Wo christliche Start-ups eine Einstiegshilfe finden

 

Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im vergangenen Jahr 16,8 Prozent mehr Insolvenzen als 2023. Das Land braucht Start-ups: Junge Unternehmen, die Herausforderungen annehmen und mit pfiffigen Produkten und Dienstleistungen neue Kunden gewinnen. Um christliche Start-ups will sich künftig „sinnkubator“ kümmern. Was diese Organisation leisten kann, erläutert ihr geschäftsführender Gesellschafter.

 

Von Jörg Dechert

 

„Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören. Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen“ – als mir dieser Satz des kroatischen Theologen Peter Kuzmic zum ersten Mal begegnet ist, hat er mich gepackt. Und seitdem nicht mehr losgelassen.

Dabei bin ich als Tänzer gar nicht begabt. Da stolpere ich oft über meine Füße (oder die meiner Frau). Aber das ist erstmal nicht so wichtig – solange ich hinhöre, Schritte ausprobiere, mir von anderen abschaue, wie es geht. Solange ich die Blicke der Kritiker am Rand der Tanzfläche ignoriere und das Risiko des Scheiterns eingehe.

Hinhören, ausprobieren, von anderen lernen, seinen Weg finden und mit Leidenschaft dranbleiben – brauchen wir nicht mehr davon in Politik und Unternehmen, in Non-Profit-Organisationen und, ja, auch in den Kirchen? Menschen, die in ihrem unternehmerischen Denken und Handeln Hoffnung auf die Zukunft und Mut zum Tanzen verkörpern?

Das ist für mich eine Zukunftsfrage – für die ganze Gesellschaft, für jede Organisation, und auch für das, was Christenmenschen „Reich Gottes“ nennen.

 

Nächste Unternehmergeneration

Diese Zukunftsfrage beantwortet sich nicht von allein. In unseren christlichen Kirchen und Gemeinden, in Ausbildungsstätten und Organisationen richten wir das Spotlight oft auf theologische Aus- und Weiterbildung, auf geistliche Motivation und Inspiration, auf Führung mit Gebet und christlichen Werten, auf Unternehmerpersönlichkeiten, die Christen sind… all das ist wichtig!

Und wo investieren wir in diejenigen, die das Zeug zum unternehmerischen Denken und Handeln hätten? Wie fördern wir in unserer christlichen Subkultur unternehmerisches Denken und Handeln? Inspirieren wir die nächste Generation von Christinnen und Christen, um der Zukunft willen „tanzen zu lernen“?

Ich glaube, wir können da besser werden. Nein, wir müssen es sogar. Denn die Welt verändert sich schnell, und wer darin wirksam etwas bewegen will, braucht unternehmerisches Denken und Handeln. In etablierten christlichen Organisationen tun wir uns da doch oft schwer, die nächste Generation darin zu fördern, neue und sinnstiftende Ideen an den Start zu bringen.

Inkubator für christliche Start-ups

An dieser Stelle setzt sinnkubator an. Der Impuls dafür stammt übrigens aus einer etablierten Organisation: Als Vorstände von „ERF – der Sinnsender“ hat Christian Kolb und mich schon länger die Frage bewegt, wie man Innovation, Experimentierfreude und unternehmerisches Denken und Handeln systematisch besser fördern kann.

Nach viel Konzeption und Reflexion mit anderen Leitungsverantwortlichen, mit ehemaligen Gründerinnen und Gründern, mit Unternehmerinnen und Unternehmern und den beteiligten Gremien war irgendwann klar: Wir wagen den Versuch. Wir bauen einen Inkubator für christliche Start-ups: den sinnkubator.

Und so haben am 19. Dezember 2024 acht Gesellschafter gemeinsam die sinnkubator gGmbH gegründet. Mit dabei sind die ERF Stiftung, eine Agentur für Marketing und Kommunikation, eine Personalberaterin, ein Manager aus der Tech-Branche, zwei Unternehmer, eine Projektagentur und ich als  geschäftsführender Gesellschafter.

 

Zwei Jahre Begleitung

sinnkubator ist kein Geldgeber oder Investor mit Gewinnabsicht, sondern eine gemeinnützige Beratungs- und Begleitagentur. Wir wollen helfen, unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern, Christinnen und Christen mit Gründungspotential zu begleiten – und ihre Ideen der nächsten Generation zum Fliegen zu bringen. Das tun wir auf fünffache Weise:

´ Wir fördern unternehmerisches Denken und Handeln im christlichen Kontext – in Zusammenarbeit mit Ausbildungsstätten, Gemeindeverbänden, über Medien und Events und überall dort, wo es thematisch um Mut, Hoffnung und Zukunft geht.

