Wie Kirche und Unternehmen zueinander finden

Wie Kirche und Unternehmen zueinander finden

Kirche und zwei Start-up-Unternehmen unter einem Dach — passt das? Hervorragend, findet der Wirtschafts- und Sozialpfarrer Albrecht Knoch. In Ulm wächst zusammen, was zusammengehört.

Wer das gemeinsame Domizil in der Ulmer Bahnhofstraße betritt, sieht die unterschiedlichen Unternehmenskulturen sofort: Hier der evangelische Wirtschafts- und Sozialpfarrer Albrecht Knoch, umgeben von vielen Regalen und Büchern. Dort die Büros der Start-up-Unternehmen Innolizer und 3 Level Consulting, eher im Stil von „ein Tisch, ein Stuhl, ein Laptop, eine Cloud“.

Doch unter der Haube gibt es sehr viele Anknüpfungspunkte. 3 Level Consulting berät Unternehmen aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Perspektive – aus diesen drei Ebenen entstand der Name der Firma. Innolizer kümmert sich um die Art von Digitalisierung, bei der der einzelne Mensch – und dessen Nutzen und Wohlbefinden – im Mittelpunkt stehen.

„Dieser Austausch ist eine riesige Chance für uns“, sagt Knoch, „es gibt große Schnittmengen“. Organisatorisch ist der württembergische „Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt“ (KDA), für den Knoch tätig ist, ein Fachdienst der Evangelischen Akademie Bad Boll.

Firmen mit Werten

Wenn Knoch mit Unternehmern spricht, ist er dann lästig? Die Chefs haben schon genügend Probleme, dann kommt auch noch die Kirche daher und sagt, sie sollen sich sozial anständig benehmen? Nein, so erlebt Knoch das nicht. „Es gibt viele Firmen, die sich an Werten orientieren“, beobachtet er. Ob jemand evangelisch, katholisch oder etwas anderes ist, unterscheidet er in seinen Begegnungen nicht. Natürlich bekomme er auch ab, „was jemand an der Kirche gestunken hat“. Er sieht die Lage sehr nüchtern: „Im 19. Jahrhundert haben wir als Kirche die Arbeiterschaft verloren, nach dem Zweiten Weltkrieg dann auch die anderen.“

Dabei hätten viele Unternehmer einen Blick fürs Gemeinwohl, oft sei Nachhaltigkeit der entscheidende Wert. „Es gibt langfristiges Denken.“ Suche sich ein junger Mensch seinen Arbeitgeber aus, was heute möglich sei, komme die Frage nach dem Verdienst oft erst an dritter Stelle. Wichtig sei: Was wird produziert? Kann ich mich damit identifizieren? Wie sind die Rahmenbedingungen, wie die Fehlerkultur? „Es gibt Betriebe, da würde ich sofort gerne arbeiten.“ Verlassen Firmen die Tarifbindung, findet das Knoch hingegen „grundfalsch“. Ein Tarifvertrag gebe auch Sicherheit: „Während der Laufzeit wird ordentlich gearbeitet.

„Der Markt allein schafft es nicht“

„Unternehmer wollen verlässliche Rahmenbedingungen“, sagt Knoch. Gelte eine Regel, etwa zur Einhaltung der Menschenrechte, für alle, entstehe ein „level playing field“, ein fairer Wettbewerb mit gleichen Startpunkten. Anstatt ein Wildwuchs, bei dem die Unanständigen profitieren. Für das deutsche Lieferkettengesetz habe sich der KDA stark eingesetzt. Jenseits der Individualethik, also dem verantwortungsvollen Handeln des Einzelnen, brauche es als „allgemeinen Code“ die Sozialethik. „Der Markt allein schafft es nicht, das EU-Parlament spielt eine wichtige Rolle.“ Beim USB-C-Stecker als Norm habe sich selbst Apple beugen müssen.

Knoch redet mit Unternehmern, Betriebsräten, Arbeitnehmern und Gewerkschaften: in Einzelgesprächen, in vertraulichen Kleingruppen und bei öffentlichen Vorträgen und Tagungen. Er arbeitet eng mit der katholischen Betriebsseelsorge zusammen. Die kirchlichen Dienste in der Wirtschaft sind europaweit vernetzt. Knoch hat ein internationales Papier mit 34 Thesen zu einer „lebensdienlichen Digitalisierung“ koordiniert.

Wo Kirche „reinpasst“

Womit wir beim Hauptanliegen von Julia Geiselmann, Gründerin von Innolizer, wären. Innovationen würden meist technisch betrachtet, bedauert sie, im Sinne von „höher, schneller, weiter“. Viel interessanter sei aber die Frage: „Was für einen Mehrwert bringt das Produkt für den Nutzer?“ Bei der Beratung von Unternehmen bei ihrer Produktentwicklung arbeite Innolizer stark mit interdisziplinären Teams, unter anderem mit Nachhaltigkeits- und Ergonomieexperten. „Da passt auch Kirche rein“, ist sie überzeugt.
epd

Patenschaften ermöglichen Karrieren

Patenschaften ermöglichen Karrieren

Spenden oder Patenschaften für Menschen in Entwicklungsländern – das scheint vielen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch für die Empfänger kann es das Leben dramatisch verbessern. In diesem Beitrag berichtet Steve Volke, Chef des Kinderhilfswerks „Compassion“ in Deutschland, von einem Kind aus einem Armenviertel in der Dominikanischen Republik, das eine eindrucksvolle Karriere hingelegt hat.

Von Steve Volke

Wir finden sie am Flughafen in New York und im Untergeschoss des Rockefeller Centers. Sie bieten ihre Dienste in hohen Bürohäusern an und manchmal auch auf Marktplätzen. Und manche haben ihre Arbeit zu ihrer Passion erkoren und daraus eine Kunstform gemacht. Sie strahlen mindestens so wie die Schuhe, denen sie mit ihrer Kunst zu Hochglanz verholfen haben.

Während Schuhputzer bis in die 1920er und 1930er Jahre auch in Mitteleuropa weit verbreitet waren, sieht man sie heute eher auf Messen und anderen Events. Der Europäische Verband der Schuhputzer (European Shoe Shine Association) schätzt die Anzahl von Schuhputzern, die auf hohem Niveau ihrer Arbeit nachgehen, auf nur 80 bis 120 Personen in der gesamten EU.

Das ist die eine Seite – unsere Seite. Schuheputzen als Luxus. In den ärmsten Ländern der Welt gehört diese Tätigkeit auch heute noch zum normalen Alltag und wird vor allem von Kindern aus ärmsten Verhältnissen angeboten. Einer dieser armen Schuhputzer war Tony Beltran aus der Dominikanischen Republik. Schon im Alter von sieben Jahren hockte er jeden Tag an der Straßenecke seines Armenviertels, um Menschen zu fragen, ob er sich vor sie niederknien darf, um ihre Schuhe zu putzen. Eine im doppelten Sinn erniedrigende Tätigkeit, die oft nur diejenigen verrichteten, die gar nichts mehr hatten.

Das Gebet der Mutter

Tony wuchs in Armut auf – aber es war ihm nicht bewusst. Einmal mehr trifft die Erkenntnis zu, dass das Leben nicht so ist, wie es wirklich ist, sondern so, wie man es sieht. Und wenn man von Armut umringt ist, wenn alle arm sind, wie soll ein Kind dann ahnen, dass das gar nicht das wahre Leben ist?

Das erste Mal wurde er mit der Wahrheit über seine Situation konfrontiert, als er eines Tages nach Hause ging, weil er Geld brauchte, um einen Stift zu kaufen. Als er in die Küche kam, fand er seine Mutter kniend und betend: „Herr, wir haben nichts zu essen. Wir haben nichts außer dir, oh Herr“, betete sie.

An diesem Tag erkannte Tony, dass seine Familie arm war. Alles ergab auf einmal einen Sinn. Er verstand, warum seine Familie kein fließendes Wasser hatte. Warum er nicht jedes Jahr einen neuen Rucksack für die Schule bekam. Warum es manchmal nicht genug zu essen gab. Und an diesem Tag begannen sich die Lügen der Armut in seine Gedanken einzuschleichen und immer mehr Raum zu erobern.

