von Zugehörigkeit und Identifikation mit anderen. Hoffnung wird dadurch freigesetzt, dass man weiß, dass man nicht allein ist, durch Verständnis füreinander und durch gegenseitige Hilfe. Gute Beziehungen wecken positive Emotionen wie Dankbarkeit, Freude Interesse, Liebe und erzeugen das Gefühl von Harmonie im Leben.
> Sinn (Sein/Selbst)
Hoffnung kann auch aus dem Sinn entstehen, den man aus allen Lebenslagen ziehen kann – letztlich auch aus kritischen Ereignissen, sofern sie eine Rückbesinnung auf das auslösen, was einem wirklich wichtig ist. Das setzt eine positive Haltung voraus, die sich etwas in der Zuversicht äußern kann, dass man Lösungen finden oder zumindest nach Kräften suchen wird. Auch Transzendenz, der Glaube an eine höhere Macht, das Erkennen von Schönheit und Großartigkeit in der Natur, sowie die Ehrfurcht und das Staunen helfen, die Hoffnung zu stärken.
AUTORENKASTEN
Günther Höhfeld, Jahrgang 1961, ist Beratungspsychologe, systemischer Berater, Coachausbilder und Executive Coach. Gemeinsam mit seiner Frau Karin Dölla-Höhfeld begleitet er auf Höhfelds Hof Unternehmer und Unternehmerpaare in persönlichen Krisen zu neuer Handlungsfähigkeit, Stärke und Wohlbefinden.
Internet: www.hoehfelds-hof.de