Unter Druck – Impulse für Unternehmer in herausfordernden Zeiten
2025 ist für viele Unternehmen existenzbedrohlich: Hohe Steuerabgaben, fehlende Fachkräfte, überbordende Bürokratie, steigende Energiepreise bei höheren Lebenshaltungskosten und eine Politik, die in vielen Feldern das Vertrauen der Bürger verspielt hat. Zeitdruck, fachliche Herausforderungen und eine angespannte Team- oder auch Familienatmosphäre erhöhen den Druck ebenso, wie Erwartungen, die schlicht nicht unter einen Hut zu bringen sind. Wie mit diesem Druck am Besten umzugehen ist, erläutert Wirtschaftspsychologin Birgit Bergmann.
Von Birgit Bergmann
Ich werde Sie nicht mit Analysen quälen, was Wirtschaft und Menschen krank macht oder gar wer schuld daran ist. Das lesen Sie an vielen Ecken, mehr oder weniger qualifiziert. Ich stelle die Fragen: Was hält Unternehmen und Menschen angesichts einer Vielzahl von Stressoren gesund? Wie kann es gelingen, im Angesicht widersprüchlicher Erwartungen und manchmal unerfüllbar scheinender Anforderungen Ihr berufliches und privates Umfeld aktiv zu gestalten? Ist es möglich, dabei mit sich und anderen weiterhin gut umzugehen? Hierzu sieben Impulse.
1.Raus aus der Opferhaltung!
Menschen, die Sie lieben, geben Ihnen recht: Sie sind bemitleidenswert, ein Opfer der aktuellen Politik und der vielen herausfordernden Rahmenbedingungen Ihrer Arbeit und auch Ihres Privatlebens. Bitte hören Sie auf, Ihre Lebensgeschichte selbst so zu erzählen. Solange Sie eine Opfergeschichte erzählen, bekommen Sie Streicheleinheiten, bleiben aber in Ohnmacht, Abhängigkeit, nächtlichem Kopfkino und Passivität gefangen.
Sie haben Lebensentscheidungen getroffen, gute und schlechte. Andere auch. Vergeben Sie denen, die Ihnen geschadet haben. Entlassen Sie sie aus Ihren Rachegedanken um Ihres eigenen Friedens willen und auch, damit Sie nicht bitter, einsam und ungenießbar werden! Überlassen Sie diese Menschen Gott und beginnen Sie, selbst wieder Verantwortung für Ihr eigenes Verhalten, gegenüber Familie, Mitarbeitern und anderen Menschen zu übernehmen. Zurück auf Augenhöhe und raus aus der Opferperspektive in aktives gestaltendes Handeln! Und wenn es hängt, suchen Sie sich Hilfe!
2.Gesunde Selbstfürsorge durch Prioritätensetzung und Standortentscheidung
Manchmal ist nicht alles unter einen Hut zu bringen. Hören Sie auf so zu tun, als könnten Sie mit einem Pfeil auf zwei Zielscheiben gleichzeitig die Mitte treffen. Viele Unternehmen verlassen Deutschland. Auch Sie stehen nicht mit dem Rücken zur Wand, sondern haben Optionen. Neue Kooperationen? Innovative Arbeitsfelder? Rationalisierungen? Internationale Kollaborationen, weil Sie nicht mehr alles alleine produzieren können? Oder sollten Sie Ihre Arbeit wie viele andere ins Ausland verlagern? Spielen Sie es durch und treffen Sie eine Entscheidung. Aber jammern Sie nicht.
Wo gehören Sie hin? Wo sehen Sie Ihre Berufung? Gibt es Dinge oder Menschen, die so wichtig sind, dass Wegziehen sowieso immer nur ein Gedankenspiel bleibt? Dann treffen Sie die Entscheidung, mit beiden Beinen zu bleiben, und hören Sie auf damit, immer wieder alles in Frage zu stellen. Wer weiß, Plan B wäre vielleicht auch nicht ideal. Auch dort können sich Hürden auftun. Gott ist mit uns auf den Wegen, die wir gehen.
3.Schleife die Axt
Die Führungsetage ist oft einsam. Sie merken, dass Ihnen zur Sortierung ihrer Gedanken weder Kollegen noch Ihr Ehepartner, sondern ein externer professioneller Sparringspartner guttun würde, der oder die die wirtschaftlichen Realitäten eines Unternehmens samt Spannungsfeldern kennt. Aber die Ressourcen sind knapp. Zu teuer. Keine Zeit. Alles auf Kante genäht. Man muss arbeiten und arbeiten, sonst ist Überleben nicht möglich. Burnout und zwischenmenschliche Konflikte klopfen an die Tür. Aber Sie baggern weiter, Sie müssen retten, was zu retten ist.
Stopp! Halten Sie an. Wenn man viele Bäume fällen muss, lohnt es sich, die Axt zu schleifen. Aus jahrzehntelanger Erfahrung kann ich sagen: Ein gutes Führungscoaching hat genau den Effekt des Axtschleifens. Halten Sie an! Denken Sie nach! Agieren Sie bewusst! Sie sind nicht zum Re-agieren geschaffen. Kehren Sie zurück zur Strategieentwicklung, ins Durchdenken nachhaltiger Szenarien, und erweitern Sie Ihre konstruktiven Handlungsmöglichkeiten.
4.Festhalten an der Berufung
Sie kennen Ihren Auftrag. Wirtschaftliche Herausforderungen wachsen, und die Luft wird dünner. Versuchen Sie das Ganze einmal zu betrachten, anstatt zu bewerten. Lehnen Sie sich zurück und nehmen Sie die Situation beobachtend in den Blick. Wenn die sichtbare materielle Welt in eine unsichtbare geistliche eingebettet ist, müssen wir nicht alles verstehen und können es auch nicht.