Er erinnerte sich an die vielen Situationen, in denen die Mutter den Kindern etwas zu essen auf den Tisch gestellt hatte und dann den Raum verließ. „Warum isst du nicht mit uns?“ Diese Frage war von ihr meistens mit einer Notlüge beantwortet worden. „Ich habe keinen Hunger“ oder „Esst mal allein, mir geht es gerade nicht so gut“. Eigentlich wäre die korrekte Antwort gewesen: „Kinder, wir sind so arm, dass es nicht genug zu essen für uns alle gibt. Deshalb verzichte ich mal wieder auf das Essen.“

Die Lügen der Armut

Die Armut sagt zu Tony: „Du bist wertlos.“ Sie sagt ihm: „Gott kümmert sich nicht um dich.“ Und sie fragt Tony: „Ist die Armut, in der deine Familie lebt, nicht sogar deine eigene Schuld?“

„Die Armut versuchte, mich Theologie zu lehren – sie sagte mir, dass Gott zwar die Macht habe, meine Situation zu ändern, dass er sich aber nicht genug für mich interessierte, um etwas zu ändern“, sagt Tony. Ein verheerendes Fazit eines kleinen Jungen, der durch seine Eltern von Gott erfuhr, ihn aber im alltäglichen Leben einfach nicht erlebte. Meinte er jedenfalls. Aber die Wahrheit sah anders aus.

Im Alter von sieben Jahren begann Tony zu arbeiten, um für seine Familie sorgen zu können. Er lief in seiner Nachbarschaft herum und putzte den Leuten die Schuhe. Dann begann er Dinge wie Maisbrot, Süßigkeiten, Popcorn auf der Straße zu verkaufen. Während andere Kinder spielten, arbeitete Tony hart, um Geld für seine Familie zu verdienen. Das Leben schien hoffnungslos.

Trotz der Dunkelheit, die Tony erlebte, und der Lügen, die ihn umgaben, sah er eines Tages Licht in seiner verzweifelten Situation. Er wurde von Mitarbeitern der Kirchengemeinde in seinem Viertel an der Straßenecke entdeckt und ins Förderprogramm eingeladen. Die Dinge begannen, eine positive Wendung zu nehmen.

„Immer samstags besuchte ich die Kirchengemeinde und durfte mit vielen anderen Kindern am Programm teilnehmen“, erinnert sich Tony. „Es gab Spiele, die ich spielen konnte. Ich fand dort Freunde. Und ich liebte die Freitage – denn freitags gab es dort für uns immer Brathähnchen.“

Ermutigende Paten

Durch das Programm baute Tony Beziehungen zu Menschen auf, die gegen die Lügen der Armut die Wahrheit setzten – die ihn bestärkten und ihm Hoffnung für die Zukunft gaben. Dazu gehörten auch seine Paten.

In den ersten sieben Jahren, in denen Tony am Programm teilnahm, bekam er nie einen Brief von ihnen. Aber als er 14 Jahre alt war, übernahm eine neue Familie die Patenschaft für ihn. Sie waren sehr engagiert, schrieben ihm ermutigende Briefe und investierten viel in sein Leben.

Und sie stellten ihm eine Frage, die sein Leben verändern sollte: „Wie dienst du dem Kinderzentrum? Was tust du für die anderen Kinder?“ Zu dieser Zeit nahm Tony regelmäßig am Programm des Kinderzentrums teil, hatte dort aber keine konkreten Aufgaben. Die Frage seiner Paten motivierte ihn, die Leiterin des Kinderzentrums zu fragen, wie er helfen könnte. Sie wusste, dass Tony gut mit Computern umgehen konnte, also bat sie ihn, anderen Kindern beizubringen, wie man einen Computer benutzt. Und Tony tat es.

Als Tony seinen Paten davon erzählte, dass er andere Kinder im Zentrum unterrichtete, schrieben sie zurück: „Tony, wir sind so stolz auf dich. Es ist toll, dass du in deinem Alter bereits anderen den Umgang mit dem Computer beibringst.“

Als Armer auf die Hochschule?

Diese Art der Ermutigung hatte Tony so lange in seinem Leben gefehlt. Er begann, sich immer mehr im Kinderzentrum zu engagieren. Dadurch wurde die Verbindung zu den Menschen gestärkt, die die Wahrheit in sein Leben brachten. Wie die Leiterin seines Kinderzentrums, die ihm weitere Gelegenheiten gab, sich einzubringen. Und sein Pastor, der ihn eines Tages einlud, bei der Gründung einer Gemeinde in einem anderen Stadtviertel zu helfen.

„Inmitten der niederschmetternden Stimmen der Armut schickte Gott mir viele Menschen, die eine andere Botschaft für mich hatten“, sagte Tony. Als er älter wurde, sagte ihm seine Mutter, dass sie wollte, dass er auf die Hochschule ging. Zuerst lachte er. Wie sollte das möglich sein? Er war der Einzige in seiner Familie, der arbeitete: „Wenn ich nicht arbeitete, aß meine Familie nicht“, sagt Tony. „Aber Gott öffnete die Tür und so bekam ich die Gelegenheit.“

Tony konnte die Hochschule besuchen und einen Abschluss in System- und Anlagentechnik erwerben. „Als ich 7 Jahre alt war, putzte ich Schuhe auf der Straße. Als ich 14 war, reparierte und montierte ich Computer. Und als ich 23 war, war ich bereits IT-Manager für eine Gruppe von Unternehmen im Osten der Dominikanischen Republik“, sagt Tony. „Warum? Weil jemand beschloss, mich zu fördern und in mein Leben zu investieren. Weil jemand beschloss, selbst Opfer zu bringen, um mir Chancen zu geben.“

Der Armut entkommen

Aber das war noch nicht alles. Später konnte Tony noch einen Master-Abschluss in Theologie erwerben. Er heiratete eine junge Frau, die ebenfalls aus ärmsten Verhältnisse kam und schließlich Ärztin wurde. Sie sprach mehrere Sprachen fließend und hatte je einen Master in Biochemie und in Krankenhausmanagement. Heute arbeitet Tony als Landesdirektor von Compassion für die Dominikanische Republik. Jetzt ist er derjenige, der Hoffnung in das Leben von Kindern und Jugendlichen in Armut bringt.

„Ich glaube, Gott hat viele Menschen um mich gestellt, um mich zu ermutigen und die Lügen der Armut zu bekämpfen“, sagt Tony. „Ich höre manchmal immer noch die niederschmetternden Stimmen der Armut. Aber in all diesen Jahren habe ich Gott durch verschiedene Menschen erfahren, die in mein Leben investiert haben. Ich lasse mich nicht mehr von der Armut einschüchtern.“ Mit der Unterstützung seiner Familie, seiner Paten und der Mitarbeiter in der Kirche und durch sein Vertrauen auf Gott war es Tony möglich, dem Kreislauf der Armut zu entkommen.

„Gott hat mich nicht vergessen“

Ich bin ihm vor einigen Jahren in der Dominikanischen Republik begegnet. Selten habe ich mit einem Menschen so schnell Freundschaft geschlossen. Selten habe ich bei einem Besuch in einem der ärmsten Länder der Erde so viel gelacht. Tony ist ein positiver Typ, den Menschen sehr zugewandt, nicht nur freundlich, sondern herzlich. Vom Schuhputzer zum Direktor, was für eine Laufbahn! Wenn mein Leben durch Tiefen geht, dann sind es Menschen wie Tony Beltran, an deren Beispiel ich erkenne: Gott hat mich nicht vergessen. Es gibt Hoffnung – auch für mich!

 

Dieser Beitrag stammt aus dem am 1. Oktober erscheinenden Buch: Steve Volke. Die Hoffnung klopft an die Hintertür: Ermutigende Lebensgeschichten aus aller Welt. 128 Seiten, 16 Euro. Brunnen (Gießen) 2024

Zum Autor:

Steve Volke lebt in Marburg und ist seit 39 Jahren mit Anke verheiratet. Er ist freier Journalist, Fotograf und leitet im Hauptberuf den deutschen Zweig des internationalen Kinderhilfswerks „Compassion“. Mehr von ihm auf stevevolkeblog.de.

 

 

 

 

Wie Eltern und Großeltern jungen Leuten bei der  Karriere helfen können

Wie Eltern und Großeltern jungen Leuten bei der Karriere helfen können

Eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben ist die Berufswahl. Doch junge Menschen sind zunehmend verunsichert, welches Studium oder welche Lehre sie wählen sollen. Wie können Eltern und Großeltern sie dabei besser unterstützen? Ein erfahrener Begleiter junger Leute gibt Antwort.