´ Wir suchen Menschen, die Gründerpotential in sich tragen, auch wenn ihnen das selbst vielleicht noch gar nicht bewusst ist. Menschen, die eine vielleicht noch unreife Idee für das Reich Gottes haben, die Wachstumspotential hat und nicht regional begrenzt ist. Menschen, die in ihrem Umfeld kaum Support für die unternehmerische Verwirklichung ihrer Idee erfahren.

´ Wir begleiten ausgewählte Menschen für einen Projektzeitraum von zwei Jahren bei der Verwirklichung ihrer Idee. Wir beraten in Strategie, Marketing, Selbstführung und vielem mehr bis hin zum Aufbau eines eigenständigen Projektfundings. Wir unterstützen mit Netzwerk, Medienreichweite, Back Office Services, Workspace und einem temporären rechtlichen Rahmen für das jeweilige Projekt.

´ Wir arbeiten dabei mit konkreten Entwicklungszielen, professionellem Controlling und in Zusammenarbeit mit Förderern, die das Projekt finanziell unterstützen. Wir zielen auf Wirksamkeit, Effizienz und intensive Zusammenarbeit mit anderen Personen, Initiativen und Organisationen.

´ Im Erfolgsfall unterstützen wir nach zwei Jahren eine Ausgründung oder ein Andocken an eine etablierte größere Organisation.

Gesucht: Gleichgesinnte

Ich glaube, die Zukunft verlangt viel radikalere Formen der Zusammenarbeit im christlichen Bereich und darüber hinaus, als wir das aus den letzten dreißig Jahren kennen. Dazu möchten wir mit sinnkubator alle einladen, die unsere Vision teilen: Vielleicht weil sie Gründungspotential in sich tragen und eine Idee, die sie mit unserer Unterstützung in die Wirklichkeit führen könnten. Oder weil sie als Förderer genau solche Menschen und Projekte unterstützen möchten. Oder weil sie als Partner im Netzwerk Kompetenzen und Learnings teilen wollen.

Die Zukunft wird spannend, denn sinnkubator ist selbst ein Start-up. Hinhören, lernen, ausprobieren – diese Haltung wollen wir nicht nur fördern; diese Haltung brauchen wir auch selbst. Niemand von uns Gesellschaftern kann garantieren, dass unsere Vision Wirklichkeit werden wird.

Aber wir haben den Eindruck, dass wir die Musik der Zukunft gehört haben. Und wir sind entschlossen, den Schritt auf die Tanzfläche zu wagen.

 

 

 

www.sinnkubator.de

 

 

 

Schreibt man das echt groß? Nach allem was ich weiß, klein.

Top Ten Fails einer Gründung

Was neue Projekte häufig scheitern lässt

 

  1. Kein klares „Why“
    Das Start-up löst ein Problem, das entweder nicht existiert oder für die Zielgruppe eigentlich irrelevant ist.
  2. Liebe zur eigenen Idee, keine Ahnung vom Markt

Unzureichende Kenntnis der Zielgruppe, des Marktes oder der Wettbewerber.

  1. Zu viel Fokus auf das Angebot oder Produkt

Zu viel Zeit wird in die Perfektionierung des Angebots oder Produkts gesteckt, ohne es frühzeitig bei denen zu testen, für die es gedacht ist.

  1. Schlagseite im Team

Das Gründungsteam ist in seinen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten nicht breit genug aufgestellt, wesentliche Entwicklungsaspekte bleiben unterbelichtet.

  1. Finanzielles Wunschdenken

Zu optimistische Finanzprognosen, fehlende Reserve für unerwartete Ausgaben.

  1. Produzentensicht

Ein gutes Angebot oder Produkt wird entwickelt, aber es wird nicht ausreichend kommuniziert und vermarktet.

 

  1. Kein Fokus auf den Kunden

Entscheidungen werden aus der Gründerperspektive getroffen, ohne die Bedürfnisse und die Perspektive der Kunden zu berücksichtigen.

 

  1. Unpassendes Timing

Entweder wird das Angebot, bzw. Produkt überhastet auf den Markt gebracht, oder die Zeit bis zur Markteinführung ist zu lang.

 

  1. Unzureichendes rechtliches Fundament

Ignorieren von rechtlichen Anforderungen, Verträgen oder Datenschutzbestimmungen.

  1. Zu wenig Resilienz und Flexibilität

Festhalten an allen Details der ursprünglichen Idee, selbst wenn sie nicht funktioniert.

 

Jörg Dechert,
Jahrgang 1971, ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und promovierter Physiker. Er betätigt sich als Blogger, Podcaster und Speaker. Von 2014 bis 2024 war er Vorstandsvorsitzender von ERF Medien. Er hat sich intensiv mit den Themenfeldern Medien, Leitung, Veränderung und Organisationsentwicklung auseinandergesetzt. Er ist Mitgründer und seit 2025 geschäftsführender Gesellschafter der Neugründung sinnkubator gGmbH.