Haben Sie die Möglichkeit, durch politisches oder persönliches Engagement schlechte Dinge aufzuhalten? Tun Sie es! Haben Sie die Möglichkeit, Konstruktives zu schaffen? Tun Sie es! Aber wenn beides nicht geht, halten Sie eine Zeit inne. Aus dieser Perspektive können Ideen geboren werden, die verborgen bleiben, wenn Sie im Hamsterrad weiterdrehen. Sie selbst werden – egal in welcher Aufgabe oder Rolle – immer tun, wozu sie geschnitzt sind, in der Familie, der Gemeinde, Ihrem Unternehmen oder in einem neuen Leben, das sich entwickelt. Es ist Zeit die größere Weltsicht einzunehmen. Ihre Zeit steht in Gottes Händen.
5.Gebetsfrühstücke in der Wirtschaft als Säulen in der Gesellschaft
Das Gesundheitswesen folgt wirtschaftlichen Prinzipien, Wirtschaft folgt ideologischen Vorgaben, Kirchliches wird von sozialen Aspekten diktiert. Wissenschaft bedient die Politik, und diese orientiert sich an der Journaille. Die Säulen, die unsere Gesellschaft lange getragen haben, sind brüchig geworden und verrutscht. Umso kostbarer sind Austauschrunden, wo neues Vertrauen wachsen kann. Ich habe religions- und fraktionsübergreifende Frühstückstreffen von Abgeordneten in Deutschland, Europa und Afrika erlebt, mit ernsthaftem Austausch darüber, wie Politiker in Verantwortung vor Menschen und Gott ihre Aufgabe tun können.
Mit derselben Fragestellung tauschen sich im Land Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Wissenschaft aus. Es sind Vertrauensgerüste einer bröckelnden Gesellschaft, die die Kulturprinzipien der Fachdisziplinen wachhalten und dazu beitragen können, Wertvolles zu bewahren oder später neu aufzubauen. Wirtschaft nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten! Es tut gut, in solchen Runden laut zu denken. Wenn Ihnen das unbekannt ist, fragen Sie nach, rufen Sie es an Ihrem Ort ins Leben!
6.Vorbereitung zum Scheitern
Shit happens. It just happens. Dinge passieren, weil wir falsche Entscheidungen treffen oder einfach, weil es dumm läuft. Wir leben in einer „gefallenen“ Welt, einer Welt, in der oft das Böse an den Machthebeln sitzt. Wollen Sie bei bösen Überraschungen Kontrollverlust vermeiden, dann bereiten Sie das Scheitern vor. Definieren Sie für Themenfelder und Lebensbereiche, woran Sie festmachen, dass es rund läuft. Definieren Sie, wann Ihre Ampel von Grün auf Gelb springt und auch, woran Sie konkret wahrnehmen, wenn sie auf Rot gesprungen ist. Definieren Sie im Vorfeld die Reißleine: Was wird bei einer definiert langen Gelbphase die Konsequenz sein, bis Sie oder Ihr Unternehmen sich wieder in einem akzeptablen Zustand befinden? So vermeiden Sie, in den Rotbereich zu schlittern, und Sie bleiben Herr oder Frau der Lage.
7.Voten ihres Fanclubs, der Wolke der Zeugen
Im neutestamentlichen Hebräerbrief finden wir die Aufforderung, mit Ausdauer im Leben zu laufen, weil an Jesus glaubende Menschen von einem Fanclub von Zeugen umgeben seien, die sich im Jenseits gemeinsam über den Balkon lehnen und uns ermutigen: „Auf geht‘s! Du machst das super! Bleib dran!“ Seite an Seite stehen sie mit:
- Noah: Egal, ob du Sinn darin erkennst, mache es, denn es kann dich retten!
- Abraham: Gehe los, auch wenn du das Ziel nicht kennst!
- Sarah: Ich weiß, was es heißt zu warten!
- Hiob: Gott gibt und Gott nimmt. Gepriesen sei der Name des Herrn!
- Mose, ohne zu stottern: Ich traf die Mächtigsten der Welt und sage dir, mit Gott gelingt, was du alleine nicht schaffst!
- Josef: Der Segen Gottes gilt in der Grube, im Palast und im Gefängnis!
- Josua: Auch wenn Gegner übergroß erscheinen, sei mutig und stark und fürchte dich nicht!
- Esther: Gott hat dich hier hingestellt, um deinen Einfluss auszuüben!
Gideon, Barak, Samson, David, Samuel, Timotheus, Barnabas, Johannes, Maria, Paulus und viele andere schauen vom Balkon und feuern Sie an. Ob Sie perfekt sind oder es im Grunde schon an die Wand gefahren haben, egal. „Bleib´ dran und vertraue! Jesus ist die Quelle für dieses Ur- und Gottesvertrauen und er steht auch dafür gerade, dass wir die Reise gut bewältigen!“ Hier finden Sie Vergebung, Rückendeckung, Wertschätzung, Empowerment, Segen.
Birgit Bergmann ist Wirtschaftspsychologin, Unternehmensberaterin und Coach. Die 61-jährige gehörte acht Jahre lang der Bremischen Bürgerschaft an (CDU, später FDP). Sie engagiert sich unter anderem für den Verein „cornerstone domino“ sowie als Prädikantin in der Bremischen Evangelischen Kirche.