Von Stephan Münch

Als ich Jeremia kennenlernte, stand er kurz vor seinem Abitur. Er hatte glänzende Aussichten das Schuljahr mit einem Eins-Komma-Abschluss zu beenden. Trotzdem fragte er sich: „Was um alles in der Welt soll ich mit meinem Abitur machen? Es stehen mir tausend Wege offen – nur welchen soll ich nehmen?“ So kam er vor zwei Jahren zum Lebenstraum-Jahr, und heute studiert er Zahnmedizin.

So wie Jeremia geht es sehr vielen jungen Leuten in Deutschland. Die Bertelsmannstudie aus dem Jahr 2023 stellt fest, dass über ein Drittel aller Schulabgänger nicht weiß, wohin es gehen soll. Die Schule ist ihnen da keine besonders große Hilfe – knapp die Hälfte (49 Prozent) fühlt sich von der Schule nicht auf das Berufsleben vorbereitet.

Abbrüche von Studium und Lehre

Viele der Heranwachsenden ergreifen irgendeinen Beruf oder studieren irgendwas – auch wenn es ihnen nicht liegt. Dadurch entsteht Unzufriedenheit und Unsicherheit, und sie fragen sich: „Habe ich wirklich die richtige Richtung eingeschlagen?“ Diese Unklarheit führt dazu, dass laut einer Meldung der „Wirtschaftswoche“ vom vergangenen Herbst fast 30 Prozent aller Lehrlinge ihre Ausbildung wieder abbrechen. Zudem hören 28 Prozent aller Bachelor-Studierenden ebenfalls mit ihrem Studium wieder auf.

Wie können Eltern oder Großeltern Heranwachsende unterstützen, damit sie ihren Weg finden – mitten durch diesen Dschungel der Überforderung hindurch? Wie gelingt es, ihnen Sicherheit, Mut und Liebe zu geben – damit sie aufrecht und entschlossen durch die Herausforderungen gehen können?

Fünf Werkzeuge

Ich möchte fünf praktische Tools an die Hand geben, wie wir unsere Heranwachsenden unterstützen können, ihren beruflichen und persönlichen Weg zu gehen.

1. Vertraue deinem Kind / Enkel Eines der größten Herausforderungen für Eltern (manchmal auch Großeltern) ist das Loslassen. Heranwachsende müssen ihren eigenen Weg gehen dürfen. Das ist oft gar nicht so einfach. Vor allem, wenn sie etwas machen, was man sich nicht für sein Kind vorgestellt hat. Aber es steht bereits auf den ersten Seiten der Bibel: Es ist wichtig für junge Erwachsene, Entscheidungen zu treffen, auszuziehen und ihren eigenen Weg zu gehen: „Darum wird ein Mann [eine Frau] Vater und Mutter verlassen“ (1. Mose 2,24). Das ist die Grundvoraussetzung für eine gute Charakterentwicklung und eigene Identitätsbildung junger Menschen. In unserem Orientierungsjahr erleben wir das immer wieder: Eines der größten Hindernisse für die persönliche Entwicklung ist, wenn Eltern ihre Kinder nicht loslassen können!

2. Bete für deine Kinder und Enkel Als ich selbst mit 21 Jahren von zuhause auszog, rechnete ich es meinen Eltern hoch an, dass sie mich innerlich losgelassen hatten. Sie fragten zwar hin und wieder nach – mischten sich aber in keine meiner Entscheidungen ein (danke, Mama und Papa!). Aber was ich unglaublich geschätzt habe, war: Sie beteten für mich. Meine Mutter betet mit ihren fast 80 Jahren immer noch täglich für mich und für meine Frau und unsere Kinder zwischen 16 und 23. Die Kinder und Enkel Gott anzuvertrauen, ist das Beste, was wir für sie tun können.

3. Findet gemeinsam heraus, welcher Beruf passt Bei unserem Orientierungsjahr Lebenstraum haben wir einen drei Monate dauernden intensiven Berufsfindungsprozess. Wir bieten Bewerbungstraining an, viele Einzelgespräche, wir bekommen Unterstützung von der Agentur für Arbeit. Aber das entscheidende Tool für die Berufsfindung ist ein Test, den wir mit unseren Teilnehmern machen. Dieser kostenlose Test gibt einen genialen Überblick über verschiedene Berufsgruppen, die zu einem passen würden, und welche Berufe den persönlichen Gaben entsprechen. Hier kann man den Test einfach mal anschauen und ausprobieren (Dauer ca. 1,5 Stunden): www.berufsprofiling.de

4. Einfach mal ausprobieren Wenn man den Test gemacht hat, ist es wichtig, verschiedene Berufe einfach auszuprobieren. Viele Schulen bieten Praktikumszeiten an. Wenn man mehr Praktika braucht (ich empfehle zwei bis drei), dann kann man auch noch in den Ferien ein zusätzliches Praktikum einschieben. Viele Firmen sind dankbar, wenn Praktikanten kommen, da aktuell ein großer Nachwuchsmangel im Ausbildungsbereich besteht und die Firmen so den einen oder anderen potenziellen Bewerber kennenlernen können. Hier dürfen wir als Eltern und Großeltern unseren Heranwachsenden beistehen, Kontakte herstellen, vermitteln. Aber die Mail, beziehungsweise die Bewerbung zum Praktikum muss er oder sie immer selbst schreiben!

5. Mutige Entscheidungen treffen Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, ob der Beruf, den man favorisiert, auch wirklich passt. Aber 80 Prozent Sicherheit reichen vollkommen aus. Da kann man den Jugendlichen wirklich ermutigen, einen Schritt ins Studium oder die Lehre zu gehen – auch wenn nicht alles perfekt ist. In meiner Tätigkeit als Berufsberater von jungen Leuten ist mir klar geworden: Man sollte beruflich das tun, was einem wirklich auf dem Herzen liegt – auch wenn eine Rest-Unsicherheit besteht. Es geht zwar auch um Karriere, finanzielle Möglichkeiten oder Sicherheit im Job. Aber wichtig ist vor allen Dingen, dass es einem Spaß macht.

Vertrauen – zu Gott und (Enkel-)Kind

Nach zehn Jahren intensiver Begleitung von jungen Menschen in unserem Lebenstraum-Jahr bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass wir als Eltern oder Begleiter lediglich Unterstützer auf dem Weg ins Leben sein können. Vertrauen spielt hier eine große Rolle – und Loslassen. Wenn wir unseren Kindern nicht vertrauen und sie nicht loslassen, behindern wir sie in ihrer persönlichen Entwicklung. Aber wir können sie ermutigen, Dinge auszuprobieren und mutige Entscheidungen zu treffen, damit sie aufrecht durchs Leben gehen können. Und das Schöne ist: Wir als Christen dürfen, wenn wir für sie beten, wissen, dass unsere Söhne und Töchter in Höhen und Tiefen wirklich in Gottes Hand sind.

www.dein-lebenstraum.com

Zum Autor:

Stephan Münch gründete vor zehn Jahren mit seiner Frau Hanna das Lebenstraum-Jahr in Uffenheim bei Würzburg mit den Schwerpunkten Persönlichkeit, Bibelschule und Berufsfindung. Dort werden junge Männer und Frauen zwischen 17 und 25 Jahren für zehn Monate im Glauben, ihrer Persönlichkeit und in ihrer Berufsfindung ermutigt und herausgefordert. Intensive Berufsberatung, drei Praktika, Workshops zur Persönlichkeit und Teambuilding, tiefgründige biblische Themen und lebenspraktische Seminare bilden das Programm des Lebenstraum-Jahres. Es gibt insgesamt 16 Plätze in zwei WGs.

 

Nachdenkliches von Monika Bylitza

Nachdenkliches von Monika Bylitza

Gehören Sie auch zu den Menschen, die sich gerne in Details verlieren, bevor sie ihre Projekte oder Produkte der Öffentlichkeit zeigen? Oder geben Sie Texte erst frei, wenn Sie der Meinung sind, dass diese nicht mehr verbessert werden können? Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten, befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Herzlich willkommen im Club der Perfektionisten. Perfekt sein zu wollen – das scheint zu einer Art Religion der Gegenwart geworden zu sein.

Perfektionismus hat viele Facetten. Mal ist er ein warnendes Stoppschild, das uns vor dummen Fehlern oder Abgründen schützt. Gott sei Dank! Er kann kurzfristig aus der Reserve locken und uns mit einer großen Portion Adrenalin versorgen, das zu Höchstleistungen führt. Aber Vorsicht! Dauerhafte Adrenalinzufuhr versetzt den Körper in permanente Alarmbereitschaft, ruiniert die Gesundheit und verhindert kreatives Denken.

Tipp: Fangen Sie auf keinen Fall an, sich mit Nobelpreisträgern, Bestsellerautoren oder anderen Helden zu vergleichen! Es gibt eine Wahrheit, die für alle gilt: Talente sind ungleich verteilt, und Ihre Aufgabe ist es nicht, über eine gerechte Verteilung von Gaben und Fähigkeiten zu philosophieren – sondern Ihre Aufgaben zu erledigen.

Analysieren Sie weniger

Viele Perfektionisten verzetteln sich in unwichtigen Details und stellen häufig fest, dass ihnen ein wichtiges Projekt über den Kopf wächst. Jedes Thema bietet die Chance einer Detailversessenheit. Wenn eine bedrohliche Deadline im Kalender steht, werden Perfektionisten schnell zu unangenehmen Zeitgenossen und setzen andere und sich selbst professionell unter Druck. Wenn Sie zusätzlich an Aufschieberits leiden oder Angst vor Fehlern haben, bahnt sich ein emotionales Gewitter an.

Mein Lieblingszitat zu diesem Thema stammt von Klaus Linneweh: „Wer unter Druck oder aus Angst vor Versagen Entscheidungen trifft, springt aus dem Fenster, ohne die Feuerleiter zu sehen.“ Ich stimme dem Zitat zu und weiß selber sehr genau, dass es eine Herausforderung ist, nicht aus dem Fenster zu springen. Glauben Sie mir bitte: Kein Mensch erwartet von Ihnen Wunder. Springen Sie nicht aus dem Fenster! Geben Sie Ihr Bestes, und das muss genügen.

Tipp: Legen Sie vor jedem Projekt die erfolgsentscheidenden Punkte fest und konzentrieren sich in der Recherche ausschließlich auf diese Themen. Rechnen Sie in Ihrer Planung mit Fehlern und Verzögerungen. Kein Mensch ist unfehlbar, und das ist gut so. Die größten Erfindungen in der Menschheitsgeschichte sind aus Fehlern hervorgegangen!

Perfektion schützt nicht vor Kritik

Nehmen Sie sich so, wie Sie sind. Eine bittere Pille, die jeder Perfektionist schlucken muss, ist die, dass er es niemals allen Menschen recht machen wird. Es ist eine Illusion zu glauben, dass Perfektion vor Kritik schützt. Im Gegenteil. Jeder Mensch kennt in seinem Leben notorische Nörgler, die immer ein Haar in der Suppe finden. Wenn Sie sich von denen antreiben lassen, werden Sie zwangsläufig Ihre Ziele aus den Augen verlieren und verlieren Ihre Durchsetzungskraft und Standfestigkeit.

Tipp: Trauen Sie sich, fertig zu werden, und lernen Sie, zu dem zu stehen, was Sie in einem angemessenen Zeitraum erarbeitet haben.

Lernen vom Clown Grock

Auf die Frage nach dem Geheimnis seines Erfolges gab der weltberühmte Clown Grock folgende Antwort: „Bevor ich in die Manege gehe, schaue ich durch ein kleines Loch im Vorhang und sage: „Mein liebes, liebes Publikum, ich danke Dir, dass Du gekommen bist, um mich zu sehen. Ich werde heute mein Bestes geben, um dich zu unterhalten. Das muss genügen.“

Kein Mensch ist perfekt – versuchen Sie es deshalb erst gar nicht! Und außerdem heißt es in der Genesis: „Gott sah, dass es gut war.“ Dass es perfekt war, sah er offensichtlich nicht.

 

Ein junger Christ will Touristen und Geschäftsreisende besser schützen

Ein junger Christ will Touristen und Geschäftsreisende besser schützen

Was ein kriminelles Umfeld bedeutet, weiß Jeudyl Pidiache nur zu gut. Er stammt aus Kolumbien, das für Unruhen, Bandenkriege und Kriminalität traurige Berühmtheit erlangt hat. Doch nun entwickelt der junge Christ eine App, die das Reisen in gefährliche Gebiete erheblich sicherer machen soll.

Von Marcus Mockler

Im Alter von 21 Jahren die Welt zu einem besseren Ort machen? Genau das ist der Plan von Jeudyl Robles Pidiache. Der junge Mann aus Kolumbien, der momentan in Friedrichshafen Avionik studiert und sich in einer evangelischen Freikirche engagiert, tüftelt mit zwei Freunden an einem Sicherheitssystem, das insbesondere Touristen und Geschäftsreisende vor Gefahren schützen soll. Safezone heißt das Projekt, mit dem Menschen um Hotspots der Kleinkriminalität einen großen Bogen machen können.

Urlauber und Fernreisende haben oft schon Erfahrungen mit Langfingern gemacht. Beim Bummel durch die Innenstadt verschwindet plötzlich die Geldbörse – oder jemand hat sich heimlich am Rucksack zu schaffen gemacht. In vielen Städten Lateinamerikas, Afrikas und Asiens ist es noch gefährlicher. In Kolumbiens Hauptstadt Bogota etwa sollte man in einigen Bereichen keinen Schmuck und keine Armbanduhr offen tragen, wenn man sich Räuber vom Leib halten will. Die Stadt registriere jeden Monat 30.000 Kriminalfälle, sagt Jeudyl. Allerdings ist nicht immer klar, in welchen Gegenden die Langfinger und Straßendiebe gerade besonders aktiv sind.

Heatmaps bieten Orientierung

Die Grundidee von Safezone: Aktuelle Daten zu einschlägigen Straftaten werden gesammelt und in eine elektronische Karte eingezeichnet. Daraus lassen sich sogenannte Heatmaps erstellen, die die Bedrohungslage anzeigen. Rot ist sehr gefährlich und signalisiert, dass man diese Gegend momentan besser meidet. Orange zeigt ein mittleres Risiko an, bei Grün dürfte die Sicherheit am höchsten sein.

Die größte Herausforderung für diese Karten ist die Beschaffung der Daten. In einer ersten Stufe sind es die Nutzer selbst, die über Vorfälle berichten – entweder als Opfer einer Straftat oder als Zeuge. In einer App können sie entsprechende Informationen eintragen. Da zu jedem Vorfall der genaue Ort festgehalten wird, entsteht in Echtzeit eine Heatmap. Klar ist dabei auch: Je mehr Leute mitmachen, desto präziser ist die Einschätzung der Sicherheitslage.

Start in Bogota

Deshalb haben die Entwickler in einem Pilotprojekt die App in Bogota gestartet. Jeudyl kennt Kolumbien aus den ersten acht Jahren seines Lebens. Er wuchs in der Provinz Casanare auf, östlich der Landeshauptstadt. Auch wenn er seine ersten Lebensjahre als eher normal beschreibt, weiß er aus seiner Familiengeschichte von der Gewalt, die das Land seit vielen Jahrzehnten prägt.

Sozialistische Guerillas, paramilitärische Einheiten, Drogenhändler und Gangs leben dort im Dauerkrieg, so dass seine Großeltern eine Zeitlang in den Dschungel flüchten mussten. Heute ist Bogota mit seinen zehn Millionen Einwohnern eine Metropole mit vielen gefährlichen Gegenden. Ein idealer Ort also, um Safezone zu erproben. Und aus dieser Stadt gibt auch bislang die meisten Einträge. Die App schlüsselt bereits auf, welchen Anteil dabei Geld-, Schmuck- und andere Diebstähle haben.

Dem Chatbot Straftaten melden

Natürlich ist es mühsam, nach dem Schock einer Straftat auch noch eine App mit Daten zu füttern. In einer wesentlich verbesserten App-Version, die ab Dezember heruntergeladen werden kann, soll es deshalb einen Chatbot geben, der die Eingabe noch einmal erleichtern wird. Zudem haben die Programmierer Sicherheitsalgorithmen eingebaut, um falsche Angaben zu erkennen und Missbrauch zu verhindern. Die Versuchung beispielsweise für einen Hotelbesitzer, vor dem Haus seines Konkurrenten möglichst viele Diebstähle zu melden – auch wenn gar keine stattgefunden haben – wäre sonst zu groß.

Um die Qualität der Daten zu verbessern, werden sich die Macher von Safezone in den kommenden Monaten und Jahren neue Quellen erschließen. So ist eine Zusammenarbeit mit der Polizei geplant, die Informationen über Straftaten zur Verfügung stellen soll – und die umgekehrt Daten von Safezone nutzen kann. Online-Zeitungen sollen vom Computer nach Vorfällen durchforstet werden, die dann ebenfalls auf der Gefahrenkarte landen. Sogar den Einsatz von Drohnen streben die Betreiber von Safezone an, um das Sicherheitsbild zu präzisieren – was allerdings im Blick auf Rechtsvorschriften und Versicherungen ein komplexes Unterfangen ist und deshalb Zeit braucht.

Geleitet wird das Unternehmen, das inzwischen als sogenannte vereinfachte Aktiengesellschaft in Bogota registriert ist, von drei Christen. Neben Jeudyl sind das der ehemalige Informatikprofessor Alexis Ballesteros als Geschäftsführer und die Internetexpertin Laura Picón für die Aktivitäten im weltweiten Netz. Jeudyl ist für die Finanzen zuständig. Vier Freelancer helfen dem Leitungsteam, die Vision umzusetzen. Neben Bogota finden sich inzwischen auch einige Nutzer in Nigeria, wo es um die Sicherheit in großen Städten ebenfalls schlecht bestellt ist.

In Spanien Christ geworden

Jeudyl kommt aus einer katholischen Familie. Als er acht war, zog er mit seinen Eltern und der Schwester nach Spanien. Die Mutter arbeitete als Stylistin, unter anderem für Frisuren und Fingernägel. Eine Kundin sprach mit ihr über Jesus Christus und lud sie in ihre Kirche ein. Die Begegnungen waren so beeindruckend, dass die Mutter eine ganz neue Hinwendung zum Glauben erlebte. Dem folgten ihre Kinder und dann auch der Vater. Heute leben sie zusammen in Konstanz und besuchen eine Gemeinde in der Schweiz, in der Deutsche, Schweizer und Lateinamerikaner zusammenkommen.

Der christliche Glaube ist die entscheidende Motivation für Jeudyl, Safezone weiter zu entwickeln. Der junge Mann mit dem kurzen, nach hinten frisierten Haar trägt gerne einen Davidstern und ein Kreuz an seinem Hals. Sein Lieblingsvers in der Bibel steht im Johannes-Evangelium, Kapitel 8, Vers 32, wo Jesus sagte: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Safezone trage sehr zur Wahrheit bei – deshalb sei es für die Verantwortlichen besonders wichtig, dass die eingepflegten Daten auch stimmen.

Auf Fördergelder angewiesen

Geld verdienen können die Entwickler mit dem Projekt bislang nicht. Sie soll auch weiterhin kostenlos sein, um für mögliche Nutzer keine Hürden aufzubauen. Mit einem Premium-Zugang (1 Dollar pro Monat) und einem Zugang für Unternehmen (5 Dollar pro Monat) werden hilfreiche Zusatzfunktionen nutzbar. Auf diese Weise hofft die Geschäftsführung, die eigenen Kosten decken zu können. Um dieses Thema kümmert sich Jeudyl als Finanzchef der Firma. Er hat sich zudem bereits bei verschiedenen Start-up-Wettbewerben angemeldet, um an Fördergelder zu kommen.

Auch in Deutschland sieht Jeudyl Potenzial. Das Land sei zwar recht sicher, doch auch hier gebe es problematische Gegenden. Er nennt als Beispiele den Bezirk um den Frankfurter Hauptbahnhof und Teile Berlins.

Sicherheit als Marathonlauf

Im Herbst will der junge Geschäftsmann eine Tour durch Spanien machen. Auch dort gibt es Hotspots der Kriminalität: Madrid, Barcelona, Mallorca. Er wird in Gemeinden predigen und zudem auf das Anliegen von mehr Sicherheit aufmerksam machen. Für ihn ist das eine eminent geistliche Frage. Dass es so viel Böses auf der Welt gibt, schreibt er nicht dem Schöpfer der Welt zu, sondern den Menschen. „Wir müssen Werkzeuge benutzen, um die Welt besser zu machen.“

In seiner Freizeit läuft Jeudyl Marathon. Dann trägt er sein Safezone-Shirt, um seine Botschaft unaufdringlich unter die Leute zu bringen. Auch sein Einsatz für mehr Sicherheit in den Straßen der Städte betrachtet er als Marathonlauf. Es braucht einen langen Atem, um Kriminellen die Grundlage für ihre Straftaten zu entziehen.

 

safezone.com.co

 

 

Wie „Null Grad Invest“ Mehrwert schafft

Wie „Null Grad Invest“ Mehrwert schafft

Mit dem neuen Programm „Null Grad Invest“ bindet „Brot für die Welt“ deutsche Unternehmen ein in Klimaprojekte für Menschen in Ländern, die der Klimawandel am stärksten trifft — mit klimagerechten Investitionen, die allen nützen. Wir stellen das Programm vor.

Eigenes Geld verdienen – für viele Frauen in Nordindien eigentlich ein kaum erfüllbarer Wunsch. Auch für Bhagwati Pandey. Aber jetzt ist das anders. „Früher haben wir Frauen nur Hausarbeit gemacht“, sagt sie. „Seitdem wir den neuen Herd haben, haben wir damit begonnen, eingelegtes Gemüse zu verkaufen, weil wir kein Feuerholz mehr in weiter Entfernung sammeln müssen und mehr Zeit haben.“

Statt des traditionellen Holzfeuers, dessen Ruß und Qualm sowohl der Gesundheit als auch dem Klima massiv schadete, nutzen die Familien in ihrem Ort jetzt energieeffiziente Geräte. Nicht nur für Bhagwati Pandey steigert das klimafreundliche Kochen die Lebensqualität und das Familieneinkommen zugleich. Insgesamt sollen 9000 Haushalte in mehr als 250 indischen Dörfern von diesem innovativen Klimaschutzprojekt profitieren.

Nachhaltigkeit erzeugt Mehrwert

Die Projekte aus dem neuen Programm „Null Grad Invest“ von „Brot für die Welt“ sind mit dem Gütesiegel der Gold-Standard-Stiftung ausgezeichnet – wie das von Bhagwati Pandey. Mit „Null Grad Invest“ unterstützen die beteiligten Unternehmen das Ziel, die CO2Emissionen effektiv zu reduzieren und die Erderwärmung kein Grad mehr zu steigern.

„Null Grad Invest“ ist mehr als nur wohlklingende Verpackung. In Zusammenarbeit mit „Brot für die Welt“ engagieren sich verantwortungsbewusste Unternehmerinnen und Unternehmer für die Nachhaltigkeit. Weniger CO2 zu produzieren, ist diesen Unternehmen nicht konsequent genug. Sie wollen auch den Klimaschutz gerade dort regional fördern, wo sich die Folgen am massivsten zeigen. Wer in Ländern wie Indien, Bangladesch, Nepal und Ruanda diese Verantwortung übernimmt, gibt auch ein Versprechen an die Kundinnen und Kunden, aber auch an die eigene Belegschaft ab: Klimaschutz und Klimagerechtigkeit sind in der Firmenphilosophie verankert und werden gelebt.

Der Ansatz des neuen Programms, einen umfassenderen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, folgt auf die ernüchternde Erkenntnis: Um reale Treibhausgasminderungen zu erreichen, genügt die bisherige Kompensationsstrategie nicht. Verschärfte Regulierungen verstärken den Druck, den CO2-Ausstoß auf ein Minimum zu reduzieren. Zudem entwickeln Kundinnen und Kunden ein immer stärkeres Umweltbewusstsein, das ihre Kaufentscheidungen beeinflusst. Der Begriff „klimaneutral“ steht auf dem Prüfstand. Versprechen echter Wirksamkeit

Weltweit übernehmen mehr Unternehmen deshalb Verantwortung, die über die eigenen wissenschaftsbasierten Emissionsminderungspläne in Übereinstimmung mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens hinausgeht. Um langfristig einen Net-Zero Zustand (Globale Netto-Null-Emissionen) zu erreichen, leisten sie außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette einen Beitrag zu hochwertigen Klimaschutzprojekten.

Genau hier setzt das neue Programm an: Unternehmen lösen mit „Null Grad Invest“ das Versprechen echter Wirksamkeit ein – indem sie nicht nur ihre eigenen CO2-Emissionen mindern, sondern auch die der vom Klimawandel besonders hart betroffenen Länder im Globalen Süden.

Glaubwürdigkeit ist gefragt

„Wir wollen Menschen Hoffnung geben und Klimaschutz umsetzen, dafür steht das Projekt als Angebot an Unternehmen“, sagt Martin Krieg, Direktor für Engagement und Kommunikation bei „Brot für die Welt“. „Wir können wirksam etwas tun, denn mit ,Null Grad Invest‘ investieren Unternehmen direkt vor Ort in die Nettoreduktion von klimaschädlichen Emissionen und leisten so einen wichtigen Beitrag für mehr Klimagerechtigkeit.“

„Brot für die Welt“ steht mit der Expertise seiner Partnerorganisationen in über 90 Ländern der Welt vor Ort für kreative Lösungen, wie sich Menschen an die Folgen der Klimakrise anpassen und selbst zur CO2-Minderung beitragen können. Dazu zählen Energieeffizienz im privaten und kleingewerblichen Bereich, aber auch sauberes Trinkwasser, Biogasanlagen und Solarlampen, die Licht zum Lesen und Lernen verfügbar machen. Jedes der geförderten Projekte verbessert nicht nur das Klima, sondern auch das Leben der Menschen in der jeweiligen Region.

„Brot für die Welt“ übernimmt das Management dieser ausgewählten Klimaprojekte in Ländern des Globalen Südens bis zum Erhalt von Wirkungsnachweisen zur Erfüllung der Klimaziele im jeweiligen Land und kümmert sich um das Portfoliomanagement von der Planung bis zum Reporting. Regelmäßige Berichte über Projektaktivitäten und -wirkungen werden bereitgestellt. Dazu zählen auch Informationen über die Menge der erreichten Emissionseinsparungen und die Beiträge, die ein Projekt zu den UN-Nachhaltigkeitszielen liefert.

Neue Job-Perspektiven

Der Bankkredit, den Bhagwati Pandey für ihr neues Geschäft aufnahm, ist schon längst mit dem Gewinn abbezahlt. Darüber hinaus bietet das Programm konkret vor Ort gerade vielen Frauen eine berufliche Chance. In Trainings werden sie in ihren Dörfern beispielsweise zu Fachkräften für die Gesundheitsvorsorge ausgebildet. Zur Auswertung des Projekterfolgs beraten Frauen andere Frauen, ermitteln die Nutzung und den Reparaturbedarf der Kochherde und geben die Daten per Smartphone in eine Datenbank ein. Dadurch können weitere Jobs für Frauen in der Region geschaffen werden. Solche Erfolge sind gute Nachrichten für uns alle und eine flankierende, lohnenswerte Investitionsmöglichkeit in Klimaschutz und Klimagerechtigkeit für unsere Unternehmen.

www.brot-fuer-die-welt.de/spenden/unternehmen/nullgradinvest

 

 

Warum sich Unternehmer sinnvoll begrenzen sollten – Interview mit dem Ermutiger Johannes Warth

Warum sich Unternehmer sinnvoll begrenzen sollten – Interview mit dem Ermutiger Johannes Warth

Er nennt sich Ermutiger – und wer könnte in diesen Krisenzeiten nicht Ermutigung gebrauchen? Johannes Warth hat als Schauspieler und Clown gearbeitet, seit 30 Jahren unterstützt er Unternehmen mit dem ihm eigenen Humor. Im Gespräch mit Marcus Mockler empfiehlt er Führungskräften eine Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt. Und warum er sich als „Schmuggler“ versteht.

Herr Warth, wir haben Wirtschaftskrise, Umweltkrise, politische Krisen – wo bleibt da der Raum für Leichtigkeit?

Indem wir erkennen: Es ging Menschen auf deutschem Boden noch nie so gut wie uns. Unsere Krisen stehen in keinem Verhältnis zu den Krisen unserer Vorfahren. Mein Urgroßvater hat noch im deutsch-französischen Krieg 1870/71 gekämpft. Stell dir vor, du bist 1900 geboren. Das war ein Zeitalter des Aufbruchs, auch kulturell. Das Automobil ist kurz vorher entdeckt worden. Es ging also enorm aufwärts. Doch mit 14 hättest du den ersten Krieg erlebt und wärst vielleicht kurz vor 1918 selbst noch eingezogen worden. Dann kam die Weltwirtschaftskrise, dann kam der nächste, noch größere Krieg. Hättest du den überlebt, wären die Zeiten bis 1952, der Wiederaufbau, sehr herausfordernd gewesen. Es folgte 1961 der Mauerbau, Panzer fuhren auf. Es ist also wichtig, dass wir unsere Zeit in Relation sehen. Das bedeutet nicht, dass wir in allem Hurra schreien. Wir brauchen die Balance zwischen dem, was für uns wirklich ist, und dem, was unsere Existenz bedroht. Viele Baustellen um uns sind nicht existenziell, sondern eher Luxusprobleme.

 

Und wie können wir bei uns den Schalter umlegen?

Das funktioniert durch eine Veränderung des Fokus. Es gibt die biblische Aufforderung, dass wir uns freuen sollen, auch wenn wir in einer schwierigen Situation sind. Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Wenn wir in Dankbarkeit, in Verbindung mit Gott unser Leben sehen, ändert sich die Perspektive. Mein Urgroßvater hatte 18.000 Goldmark im Ersten Weltkrieg als Kriegsanleihe verloren. Das wäre heute ein riesiger Geldbetrag. Und er hat nach dem Verlust gesagt: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, gepriesen sei der Name des Herrn.“ Und dann hat er weiter gearbeitet, in einer dankbaren Haltung.

 

Aufhören mit dem Vergleichen

 

Haben wir nicht ganz andere Sätze verinnerlicht als Dankbarkeit?

Das stimmt. Verabschieden wir uns deshalb von dem Satz „Mehr ist nicht genug“. Dieser Satz treibt viele an. Wir vergleichen uns, und das ist der Anfang des Unglücklichseins. Es gibt immer Leute, die mehr Erfolg haben als wir, mehr Wohlstand, mehr Sicherheiten. Neben denen fühlen wir uns klein. Hören wir damit auf, uns zu vergleichen. Ich habe heute Holz geholt, um einen Zaun zu bauen. Ich empfand eine riesige Dankbarkeit, als ich das ganze Holz geladen hatte. Nun könnte ich natürlich sagen: Wie furchtbar, dass ich den Zaun selber bauen muss, während andere das einfach eine Firma erledigen lassen.

 

Eine Firmenchefin würden sagen: Das hört sich schön an, ober ohne das „Mehr“ kommt meine Firma nicht voran…

Ich stelle manchmal Unternehmern genau diese Frage: Ganz ehrlich, hast du Not? Die meisten Antworten: Nein, überhaupt nicht. Aber das Wirtschaftsdenken heißt: Stillstand ist Rückschritt. Es muss immer noch mehr, noch mehr werden. Das endet nie, und deshalb sind viele unglücklich.

 

Trotzdem gilt der Grundsatz: Firmen müssen wachsen, es muss „mehr“ werden.

Ich war zu Gast in einem Unternehmen, und am Anfang verkündete der Chef: „Das vergangene Jahr war das erfolgreichste unserer Unternehmensgeschichte. Aber da ist noch mehr drin.“ Später sprach ich mit ein paar Mitarbeitern, und die sagten: „Mir steht‘s ganz oben. Wir haben geschuftet wie wild. Und das soll immer noch nicht genügen?“ In der Firma habe ich dann später gesagt: „Ja, hier ist noch mehr drin. Mehr an Werten, mehr an gutem Zusammenhalt, mehr an glücklichen Mitarbeitern. Dann wird es auch ein monetäres Mehr geben.“

 

Künstliche Verlustängste

 

Die Psychologie sagt, unsere Angst vor Verlusten ist stärker als unsere Hoffnung auf Gewinne. Prägt das unsere Zeit?

Verlust wird einem teilweise nur suggeriert. In diesem Jahr berichten die Reisebüros, dass noch nie so viel geflogen wurde wie jetzt. Wenn mein Fokus darauf liegt, noch mal ein paar Urlaubsreisen in ferne Länder zu machen, dann bekomme ich natürlich Angst, dass ich mir die Kanada-Reise nicht mehr leisten kann.

 

Was hat sich in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren in deutschen Firmen verändert?

Optimierung und Gewinnmaximierung sind die Antriebsfedern für viele, und das hat sich noch verstärkt. Wenige trauen sich den Weg des Reduzierten zu gehen. Das ist ein herausfordernder und schwerer Weg. Hier lautet dann das Motto „Weniger ist mehr!“ Und dies wird für viele die einzige Möglichkeit, ihr Unternehmen weiterzuführen – in Bezug auf weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt und darauf, dass jetzt viele auch schon mit 50 aufhören wollen zu arbeiten. Das hat aber dann auch zur Folge, dass du mit denen, die weiterhin für dich arbeiten, besonders gut agieren musst. Hier ist vor allem ein gutes Miteinander angesagt. Nur so kannst Du dann Dein Niveau halten.

 

Heißt das, wir sollten nicht nur nach gesundem Wachstum fragen, sondern auch nach gesundem Schrumpfen?

Zumindest lohnt es sich, darüber nachzudenken. Ich kann gesund verkleinern, indem ich immer wieder die Sinnfrage stelle. Was mache ich hier eigentlich? Und warum? Wem diene ich? Was muss ich wirklich haben, was ist wirklich wichtig? Welche Anschaffungen sind wirklich wichtig, und muss ich dafür sehr viel mehr arbeiten. Brauche ich das wirklich?

 

Erfolg durch Lügen?

 

Was hat sich noch verändert?

In einigen Wirtschaftsbereichen höre ich leider den Slogan: „Seitdem wir lügen, sind wir sehr erfolgreich.“ Das fängt schon bei den Verkaufsstrategien an. Ständig hören wir, wir müssten jetzt sofort bestellen, weil das Angebot in wenigen Stunden ausläuft. Und am nächsten Tag gibt es das wieder. Ich bekam eine Verkaufsmail mit der Überschrift: „Das ist deine letzte Chance. Die letzte Stunde hat für dich geschlagen.“ Ich verfasste eine E-Mail mit der Antwort: „Über die letzte Stunde in meinem Leben bestimmt Gott. Und nicht du.“ Aber eigentlich will ich mich auf diese Art der Werbung gar nicht einlassen, deshalb habe ich die Mail nicht abgeschickt. Für mich selber war es wichtig, sie zu schreiben. Und es wird uns in der Werbung so viel vorgegaukelt. Da ist so viel Lüge.

 

Wenn ich durch Dankbarkeit und Nachdenken wieder mehr Leichtigkeit in mein Leben gebracht habe — wie bringe ich das dann auch in meine Organisation?

Durch die richtige Führung. Viele Führungskräfte sind total überfordert. Vor allem wissen sie oft nicht, wie man richtig kommuniziert. Mitarbeiter beklagen sich: „Mir hat keiner was gesagt, ich habe das nicht mitgekriegt.“ Und dann bekommen sie als Antwort, man habe ihnen doch eine E-Mail geschrieben. Viel besser wäre es, sich mit den Teammitgliedern zu besprechen: „Wo in diesem Projekt siehst du dich?“ Und wenn die Aufgabe für den Mitarbeiter klar ist, hat die Führung dafür zu sorgen, dass ihm die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stehen. Wenn die Führungskraft die Dinge nicht im Vorfeld richtig klärt, muss sie am Ende vieles selber machen.

 

Führung lernen

 

Brauchen unsere Führungskräfte Nachhilfe?

Ich meine, Menschen in Leitungspositionen sollten gute Führungsseminare besuchen. Denn die meisten haben nie Führung gelernt. Das hat in Studium und Ausbildung praktisch keine Rolle gespielt. Führung heißt für viele immer noch: „Ich Chef, du machen.“

 

Das werden Führungskräfte vermutlich nicht gerne hören.

Naja, Mitarbeiter beklagen sich, dass sie nicht informiert seien oder dass sogar ein ganzes Projekt, an dem sie wochenlang gearbeitet hatten, einfach umgestellt oder gestrichen wurde. Im schlimmsten Fall sagt der Chef dann noch den Satz: „Ich bezahle ja die Leute. Die sollen zufrieden sein.“ Das ist eine Katastrophe.

 

Warum?

Stell dir vor, dein Sohn feiert Geburtstag und bittet dich, das Fest zu organisieren. Du übernimmst mit großer Sorgfalt diese Aufgabe, und drei Tage vor dem großen Tag sagt der Sohn: „Papa, wir haben uns das überlegt, ich geh doch lieber mit drei Freunden aus. Danke für deine Arbeit.“ Und ergänzt: „Du kannst ja froh sein, jetzt kostet dich das Fest nichts.“ Das wird dich total traurig machen – und das gesparte Geld ist kein Trost. Du hast dein Herzblut reingesteckt.

 

Engagierte Mitarbeiter, bessere Unternehmen?
10 Gründe, warum Mitarbeiterengagement erheblich zur Unternehmensleistung beiträgt.

23% höhere Rentabilität

18% höhere Produktivität

81% weniger Fehlzeiten

58% weniger Sicherheitsvorfälle im Patientenumfeld

18% geringere Fluktuation (in Unternehmen mit hoher Fluktuation)

43% geringere Fluktuation in Unternehmen (mit niedriger Fluktuation)

28% weniger Schwund (durch Diebstahl)

64% weniger Sicherheitsvorfälle (durch Unfälle)

41% bessere Qualität (weniger Fehler)

10% höhere Kundenloyalität und -bindung

Quelle: © Gallup, Inc. Artikel (2023) Analysiert wurde die Beziehung zwischen Mitarbeiterengagement und Leistungsergebnissen anhand von 456 Forschungsstudien, die in 276 Organisationen aus 54 Branchen und 96 Ländern durchgeführt wurden. Insgesamt wurden dabei die Daten von 2,7 Millionen Mitarbeitern ausgewertet. www.gallup.com/workplace/236927/employee-engagement-drives-growth.aspx

Vorsicht, Jammerlappen!

 

Was sagen Sie einem Menschen, dem gekündigt wird?

Einer meiner Vorträge heißt „FAIRänderung“. Unterzeile: „Manchmal kommt es anders, weil man denkt.“ Wer seinen Job verliert, dem empfehle ich, das FAIR-Prinzip anzuwenden. Schaue auf das, was du kannst, welche Ausbildungen du hast, welche Erfolge du schon gefeiert hast. Schaue nicht auf das, was dir durch die Kündigung verloren gegangen ist, sondern aktiviere dein Netzwerk und sprich mit den Leuten, denen du vertraust, über deine Situation. Frage nach Ideen, Unterstützung, Hilfe beim Bewerbungsschreiben. Diese positive und selbstbewusste Haltung im Blick auf das eigene Können ist auch wichtig im Bewerbungsprozess. Jammerlappen werden ungerne eingestellt.

 

Und wenn ich in der Firma bleibe, obwohl mir der Veränderungsdruck schwer zu schaffen macht?

Auch da ist es wichtig, gut für sich zu sorgen und zu reflektieren. Wo finde ich meinen Platz im Veränderungsprozess? Es gilt der gute Umgang mit der Veränderung nach dem Grundsatz: love it, change it or leave it. Veränderung bringt uns oft aus dem Gewohnten und damit dem Selbstverständlichen, der Komfortzone. Nur außerhalb der Komfortzone findet Wachstum statt. Bin ich jedoch dauerhaft zu weit aus der Komfortzone, bedroht das Stresserleben eine gesunde WorkLife-Balance.

 

Vom Geist der Welt geprägt

 

In manchen christlichen Publikationen konnte man in der Vergangenheit lesen: Christliche Chefs haben es besser, sie haben göttliche Kraftquellen, Inspiration, und so weiter. Machen gläubige Führungskräfte wirklich einen besseren Job?

Bei vielen sehe ich das nicht. Viele sind extrem beeinflusst vom Geist dieser Welt. Und das müssen wir als Christen erkennen: Wir sind in der Welt, aber nicht von dieser Welt. Auch für betriebliche Entscheidungen gilt die Frage: Was hat mich zu diesem Schritt getrieben? Welcher Geist hat mich beeinflusst? in dem Wort „Inspiration“ steckt ja der „Pirat“. Daher sind manche Inspirationen auch verwirrend oder ungut. Erzählt Dir zum Beispiel einer von seinem letzten Urlaub in Costa Rica und schwärmt Dir von den Stränden und dem schönen Leben dort vor, dann nimmt das Besitz von dir und erweckt in Dir ein Bedürfnis, das Du zuvor nicht hattest.

 

Wo könnten die Stärken von Christen in verantwortlichen Positionen liegen?

Ich sehe in der Wirtschaft einige inspirierende Führungspersönlichkeiten, denen es nicht nur ums Geldmachen geht, sondern die echt etwas auf dem Herzen haben, so zum Beispiel die Chefin des Outdoor-Ausrüsters vaude. Die hat die Szene verändert, die möchte etwas bewegen. Das vermisse ich oft bei christlichen Unternehmen, dass sie etwas bewegen wollen, das über einen guten Jahresabschluss hinausgeht. Da gibt es manche, die Geld an christliche Organisationen spenden, und das ist gut. Aber gleichzeitig haben sie total frustrierte Mitarbeiter im Team, die den christlichen Geist im Unternehmen einfach nicht spüren.

 

Den Mitarbeitern dienen Das wollen Sie ändern?

Wir sind eine Gruppe von sechs Trainern, die das Thema „Behalten“ großmachen. Unser Slogan heißt: Vor Recruiting kommt Behalting. Sorge dafür, dass die Menschen bei dir bleiben, dass die gerne in deinem Unternehmen arbeiten. Da gibt es ein paar Eckpfeiler, die man beachten kann. Zum Beispiel Vertrauen. Eine Führungskraft ist eine Vertrauenskraft. Man darf die Menschen nicht an der Nase herum führen. Von ein paar Unternehmern habe ich den Satz gehört: Meine Aufgabe ist auch, dafür zu sorgen, dass es den Mitarbeitern gutgeht. Geht es denen gut, geht’s auch mir gut. Hier wollen wir Führungskräften dienen. Gute Teams sind dann auch ohne Führungskraft in der Lage, Herausforderungen zu bewältigen. Unsere Trainergruppe nennt sich die „Fairforce 43“.

 

Welche Auswirkungen hat Ihr Christsein auf Ihre Arbeit in Unternehmen?

Ich spreche immer von Werten, und meine Werte beruhen auf einem christlichen Verständnis. Da zitiere ich auch die Bibel. Aber ich arbeite natürlich für meinen Auftraggeber. Dessen Anliegen ist bei mir im Fokus, zum Beispiel beim Thema Mitarbeitermotivation oder dem Umgang mit Veränderungen. Wenn ich in einer Kirche spreche, ist das Anliegen, den christlichen Glauben nach außen zu tragen. Ein Trainerkollege sagte neulich: Wir sind Schmuggler. Wir schmuggeln Botschaften, die uns wichtig sind, zu unseren Kunden.

 

Frieden „schmuggeln“ Was schmuggeln Sie?

Ich schmuggle die Botschaft, dass es einen Frieden gibt, der höher ist als alle Vernunft und den es nicht in der Welt gibt. Menschen haben ja eine Sehnsucht nach Frieden und Zufriedenheit. Diesen Frieden bekomme ich durch Gott und durch seine Sicht auf die Welt. Und in vielen Menschen schlummert der Glaube noch, auch wenn die Kirchen Mitglieder verlieren. Ich bekomme oft als Reaktion, dass ich Menschen zu neuem Nachdenken über ihr Leben gebracht habe. Hier wirkt für mich der Heilige Geistes. Das Wort Gottes kommt nie leer zurück. Wir danken für das Gespräch.

 

 

Zum Autor:

Johannes Warth, Jahrgang 1961, wuchs in Oberschwaben auf und arbeitete nach dem Studium der Schauspielkunst zunächst an der Badischen Landesbühne Bruchsal und der Städtischen Bühne Heidelberg. Es folgten Phasen als Clown, Komiker und Entertainer. Seit rund 30 Jahren ist er in Motivationsprozesse und Teamtrainings unterschiedlicher Wirtschaftsunternehmen eingebunden, und er spricht auch bei vielen christlichen Veranstaltungen. Seine zentrale Botschaft lautet: „Sehen und säen Sie das Gute!“

www.johannes-warth.de

 

 

 

„Leben und Glauben zwischen Vermessenheit und Verzagtheit“ – „Mut 2024“ mit 320 Kongressteilnehmern zu Ende gegangen

Schwäbisch Gmünd– Mit dem Appell, Christsein in der Geschäftswelt und am Arbeitsplatz treu und konsequent zu leben, ist der Kongress „Mut 2024“ am Sonntag (29.9.) in Schwäbisch Gmünd zu Ende gegangen. Drei Tage lang befassten sich rund 320 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Kongressmotto „Dein Reich komme – in Wirtschaft, Technologie und Politik“.

Der evangelische Pfarrer und frühere Generalsekretär der Studentenmission Deutschland (SMD), Gernot Spies, entfaltete in zwei Vorträgen und einer Predigt das Kongressthema. Die wichtigste Erkenntnis im Leben eines Menschen laute „Es gibt einen Gott – und ich bin es nicht“, sagte der Theologe. So bewege sich der tätige Glaube zwischen den Extremen der Vermessenheit und Verzagtheit, zwischen „Wir bauen das Reich Gottes“ und „Gott baut sein Reich und wir können nichts tun“. Gottes Zusage und Anspruch an die Glaubenden sei, „Salz“ in der Welt zu sein. Stattdessen beklagten sie zu oft den moralischen Verfall der Gesellschaft. Sie sollten sich heilsam in die Gesellschaft einbringen. „Unsere Welt braucht ansteckende Gesundheit“, betonte Spies.

„ChatGPT würde grün wählen“

Der Konstanzer Informatikprofessor Daniel Keim sieht in der Künstlichen Intelligenz (KI) nach eigenen Worten „großartige Chancen“. So könne die Medizin durch sie erheblich verbessert werden. Das größte Risiko ist derzeit aus seiner Sicht die Manipulation durch Antworten, die KI-Chatbots geben. Solche Chatbots seien beispielsweise politisch einseitig programmiert. „ChatGPT würde in Deutschland die Grünen wählen“, so Keim. An diesem Beispiel werde deutlich, dass durch den massenhaften Einsatz dieser Bots Wahlverhalten und Werte eines Landes verschoben werden können.

Die US-amerikanische Bankerin Kristine Braden empfahl den Gästen mehr Gottvertrauen im Beruf. „Gott kämpft unsere Kämpfe – auch an unserer Arbeitsstelle“, sagte sie. Das Gebet sei der beste Schutz, um auch in herausfordernden Situationen oder bei Problemen im Team einen guten Weg gehen zu können. Sie selbst habe während ihrer Zeit auf den Philippinen im Gegensatz zu anderen Banken verweigert, mit einer korrupten Regierung zusammenzuarbeiten. Als es dann zu einem Regierungswechsel gekommen sei und die neuen Verantwortlichen der Korruption den Kampf angesagt hätten, sei ihre Bank von der Regierung favorisiert worden. Das Festhalten an guten Werten habe sich dann auch wirtschaftlich gelohnt.

Neben den Keynotes gab es zahlreiche Workshops, in den das Kongressthema durch Expertinnen und Experten vertieft wurde, Musik, Theater und verschiedene persönliche geistliche Angebote wie Seelsorge oder „Hörendes Gebet“.
Der Kongress „Mut 2024“ wurde federführend von der Initiative „faktor c“ in Verbindung mit 14 weiteren Organisationen veranstaltet. Er fand zuletzt vor vier Jahren ebenfalls in Schwäbisch Gmünd statt. Ob es einen Folgekongress geben wird, wollen die Verantwortlichen in den kommenden Monaten entscheiden.

“faktor c” hat rund 650 Mitglieder aus Industrie, Dienstleistung, Handel und Handwerk. Vorsitzender ist der Unternehmer Friedbert Gay (Remchingen bei Pforzheim), Geschäftsführer Michael vom Ende (Würzburg), der auch den Kongress leitete.

Internet: www.mut-kongress.de

 

HINWEISE AN DIE REDAKTIONEN:

* Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an „faktor c / Christen in der Wirtschaft e. V.“, Geschäftsführer Michael vom Ende, Tel. 0175 4165261, E-Mail: info@faktor-c.org, Internet: www.faktor-c.org